Hohe Dunkelziffer bei Drogenlenkern

444 Personen haben 2016 in Wien ihren Führerschein wegen Drogenkonsums abgeben müssen. Die Zahl der Drogenlenker steigt, auch weil die Beamten sie immer besser erkennen. Dennoch vermutet die Polizei eine hohe Dunkelziffer.

Das ist ein Anstieg der erwischten Drogenlenker von knapp 42 Prozent innerhalb eines Jahres. 2015 gab es erst 310 Führerscheinentzugsverfahren aufgrund von Suchtgift. Die Lenker unter Alkoholeinfluss bleiben dagegen stabil: 2015 mussten 2.244 Autofahrer ihren Führerschein abgeben, 2016 waren es 2.242 Menschen. „In den letzten zehn Jahren ist die Zahl sprunghaft angestiegen. Es ist schwer nachzuweisen, aber wir bekommen da immer mehr Gefühl dafür, welche Lenker anfällig sind“, so Michael Wassermann von der Landesverkehrsabteilung.

Vor allem junge, männliche Lenker

Vor allem sind es junge, männliche Lenker. Im Schnitt werden laut Wassermann pro Planquadrat fünf bis sieben Drogenlenker erwischt, aber nur noch zwei bis drei stark alkoholisierte Fahrer - also mit über 0,8 Promille. „Es ist ein Wandel in der Gesellschaft, von den jungen Leuten werden mehr Drogen, insbesondere Marihuana, konsumiert. Dafür gehen sie weniger zum Heurigen“, meint Wassermann im „Wien heute“-Interview. Hotspots, die häufig kontrolliert werden, gibt es zum Beispiel in Meidling oder rund um den Gürtel.

Fahrzeugkontrolle Alkolenker Drogenlenker

ORF

Immer mehr Lenker werden unter Drogeneinfluss erwischt

„Es gibt aber sicher immer noch eine hohe Dunkelziffer“, so Wassermann. Seit Anfang April erprobt die Wiener Polizei auch deshalb ein Drogenvortestgerät. Dem Vernehmen nach funktioniert es allerdings nicht besonders gut - denn THC, also Cannabis, ist im Speichel nur schwer nachweisbar. Daher verlässt man sich immer noch auf den Amtsarzt - mehr dazu in Drogenvortestgeräte neu im Einsatz.

Je nach Droge andere Auffälligkeiten

Heinz Hajek ist einer von 28 Amtsärzten der Polizei in Wien - er untersucht immer mehr Lenker unter Drogeneinfluss: „Das nimmt in der letzten Zeit immer mehr zu, im Gegensatz zu den Alkolenkern: Die bleiben gleich bzw. nimmt die Zahl sogar leicht ab“, schildert er im „Wien heute“-Interview. Entweder sind die Amtsärzte bei Planquadraten gleich mit unterwegs, oder die Beamten bringen auffällige Personen in die nächste Polizeistation, um sie dort untersuchen zu lassen.

Fahrzeugkontrolle Alkolenker Drogenlenker

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Amtsarzt Heinz Hajek testet auffällige Fahrzeuglenker

„Grundsätzlich steht zuerst die klinische Untersuchung im Vordergrund, auch mit standardisierten Test wie der Reaktion der Pupille auf Licht, dem Gehen auf einer Linie oder dem Finger-Nase-Test“, erklärt Hajek. Erhärtet sich der Verdacht, können ein Urintest bzw. ein Bluttest folgen. Der Führerschein wird meist vorläufig entzogen. Je nach konsumierter Droge müsse man auf andere Auffälligkeiten achten: „Das kann von Schläfrigkeit, Müdigkeit und verlangsamten Reaktionen bis hin zu aufgedreht, nervös und hyperaktiv gehen - je nachdem, welche Droge konsumiert wurde, gibt es da ein breites Spektrum“, so der Amtsarzt.

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