Abwäscher bis Zwergin: Personal am Wiener Hof

Von A wie Abwäscher bis Z wie Zwergin haben Forscher der Universität Wien erstmals fast lückenlos das Personal des Wiener Hofs des 18. Jahrhunderts erschlossen. Die Datenbank umfasst mehr als 6.000 Personen und über 1.000 Ämter.

Eine Anstellung bei Hofe war begehrt. Wer dort einen Job haben wollte, musste schriftlich beim „Büroleiter“ mit Angaben zu Herkunft und Qualifikation ansuchen. Diese Anträge sowie Daten zur Bezahlung und Pensionierung wurden in den sogenannten Hofprotokollen festgehalten, berichtet der Wissenschaftsfonds FWF, der das Projekt gefördert hat.

Dabei spielten nicht nur die fachlichen Kompetenzen, sondern auch die Familienangehörigkeit eine Rolle. „Der Vorteil einer Anstellung bei Hof war, dass Berufsperspektiven gegeben waren und nachvollzogen werden konnten“, erläuterte Martin Scheutz vom Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Man hatte mit zunehmendem Dienstalter Aufstiegsmöglichkeiten. Diese Karriereschritte sind ebenfalls Teil der Datenbank.

Hofburg Präsidentschaftskanzlei

ORF.at/Roland Winkler

6.229 Angestellte in den Jahren von 1711 bis 1806 erfasst

Nur ein Prozent davon war weiblich

Von 1711 bis 1806 sind nun 6.229 Personen in 1.085 Ämtern systematisch erfasst, nur ein Prozent davon war weiblich. Neben den Hofprotokollen bezogen die Forscher ihre Informationen auch aus den jährlich erschienenen Hofkalendern, die ein Verzeichnis des Hofpersonals enthielten.

„Auf diese Weise lassen sich größere strukturelle Veränderungen in der höfischen Organisation erkennen“, so Scheutz. So wurden beispielsweise unter Maria Theresia Bereiche wie Musik, Theater und Jagd zugunsten der Versorgung, Verwaltung und Sicherheit reduziert. Unter Joseph II wurden Einsparungen vorgenommen - nach seiner Herrschaft wuchs der Hof wieder.

Straffe Organisation und Mitarbeiterführung

Beeindruckt hat Scheutz dabei unter anderem die straffe Organisation und Mitarbeiterführung: Zur Sicherung der Abläufe inklusive der Planung diverser Notsituationen brauchte es viel Know-how und eingespielte Teams. Um etwa öffentliche Auftritte mit Tausenden Personen zu organisieren, bedurfte es monatelanger Vorbereitungszeit. „So etwas hat wie am Schnürchen funktioniert“, so der Historiker. Schon der Umstand, dass vieles verschriftlicht wurde, zeige das hohe Maß an Professionalität.

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