Buch zeigt Architektur im „Schwarzen Wien“
Die Errichtung des Ständestaats kennzeichnet zugleich das Ende des „Roten Wien“ der 20er-Jahre. „Man wollte der Stadt einen eigenen Stempel aufdrücken, das sieht man einerseits im Wohnbau, wo die Bauten doch sehr sachlich glatt sind, in Anlehnung an das rote Wien. Andererseits gab es Monumentalbauten, wie die RAVAG - das ist die österreichische Radio-Verkehrs-AG - wo man versucht hat, wichtige Institutionen für den Ständestaat sichtbar zu machen“, erklärt der Autor und Historiker Andreas Suttner in seinem neuen Buch.
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Auto soll von Stadtplanung profitieren
Das Funkhaus in der Argentinierstraße - in dem die RAVAG und heute Teile des ORF untergebracht sind - ist der einzige austrofaschistische Monumentalbau, der fertiggestellt wurde und heute noch steht. Er besticht durch eine sachliche Fassade und ein überhöhtes Gebäude. Architekt war Clemens Holzmeister, der einer der Stararchitekten der Zeit war.
Die Stadtplanung in den Jahren 1934 bis 1938 hatte vor allem ein Ziel: In den Vordergrund sollte das Auto rücken, eine verkehrsgerechte Stadt sollte entstehen, erklärt Suttner: „Es gab internationale Strategien, den Autoverkehr zu befördern, den Individualverkehr. So war es auch in Wien. Sofort nach 1934 hat der Bürgermeister ein Sofortprogramm gestartet, das hat den Straßenbau inkludiert.“
„Man sieht die zwei Kernprojekte des Straßenbaus heute noch in der Höhenstraße und der Wientalstraße.“ Ein weiteres Projekt: Die Reichsbrücke sollte den Autoverkehr fördern und Wahrzeichen sein. Sie wurde 1937 feierlich eröffnet.
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Kirche in den Mittelpunkt stellen
Die Kirche und der Ständestaat sind eng verknüpft, so Suttner: „Die Kirche hatte die Aufgabe, diese Massensbasis mit Weihungen, mit kirchlichen Feiertagen, die begangen werden, nach außen zu transportieren. Man sollte sehen, dass die Massen hinter der Kirche stehen. Die Kirche war deshalb im Ständestaat enorm wichtig, das hat sich auch im Kirchenbau niedergeschlagen.“
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Buchhinweis:
„Das Schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat 1934-1938“, 288 S., Böhlau Verlag
Die Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche im 15. Bezirk wurde ebenfalls von Clemens Holzmeister errichtet. Heute ist es die Pfarre Neufünfhaus. Sie ist eine von zehn Kirchen, die in dieser Zeit errichtet wurden.
In den Gemeindebauten, wie im Sandleitenhof in Ottakring, installiert der Ständestaat Notkirchen. In Favoriten steht heute noch eine Antwort auf den Gemeindebau des roten Wiens: Ein so genanntes Familienasyl mit Notwohnungen für arbeitslose Menschen und viel christlicher Symbolik. Bei der Symbolik bleibt es auch weitgehend - in vier Jahren entwickelt die Architektur des Ständestaats kaum eigenen Stil.