Größte Zieselkolonie am Bisamberg

Die größte Kolonie der streng geschützten Erdhörnchenart Ziesel lebt am Bisamberg. Das hat die Umweltschutzabteilung erhoben. Immer wieder sorgt der Ziesel in Wien für Aufregung - vor allem wenn in seiner Heimat gebaut werden soll.

Auf den Ausläufern des Bisambergs in Floridsdorf liegt eines von fünf Wiener Natura 2000-Gebieten. Das Gelände ist Lebensraum für viele geschützte Tier- und Pflanzenarten. Besonders wohl fühlen sich hier die Ziesel: „Wir sind hier mitten im Hauptverbreitungsgebiet der Ziesel in Wien“, sagte Wolfgang Khutter, stellvertretender Leiter der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) am Dienstag bei einer Exkursion mit Journalisten.

Die kleinen Tiere finden Deckung und Nahrung in den Weingärten, dem Wein selbst schaden sie nicht. „Der Mix zwischen Ackerland, Weinbau und Wiesenflächen macht letztendlich den Reichtum dieser Landschaft aus“, sagte Josef Mikocki, Experte der MA 22.

Verzögerungen beim Heeresspital

Mediale Aufmerksamkeit erhalten die Ziesel immer wieder im Zusammenhang mit Bauprojekten. So leben auf dem Areal beim Heeresspital, wo Wohnungen entstehen sollen, etwa 500 Ziesel. Sie sind auf Ersatzflächen ausgewichen, Anträge für weitere bebaubare Flächen müssen erst von der MA 22 bewilligt werden. „Es kommt kein Ziesel zu Schaden“, betonte Khutter - mehr dazu in Baubeginn auf Zieselgrundstück.

„Wien hat einen Zieselaktionsplan“, erklärte Mikocki. Alle drei Jahre werde die Population erhoben. Starke Schwankungen in den Beständen seien zwar typisch, in den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Tiere jedoch deutlich gestiegen.

Rehe, Hamster und Feldhasen

Der Bisamberg selbst gehört aber freilich nicht nur den Erdhörnchen allein. Zwischen den Reben sind einige Rehe zu sehen, auch Feldhasen und Hamster leben hier. Vom direkt angrenzenden Schießplatz des Bundesheers lassen sich die Tiere nicht stören. Zu den streng geschützten Arten zählen zum Beispiel Fledermäuse, die meisten Vogelarten oder Insekten wie der Hirschkäfer. Auch die Wespen- oder Zebraspinne mit auffälliger schwarz-gelber Färbung ist hier zuhause.

In Wien sind rund 800 Arten bekannt, die über das Wiener Naturschutzgesetz und die Naturschutzverordnung geschützt sind. Heuer laufen unter anderem Erhebungen zu Mauerseglern und Schwalben, zum Steinkrebs sowie zu Libellen. Im Lainzer Tiergarten werden verschiedene Käferarten kartiert. Der Schwerpunkt der Naturschutzexperten der MA 22 liegt derzeit auf der Erhebung und dem Schutz der Zieselpopulation.

Mehr als 8.500 Ziesel im Stadtgebiet

Da die natürlichen Lebensräume für Ziesel immer knapper werden, wandern sie in die Stadt. Laut jüngsten Erhebungen der MA 22 leben mehr als 8.500 Ziesel im Stadtgebiet. Drei Viertel der Wiener Gesamtpopulation leben im Nordwesten der Stadt - der Großteil davon im Natura 2000-Gebiet Bisamberg.

Die zweite größere Zieselpopulation gibt es im Süden Wiens, am Goldberg und in Unterlaa. Auf dieses Gebiet legen die Naturschützer besonderes Augenmerk, da die beiden Kolonien dort verbunden und dadurch gestärkt werden soll. „Im Stammersdorfer Gebiet muss vor allem erhalten werden, im Süden investiert“, sagte Mikocki.

Links:

• Zauneidechsen helfen Ziesel (wien.ORF.at)
• 200 Anrainer gegen Baustart auf Ziesel-Areal (wien.ORF.at)
• Kröte blockiert Bebauung des Nordbahnhofs (wien.ORF.at)
• Wiener Ziesel beschäftigen EU (wien.ORF.at)