„identities“: Feminismus, Mut und nackte Männer

Männer im Sexclub, eine lesbische Polizistin, die mit Diskriminierung kämpft oder ein junger Mann, der früher ein Mädchen war: Rund 90 Filme zu queeren Themen zeigt "identities“ ab 8. Juni. Das Festival will „aufrütteln“.

„Es geht immer wieder um Gleichstellung. Es geht darum, Veränderungen im Kopf und im Gefühl bei allen Menschen zu erzeugen, dass wir nicht unterscheiden zwischen ‚wir und die Anderen‘“, sagt Festivalleiterin Barbara Reumüller gegenüber wien.ORF.at.

Am 8. Juni startet das Filmfestival mit der israelisch-französischen Produktion „Bar Bahar“ im Gartenbaukino. Der Film zeigt „den täglichen Balanceakt dreier palästinensischer Frauen in Tel Aviv zwischen Tradition und Moderne, Nationalität und Kultur, Gefolgschaft und Freiheit“.

"Bar Bahar (In Between)" eröffnet das Filmfestival "identities"

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„Bar Bahar (In Between)“ eröffnet „identities“

Schwerpunkt auf Feminismus und Zivilgesellschaft

Es würden nicht nur alternative Lebensmodelle wie beispielsweise zwischen Mann und Mann und Frau und Frau oder Identitätsfragen thematisiert, sondern auch Politik und Wirtschaft, Familie und das Zusammenleben oder das Älterwerden, sagt Reumüller über die Filmauswahl.

„Wir wollen alle aufrütteln. Alle, die an einer feministischen Perspektive interessiert sind, an einer gerechten, gleichberechtigten Zivilgesellschaft, an vielfältigen Identitätsmöglichkeiten. Das Festival richtet sich an alle, die an dieser Gesellschaft mitarbeiten wollen“, so die Festivalleiterin.

Théo et Hugo dans le même bateau (Paris 05:59)

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„Theo et Hugo dans le meme bateau“ sorgte bei der Berlinale für Begeisterung

Dazu haben die Festivalmacher den Schwerpunkt in diesem Jahr auf Feminismus und Zivilgesellschaft gelegt. Am 13. Juni wird „Frauen im Journalismus“ von Elisabeth T. Spira gezeigt. Spira ging 1977 der Frage nach, wie es Frauen in einem „Männerberuf“ geht. Im Anschluss läuft in Anwesenheit von Christine Delphy „Je ne suis pas feministe, mais... (I’m Not a Feminist, But...)“.

Auch Animationsfilme für Kinder

Einen Justizskandal bringt „Southwest of Salem“ auf die Leinwand. Vier lesbische Frauen werden angeklagt, zwei Mädchen missbraucht zu haben. Ohne stichhaltige Beweise werden die Frauen verurteilt. In „Dohee-Ya“ aus Südkorea wird eine lesbische Polizeibeamtin zwangsversetzt und hat am Ende ein ganzes Städtchen gegen sich. In „Theo et Hugo dans le meme bateau (Paris 05:59)“ treffen die Körper von Theo und Hugo in einem Sexclub aufeinander. Es folgt eine der vermutlich längsten Sexszenen in einem Spielfilm, die den Anfang einer Liebesgeschichte markiert.

"Miss Mona" wird zum 30. Jubiläum bei "Identities" gezeigt

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„Miss Mona“ wird zum 30. Jubiläum des Films gezeigt

„Mächtig stolz“ ist Reumüller auch, am 15. Juni „Miss Mona“ zeigen zu können, handelt es sich doch um das 30-jährige Jubiläum des Films. Unsichere Gelegenheitsjobs, Angst vor der Polizei und der Traum einer geschlechtsangleichenden Operation stehen im Mittelpunkt.

Der Film "Mathias" von Clara Stern wird bei "identities" gezeigt

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„Mathias“ von Clara Stern. Die Filmemacherin kommt zur Wien-Premiere

Bei der Programmschiene „Krake“ werden Animationsfilme für Kinder gezeigt. Auch Beiträge von Filmhochschulen (etwa „Mathias“ und „Zwielicht“ am 12. Juni) und zahlreiche Kurzfilme sind programmiert. In „Mathias“ beginnt der gleichnamige Hauptdarsteller einen neuen Job in einer Speditionsfirma. Dass er früher Magda geheißen hat, wissen seine neuen Arbeitskolleginnen und -kollegen nicht. Am 18. Juni, einen Tag nach der Regenbogenparade, endet das Festival nach elf Tagen im Metro Kino.

Kurzfilmprogramm bei Identities - Ausschnitt aus "Heimat XXX"

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„Heimat XXX“ läuft im Kurzfilmprogramm „Boy Shorts“

Festival bringt „rund 10.000“ Leute ins Kino

Das Festival, das 1994 ins Leben gerufen wurde, findet alle zwei Jahre statt. Im Jahr 2015 wurden „rund 10.000 Kinobesucherinnen und -besucher“ gezählt, sagt Reumüller. Und sie hofft auch für die kommende Ausgabe auf volle Kinosäle, denn der Vorverkauf sei sehr gut gestartet. „Wir hatten mehr Andrang denn je. Wir haben gut ein Drittel der Karten nach drei Tagen vergeben. Es kann nicht so schlecht werden, wenn uns nicht eine Hitzewelle dazwischen kommt“, so Reumüller.

"Io e lei (Me, Myself and Her)"

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Wegen großen Andrangs: Zusatzvorstellung für „Io e lei (Me, Myself and Her)“

Eine Neuerung gibt es bei den Filmpreisen, die das Festival vergibt. Man habe die Jury abgeschafft. „Das Publikum vergibt alle Preise“, sagt Reumüller. Am Abschlusstag wird der beste Langfilm, der nicht älter als zwei Jahre ist und seine Premiere in Österreich hat, gekürt. Dotiert ist dieser Publikumspreis mit 1.500 Euro. Zusätzlich gibt es einen Kurzfilm-Publikumspreis, für den es 500 Euro gibt.

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