Lebenslange Haft für Polizisten

Wegen zweifachen Mordes ist ein 24-jähriger Polizist am Donnerstag im Wiener Landesgericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Mann gestand, seine Freundin und seinen kleinen Sohn getötet zu haben.

Damit entschieden sich die Geschworenen einstimmig für die von der Staatsanwältin geforderte Höchststrafe. Verurteilt wurde der 24-Jährige auch wegen Schwangerschaftsabbruchs ohne Einwilligung der Schwangeren. Die getötete 25-Jährige war im fünften Monat schwanger. Zudem muss er ihrer Familie die Begräbniskosten und einen Trauerschaden von insgesamt 70.000 Euro bezahlen.

Angeklagter vor Gericht

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Der 24-Jährige erhielt die Höchststrafe

Der Verurteilte erbat sich drei Tage Bedenkzeit. Staatsanwältin Karina Fehringer verzichtete auf Rechtsmittel. Erschwerend wurde das Zusammentreffen mehrere Straftaten gewertet, führte der vorsitzende Richter Stefan Apostol aus. Zudem habe der 24-Jährige seinen Sohn „besonders grausam“ und „qualvoll erwürgt“. Mildernd waren der bisher tadellose Lebenswandel und sein reumütiges Geständnis. Wenn dieses Urteil in Rechtskraft erwächst, bedeutet das für den suspendierten Polizisten den Amtsverlust.

Polizist zu lebenslanger Haft verurteilt

Der Polizist, der seine schwangere Freundin und seinen Sohn getötet hat, ist zu lebenslanger Haft verurteilt worden. hinzu.

Tötung „einer Hinrichtung gleichgekommen“

Der gebürtige Steirer verfolgte die Schlussplädoyers beinahe reglos auf der Anklagebank. Die Tötung seiner Lebensgefährtin sei „einer Hinrichtung gleichgekommen“, sagte Staatsanwältin Fehringer. Die Entscheidung, am nächsten Tag seinen 22 Monate alten Sohn zu töten, sei allein „sein Wille“ gewesen.

„Der Angeklagte hat bis zuletzt noch versucht, die Tat insofern zu rechtfertigen“, so die Staatsanwältin, als er versucht habe, ein schlechtes Bild von der 25-Jährigen zu vermitteln. „Die Frage nach dem Wieso wird in diesem Fall ungeklärt bleiben“, sagte Verteidiger Ernst Schillhammer. Er forderte die Geschworenen auf, „das rein Emotionale und nicht Sachliche auszublenden“ und sowohl Erschwerungs- als auch Milderungsgründe zu berücksichtigen.

Keine psychische Erkrankung festgestellt

Der Große Schwurgerichtssaal war am Donnerstag brechend voll. Sogar die Zuschauergalerie musste geöffnet werden. Der Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp führte in seiner Expertise aus, dass die Frau durch einen gezielten Kopfdurchschuss gestorben sei. Sie habe keine Verletzungen an den Händen gehabt, die auf Abwehrspuren hinweisen würden. Der psychiatrische Gerichtssachverständige Karl Dantendorfer stellte beim Angeklagten keine psychische Erkrankung fest. „Eine verminderte Impulskontrollsituation war gegeben, das mag schon sein.“

Viele Leute warten auf Einlass in Saal

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Das Interesse an dem Prozess war groß

Frau mit Dienstwaffe erschossen

Am 2. Oktober 2016 soll der Mann seine Freundin in der gemeinsamen Wohnung in Wien-Margareten mit seiner Dienstwaffe erschossen haben. Am Tag darauf soll er dann das gemeinsame, damals knapp zweijährige Kind erwürgt haben. Die Leichen versteckte er laut Anklage vorerst im Keller und vergrub sie dann in seiner steirischen Heimatstadt Trofaiach - mehr dazu in Polizist tötet Schwangere und Sohn.

Über Datingportal kennengelernt

Das Paar hatte sich im Jänner 2014 über ein Datingportal kennengelernt, nur ein halbes Jahr später wurde die Frau schwanger. Als der Mann im Oktober 2015 in den Polizeidienst übernommen wurde, fehlte ihm zunehmend Zeit für seine Familie. Die gebürtige Kärntnerin habe sich nach dem Umzug nach Wien nur schwer einleben können, sie habe mehr Aufmerksamkeit von ihrem Lebensgefährten gewollt, der dieses Verhalten zunehmend als „lästig“ empfunden habe, sagte die Anklägerin.

„Sie war fixiert auf mich“, sagte der Angeklagte über seine Lebensgefährtin. Gefühle für sie habe er nur am Anfang gehabt. „Ich wollte keine perfekte, aber eine normale Familie haben und für mein Kind da sein, deswegen habe ich nicht aufgegeben“, sagte er. Warum er seine schwangere Freundin und den Sohn getötet hat, „ist für mich unverständlich, nicht erklärbar“, schluchzte er.

Angeklagter vor Gericht

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Im Internet nach Tötungsarten gesucht

Im Sommer 2016 war die Frau für die Führerscheinausbildung vorübergehend mit dem gemeinsamen Sohn nach Kärnten zu ihren Eltern gezogen. Bereits einen Tag später lernte der Polizist auf einem Datingportal eine andere Frau kennen und begann mit ihr eine Affäre. Dass der Polizist mit seiner Geliebten in ständigem Kontakt war, bekam mit der Zeit auch seine Lebensgefährtin mit. Es kam immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen.

Im September 2016 soll er laut Anklage zum ersten Mal darüber nachgedacht haben, seine schwangere Freundin zu töten. Über das Handy googelte er Begriffe wie „Genick brechen“, führte die Staatsanwältin aus. Den ersten Tötungsversuch unternahm er der Anklägerin zufolge am 26. September 2016, indem er den Hals seiner Freundin packte und von hinten würgte. Das Opfer konnte sich befreien, der 24-Jährige versicherte, ein Blackout gehabt zu haben.

Verteidigerin: Kein geplantes Verbrechen

Nur vier Tage nach der Attacke kaufte er bei einem Baumarkt eine Axt und Müllsäcke und versteckte sie unter dem Bett. Auf Nachfrage des Richters gab er zu, dabei den Gedanken gehabt zu haben, seine Freundin zu töten. Die Frau fand die Sachen unter dem Bett und gab sie im Baumarkt zurück.

Für Verteidigerin Iris Augendoppler waren die Taten keineswegs geplant. Dass er offen im Internet nach Tötungsformen gesucht habe und etwa auch die Leichen am helllichten Tag in den Keller brachte, „lassen den Schluss zu, dass so ein geplantes Verbrechen nicht auszusehen hat“, sagte die Anwältin. Er habe Gedanken dazu wieder verworfen, weil er dazu „nicht fähig“ gewesen sei.

Man müsse einen Unterschied machen, „ob es sich um einen eiskalten Killer handelt“ oder ob seine Partnerin ihn dazu „getrieben“ habe, meinte Augendoppler. Er habe die Versorgerrolle schon in einem sehr frühen Alter von 20 Jahren übernehmen müssen. „So wurde er an seine Grenzen gebracht“, beschrieb sie die ständigen Streitereien zwischen dem Paar. „Und da hat er sich zu der Tat hinreißen lassen“, erklärte die Verteidigerin.

„Sie war eine liebevolle Mama“

Sehr gefasst machte die Schwester der Getöteten am Donnerstagnachmittag ihre Aussage vor dem Geschworenengericht. „Meine Eltern sind nicht mehr dieselben, wie sie früher waren“, sagte die 34-Jährige, die selbst junge Mutter ist. Sie hätte nie gedacht, dass der Mann ihrer Schwester etwas antun könnte. Es sei ihr wichtig, dass er eine Strafe dafür bekomme. Zu Wort kam auch eine Freundin des Opfers. Die 25-Jährige sei für den jungen Polizisten nach Wien gegangen. „Sie war eine liebevolle Mama und war aufopferungsvoll für den Kleinen da.“