Krankentransporte: Stadt will Reform

In Reaktion auf die Debatte rund um die Organisation des Rettungs- und Krankentransportwesens will die Stadt nun eine Reform. Dazu soll es spätestens nächste Woche einen Runden Tisch mit allen Beteiligten geben.

Das kündigte Peter Hacker, Chef des Fonds Soziales Wien (FSW), der von Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) mit der Projektleitung der Reform beauftragt wurde, am Mittwoch an. Eingeladen werden die Vertreter der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), der Blaulichtorganisationen sowie der Gewerkschaft und der Betriebsräte, sagte Hacker im Rahmen eines Pressegesprächs.

Reform notwendig

Er verstehe die Haltung der Gewerkschaft, die am Dienstagabend eine Protestveranstaltung organisiert hatte - mehr dazu in Krankentransporte: Sanitäter streikbereit. „Die Gewerkschaft hat richtig und sehr verständlich reagiert“, meinte er. Bei dem Treffen soll besprochen werden, welche Sofortmaßnahmen die WGKK setzen könne und müsse, um die Situation zu stabilisieren.

Rettung Versammlung

APA/Georg Hochmuth

Laut Gewerkschaft versammelten sich rund 450 Sanitäter

Mittelfristig müsse jedoch das Rettungs- und Krankentransportwesen reformiert werden. Zu diesem Zweck seien bereits zwei Arbeitsgruppen eingerichtet worden: An der ersten, die sich mit den medizinischen Anforderungen an die Transportdienste beschäftige, nehmen die Chefärztin des FSW, der Chefarzt der Rettung sowie Vertreter der WGKK, des KAV und Ärzte verschiedener Krankenhäuser teil. Ein Ergebnis soll im frühen Herbst vorliegen.

In weitere Folge werde man sich damit auseinandersetzen, ob für die Neuorganisation eine Gesetzesänderung notwendig ist. „Es könnte sein, dass sich das Bild und die Aufgabe von Krankentransporten ändern werden in den nächsten Jahren“, sagte Hacker.

Zentrale Leitstelle

Die zweite Arbeitsgruppe beschäftigt sich damit, ob es technisch möglich ist, eine zentrale Leitstelle für Rettungs- und Krankentransporte zu schaffen. Die Notfallnummer 144 werde auf jeden Fall erhalten bleiben, versicherte Hacker. Zumindest eine weitere Arbeitsgruppe werde man noch einrichten, die das Thema Leistungen und Finanzierung zum Thema haben soll.

„Ziel dieser Reformmaßnahmen ist, die Planbarkeit in allen Fragen des Rettungs- und Krankentransportwesens für die Stadt und für die Organisationen wiederherzustellen“, sagte Hacker. „Wir werden jetzt mit Hochdruck an der Reform arbeiten.“ In den nächsten Monaten sollen erste operative Schritte gesetzt werden.

Die „Vielfältigkeit der Anbieter“ solle jedenfalls erhalten bleiben, betonte Hacker. „Mit dem Szenario ‚alle Rettungsfahrten macht nur die Wiener Rettung‘ wollen wir uns gar nicht beschäftigen, denn das haben wir ausgeschlossen.“

„Dramatische Verschiebung“

Die Rettung habe mit den Krankentransportdiensten eine sehr gute Partnerschaft und wolle diese auch für die Zukunft sicherstellen, sagte auch der Chef der Wiener Rettung, Rainer Gottwald. Es sei schließlich nicht sinnvoll, „fahrende Intensivstationen“ mit Einsätzen zu beschäftigen, die „in der Priorisierung eher unten einzuordnen sind“.

Die Diskussion um die Krankentransporte in Wien hat sich an Kündigungen von Sanitätern des Rotes Kreuzes entzündet - mehr dazu in Rotes Kreuz: 35 Sanitäter vor Kündigung. Begründet wurden diese mit dem Umstand, dass die WGKK aus Kostengründen inzwischen vermehrt günstigere Rettungsfahrdienste statt Rettungsorganisationen beauftrage.

In den vergangenen Jahren sei es zu einer „dramatischen Verschiebung“ zwischen den Dienstarten gekommen, sagte Hacker. Während die Blaulichtorganisationen 2016 rund 260.000 Transporte übernahmen, belief sich die Anzahl der Fahrten durch die Fahrtendienste bereits auf über 300.000.