Bundesärztekammer: Szekeres kandidiert

Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer, will auch in der Bundesvertretung der Ärzte an die Spitze. Artur Wechselberger, bisher Bundesobmann der österreichischen Ärztekammer, kandidiert nicht mehr.

Szekeres bestätigte am Dienstag, dass er bei der Wahl im Rahmen der konstituierenden Vollversammlung der österreichischen Ärztekammer am 23. Juni antreten wird. „Es kann schon sein, dass ich gewählt werde. Ich würde nicht antreten, wenn ich mir nicht Chancen ausrechnen würde“, so Szekeres.

Thomas Szekeres nach der Wahl zum Präsidenten der Wiener Ärztekammer am Dienstag, 02. Mai 2017, in Wien

APA/Punz

Der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres steht nächste Woche auch bei der Wahl zum österreichischen Ärztekammerpräsident in der Favoritenrolle

Wechselberger kandidiert nicht mehr

Der bisherige Präsident Artur Wechselberger geht von einem Sieg für Szekeres aus. „Dr. Szekeres dürfte, was die Vorbesprechungen ergeben haben, eine hohe Akzeptanz erwarten dürfen“, sagte Wechselberger gegenüber der APA. Ein aussichtsreicher Kandidat sei Szekeres allein dadurch, weil er in Wien Präsident der Kammer sei: Schließlich würden die Stimmen in der Vollversammlung nach der Zahl der Ärzte im Bundesland vergeben. „Wien hat ein Drittel aller Ärzte, also hat er ein Drittel aller Stimmen.“

Dass Szekeres im Gegensatz zu ihm als Bürgerlichen aus dem SPÖ-Lager kommt, sieht Wechselberger nicht als Problem. „Die Österreichische Ärztekammer war immer gut beraten, die Parteipolitik aus der Standesvertretung herauszuhalten. Ich habe das streng so vertreten, und meine Vorgänger auch.“ Wechselberger selbst wird sich kommende Woche nicht der Wiederwahl stellen: „Für mich ist das schon längere Zeit vom Tisch.“ - mehr dazu in Ärztekammer-Wahl: Wechselberger tritt nicht an (tirol.ORF.at).

Wiener Präsident trotz Platz zwei

Szekeres wurde erst kürzlich ein weiteres Mal in Wien an die Spitze der Interessensvertretung gewählt, obwohl er bei der Kammerwahl wieder nur den zweiten Platz erringen konnte. Szekeres schaffte es einmal mehr, eine Koalition zu schmieden und den Wahlgewinner - Johannes Steinhart von der ÖVP-nahen Ärztevereinigung - als Präsident zu verhindern - mehr dazu in Szekeres bleibt Ärztekammer-Präsident und Ärztekammer-Wahl: Szekeres auf Platz zwei.

Der heute 55-Jährige übte ab 2007 in der Kammer die Funktion des Vizepräsidenten aus. Dass mit ihm zu rechnen ist, wurde spätestens klar, als er als Betriebsrat im Wiener AKH Proteste organisierte. Das Thema - es ging unter anderem um Dienstzeiten - sollte ihn noch länger beschäftigen. Dass er den Bund (der für die Medizinische Universität zuständig ist, die die AKH-Ärzte stellt) dazu brachte, Extra-Geld locker zu machen, wurde auch als sein persönlicher Erfolg gewertet.

Bei der Kammerwahl 2012 schaffte er es als Spitzenkandidat der SPÖ-nahen Ärzte trotzdem nicht, die VP-nahe Ärztevereinigung zu bezwingen. Was ihn nicht daran hinderte, dank Geschick bei den Koalitionsverhandlungen als Präsident aus der Vollversammlung hervorzugehen. Sein Herausforderer Johannes Steinhart hatte - so wie 2017 wieder - das Nachsehen - mehr dazu in Ärztekammer: Szekeres ist Präsident (wien.ORF.at; 7.5.2012).

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres und Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely

APA/Herbert Pfarrhofer

Verhandlungen mit der früheren Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) gingen mehrmals in die Verlängerung

Lange Verhandlungen zu Arbeitszeit

Im Mittelpunkt seiner ersten Amtszeit des Wiener Ärztekammerpräsidenten stand die Auseinandersetzung um die Umsetzung des neuen Arbeitszeitgesetzes in den städtischen Spitälern. Die Konfrontation wurde zwar von gelegentlichen Einigungen unterbrochen, diese wurden meist aber rasch wieder verworfen. So wurde etwa nach mühsamen Verhandlungen mit der Stadt Anfang 2015 ein Pakt vorgelegt - der das glatte Gegenteil von einem Schlussstrich war.

Denn im März 2015 lehnten die Mediziner des Krankenanstaltenverbundes (KAV) das Resultat ab. Es hätte eine Anhebung der Grundgehälter, die Umstrukturierung der Dienstzeiten sowie eine Reduktion der Nachtdienste vorgesehen. Eine im Zuge der Strukturreform angekündigte Einsparung von Dienstposten sorgte aber für Unmut - der sich kurzfristig auch gegen Szekeres, der die Einigung mitverhandelt und abgenickt hatte - richtete. Auf Nachverhandlungen erfolgten neuerliche Abstimmungen, etwa in der Kurie der angestellten Ärzte, die ebenfalls keine Zustimmung erteilte.

Im September 2016 demonstrierten die Ärzte gegen die Reduktion von Nachtdiensten in den KAV-Spitälern

Aus für Mitgliedschaft bei SPÖ

Der Protest verlagerte sich zunehmend auch auf die Straße, wobei zunächst „nur“ demonstriert wurde. Erst im September 2016 wurde erstmals ein Warnstreik samt Kundgebung am Stephansplatz abgehalten, wobei in erster Linie der geplante Entfall von Nachtdiensten bekrittelt wurde. Die damalige Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) machte aus ihrem Groll gegen Szekeres irgendwann keinen Hehl mehr - mehr dazu in Wehsely: Ärztekammer-Streik ist „Wahlkampf“ und Wehsely will Absage des Ärztestreiks.

Pikant war dabei die Tatsache, dass Szekeres als roter Vertreter ins Rennen gegangen war. Die Freude über den möglichen neuen Verbündeten, der die Vorherrschaft der Schwarzen in der Wiener Kammer beendet hatte, währte aber nur kurz. Und auch Szekeres selbst zog die Konsequenz: Er stellte seine Parteimitgliedschaft im Juni 2015 ruhend. „In meiner Funktion bin ich kein Parteipolitiker, sondern ich habe alle Ärzte zu vertreten. Ich habe das Gefühl, dass das innerhalb der SPÖ nicht ganz verstanden wird“, stellte er klar.

Thomas Szekeres wurde am 6. April 1962 in Wien geboren. Sein Medizinstudium schloss er 1988 ab. 1994 begann er als Facharzt für Labordiagnostik zu arbeiten. 1997 wurde er zum außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Er arbeitet im Zentrallabor des AKH, sein Spezialgebiet ist dabei die Krebsforschung.

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