Zwei Standorte für EU-Agentur angeboten

Österreich hat sich um den Standort für die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) oder die EU-Bankenaufsicht (EBA) beworben. Die Bewerbungsfrist ist um Mitternacht abgelaufen. Österreich bietet für die EMA zwei Standorte in Wien.

Dem Vernehmen nach sollen die Chancen für die EMA in Wien weitaus besser stehen, als für die Bankenausfsicht. Insgesamt 19 Städte wollen die EMA künftig beheimaten, eine davon ist Wien. 30 Seiten umfasst die Bewerbung aus Österreich. Darin heißt es: Österreich mietet ein Gebäude und stellt dieses der EMA für 25 Jahre zur Verfügung. Die EMA zahlt dafür einen symbolischen Euro. Wie viel das den Staat kosten wird, kann erst nach dem Zuschlag geschätzt werden, heißt es.

Das Gebäude soll im Mai 2019 bezugsfertig sein und eine Fläche von mindestens 26.500 Quadratmetern haben, berichtet Ö1. Es gibt zwei konkrete Immobilien, die Österreich als Standort anbietet, beide in Wien: den Austria Campus beim Nordbahnhof, der gerade neu gebaut wird, und ein Bürogebäude auf dem ehemaligen Siemens-Werkgelände an der Erdberger Lände - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Betriebskindergarten würde mitfinanziert

Beide Standorte seien zentrumsnah und hätten eine gute Anbindung zum Flughafen, heißt es in der Bewerbung. Ausführlich wird das öffentliche Verkehrsnetz beschrieben, von Zügen über U-Bahn bis hin zu den City-Bikes, ebenso sind die Hotelkapazitäten in Wien angeführt.

Nur eine EU-Agentur pro Land

Die EMA und die EBA müssen wegen des EU-Austritts von Großbritannien in andere Mitgliedstaaten umziehen. Österreich hat sich um beide Agenturen beworben. Jedes Land kann aber nur eine der Behörden bekommen.

Für die geschätzten 530 Plätze für Kinder von EMA-Beschäftigten im Alter zwischen drei und 18 Jahren sei vorgesorgt. Neben den öffentlichen Schulen gebe es derzeit neun internationale Schulen in Wien mit einer Totalkapazität von 6.164 Plätzen, von denen mehr als 1.100 frei sind. Zwei internationale Schulen wollen ihre Kapazitäten ausbauen bzw. neu nach Wien kommen (Brookes Educational Group, ein kanadischer Anbieter, möchte 2019 eröffnen - mit ca. 500 Plätzen). Die Erzdiözese Wien möchte 2018 eine „Europaschule“ mit ca. 600 Plätzen eröffnen.

Ferner würde ein Betriebskindergarten von Wien mitfinanziert, sollte Bedarf bestehen. Für die Angehörigen der EMA-Beschäftigten gebe es Zugang zum Arbeitsmarkt und ein angepasstes Angebot des AMS, um den Einstieg ins Berufsleben in Österreich so gut und leicht wie möglich zu gestalten. Schließlich werde es u. a. auch Unterstützung bei der Übersiedlung und Wohnungssuche in Wien geben.

Rendi-Wagner: „Ein höchst attraktives Angebot“

Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) sieht „beste Chancen“ für Wien. Gegenüber Ö1 kündigte sie an, im September persönlich in Brüssel mit Vertretern der EU-Kommission und der Mitgliedsstaaten zu reden. Die Ministerin bekräftigte die Vorteile Wiens, wo es „beste Lebensqualität für Mitarbeiter der EMA, beste Infrastruktureinrichtungen“ gebe und Österreich auch ein „guter Forschungs- und Universitätsstandort ist“. Sie sei auch schon mit dem Direktor von EMA persönlich zusammengetroffen.

„Unsere Bewerbung ist ein höchst attraktives Angebot. Schon jetzt hört man, dass Österreich zu den fleißigsten EMA-Bewerbern unter den EU-Mitgliedsstaaten zählt. Und ich höre es auch auf der persönlichen Ebene, dass Österreich beste Chancen hat“, sagte Rendi-Wagner.

Entscheidung im November

In dem nun beginnenden Auswahlverfahren werden zunächst Experten der EU-Kommission alle Bewerberstandorte nach sechs Kriterien bewerten. Zu diesen gehören unter anderem die Arbeitsbedingungen, die Verkehrsanbindung, die bisherige Zahl der EU-Agenturen und die Möglichkeit eines schnellen und problemlosen Umzugs.

Bis September sollten die Experten zu einer Bewertung kommen. Im Oktober soll dann auf Ebene der Europaminister eine politische Diskussion auf Basis der Kommissionsbewertung stattfinden. Noch im selben Monat wird der EU-Gipfel über den Verlauf der Debatte informiert. Im November stimmen dann die Europaminister ab.

23 Städte bewarben sich für EU-Agenturen

Neben Wien haben sich für die EMA auch Amsterdam (Niederlande), Athen (Griechenland), Barcelona (Spanien), Bonn (Deutschland), Bratislava (Slowakei), Brüssel (Belgien), Bukarest (Rumänien), Kopenhagen (Dänemark), Dublin (Irland), Helsinki (Finnland), Lille (Frankreich), Mailand (Italien), Porto (Portugal), Sofia (Bulgarien), Stockholm (Schweden), Valletta (Malta), Warschau (Polen) und Zagreb (Kroatien) beworben.

Für die EU-Bankenaufsicht (EBA) gehen neben Wien ebenfalls Brüssel, Dublin, Frankfurt/Main, Paris, Prag, Luxemburg und Warschau ins Rennen. Insgesamt bewerben sich somit 23 Städte um die beiden EU-Agenturen.

Häupl: „Wir wollen die EMA in Wien“

Es gebe positive Effekte, wenn sich EU-Agenturen in Österreich ansiedeln, ist Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) überzeugt. Die EMA würde einen jährlichen Beitrag zur Wirtschaftsleistung von über 200 Millionen leisten und mit einer Ansiedlung der Agentur würden mehr als 2.000 Arbeitsplätze entstehen. Die EMA richtet zahlreiche Konferenzen und Veranstaltungen aus.

Laut einer Studie des IHS würde die Agentur jährlich 36.000 Besucherinnen und Besucher nach Wien bringen. Insgesamt 23 Städte bewerben sich als Sitz, im November soll die Entscheidung auf EU-Ministerebene fallen - mehr dazu in EU-Agentur würde eine Milliarde Euro bringen.

„Wir wollen die EMA in Wien“, sagte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) im März. Denn die Agentur passe einerseits hervorragend in die hiesige Forschungslandschaft und bringe andererseits 900 hochqualifizierte Arbeitsplätze, argumentierte der Stadtchef - mehr dazu in Wien bewirbt sich um EU-Arzneimittelagentur. Um die EU-Agentur nach Wien zu holen, bot die Stadt ursprünglich acht Standorte an - darunter auch Otto Wagners Postsparkasse - mehr dazu in Wien bietet EU-Agentur acht Standorte an.

Link: