Gehörlose Lehrerin wird nicht gekündigt

Nach Protesten hat der Wiener Stadtschulrat am Montag die geplante Kündigung einer gehörlosen Lehrerin zurückgenommen. Die Frau darf nun auch teilweise an der bisherigen Schule in Rudolfsheim-Fünfhaus bleiben.

Die Lehrerin unterrichtet im Zentrum für Inklusion und Sonderpädagogik in der Zinckgasse in Rudolfsheim-Fünfhaus schwerhörige und gehörlose Kinder in Gebärdensprache. Im nächsten Schuljahr bestehe kein Bedarf mehr, das hatte Wolfgang Gröpel vom Wiener Stadtschulrat Montagmittag gegenüber „Radio Wien“ gemeint.

Als Grund nannte er, dass es dann an der Schule keine gehörlosen Kinder mehr gebe, sondern nur hörbeeinträchtigte - für die Lehrerin sei ein anderer Einsatzort in einer der 600 Integrationsklassen in Wien geplant. Die Lehrerin hat aber bisher noch kein Schreiben über ihren zukünftigen Schulstandort erhalten, sagte sie gegenüber „Radio Wien“.

Kündigung schon ausgesprochen

Am Montagnachmittag hieß es dann aus dem Stadtschulrat, dass die Lehrerin doch weiterhin am Zentrum für Inklusion und Sonderpädagogik unterrichten darf. Demnach soll es laut „Radio Wien“ zwei Angebote geben: Entweder die Lehrerin nimmt eine neue Vollzeit-Beschäftigung an einer anderen Schule an oder sie bleibt für zehn Stunden an ihrer derzeitigen Schule und arbeitet die restlichen zwölf Stunden an einer anderen.

Damit wurde auch die vollständige Kündigung mit 3. September zurückgenommen, die der Stadtschulrat in einem Mail im April für alle Schulstandorte ausgesprochen hatte. Begründet wurde das damals mit Bedarfsmangel: „Trotz intensiver Bemühungen ist es uns leider nicht gelungen, eine alternative Einsatzmöglichkeit für Sie zu finden.“

Elternvertreterin für weitere Anstellung

Dass die Lehrerin abgezogen werden sollte, hatte auch Katharina Wegan, Elternvertreterin im Zentrum für Inklusion, kritisiert. Unterricht in Gebärdensprache sei wichtig, dieser sorge für Sicherheit auch für „nur“ hörbeeinträchtigte Kinder: „Dann kann ich mich versichern, in Gebärdensprache, ob ichs richtig verstanden hab. Ein Hörapparat ist nur Prothese und funktioniert nicht dauernd.“

Unterstützung kam auch von Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderung. „Für die gehörlosen Kinder ist der Unterricht durch ihre gehörlose Lehrerin ein Vorzeigebeispiel, wie trotz Behinderung ein erfolgreicher Karriere-Weg gelingen kann“, so Huainigg.