„Große Kontinuität“ im Filmmuseum

Der zukünftige Direktor Michael Loebenstein hat bei der Saisoneröffnung des Österreichischen Filmmuseums „große Kontinuität“ zum bis Ende September amtierenden Alexander Horwath versprochen. Dieser sieht weiterhin Platznot.

Bei der Eröffnung der 54. Saison des Filmmuseums sprach Loebenstein von einigen Gemeinsamkeiten mit Horwarth: „Wie Alexander rede ich nicht nur gerne - ich kommuniziere auch gerne.“ Und das soll in den kommenden Jahren nicht die einzige Parallele bleiben. „Es wird eine große Kontinuität geben“, versprach der 43-jährige Loebenstein. Man werde weiterhin der Kunst des Sehens folgen und dem Film als Material treu bleiben.

Eines der drängendsten Probleme sei die für alle Archive virulente Lagerproblematik: „Wir platzen aus allen Nähten.“ Deshalb sei seine Forderung an die Verantwortlichen der Kulturpolitik: „Dieses Haus und die Beforschung des Kinos brauchen eine räumliche Erweiterung.“

Michael Loebenstein im Filmmuseum

APA/Herbert Neubauer

Michael Loebenstein bei der Saisoneröffnung im Österreichischen Filmmuseum

Platznot „jahrelanger Begleiter“

Auch in einem APA-Interview hat Alexander Horwath die Platznot angesprochen, den Standort Albertina aber verteidigt: „Ich sehe nur Vorteile darin, diesen zentralen Standort zu haben. Einer davon ist die damit verbundene Deutlichkeit des Statements. Der einzige Nachteil ist die Platznot. Sie hat mich 16 Jahre begleitet. Das gilt genauso für unseren zweiten Standort in Heiligenstadt, wo vor allem unsere Sammlungen untergebracht sind und deutlich mehr als die Hälfte unseres Teams arbeitet.“

Die Entwicklung eines österreichischen Film Preservation Center sieht Horwarth als „schöne Erfahrung der letzten zwei Jahre“: "Dabei geht es darum, eine notwendige, neutrale und hochklassige Stätte der Filmüberlieferung zu schaffen, die allen dient, die mit dem analogen Film arbeiten - und die eben nicht dem Filmmuseum oder dem Filmarchiv Austria „gehört". Nach jahrelanger Überzeugungsarbeit hat Minister Thomas Drozda (SPÖ, Anm.) im Februar die Realisierung angekündigt. Aber soweit ich das sehe, haben erneut Einzelinteressen eines Players dazu geführt, das auf die lange Bank zu schieben.“

Stolz zeigte sich Horwath nach 16 Jahren als Direktor des Filmmuseums im APA-Interview unter anderem über die „weitere Stärkung des internationalen Rufs“, „das tolle Publikum“, „dass wichtige Publikationsreihen und das DVD-Label Edition Filmmuseum gegründet wurden", dass unsere Vermittlungstätigkeit für Jugendliche wie für Erwachsene international als leuchtturmhaft gesehen wird“.

Alexander Horwath (L) und  Michael Loebenstein

APA/Herbert Neubauer

Sowohl Alexander Horwath als auch sein Nachfolger Michael Loebenstein hoben das Platzproblem des Filmmuseums hervor

Retrospektive auf Henry Fonda zum Abschied

Horwaths letzte Programmwochen sind von großen Namen wie Isabelle Huppert, Todd Haynes oder Apichatpong Weerasethakul und einer Retrospektive auf Henry Fonda geprägt. Das erste von Michael Loebenstein verantwortete Programm wird die bereits vorgestellte Retrospektive in Kooperation mit der Viennale zur Utopie im sowjetischen Kino sein, die am 13. Oktober startet. Fixiert ist auch Vorhaben eine Retrospektive zum schweizerisch-amerikanischen Fotografen Robert Frank.

„Es kann gut tun, einen Sound zu hören, der nicht der eigene ist“, zeigte sich Horwath gerührt von den Worten Loebensteins. Er selbst sei jedenfalls nicht weit gekommen mit seinem Vorhaben, Anekdoten für seine Präsentation vor den Fördermitgliedern zusammenzustellen: „Ich bin an dieser Aufgabe mit Bomben und Granaten gescheitert - nicht weil es keine Geschichten gäbe, sondern weil es viel zu viele gäbe.“ Auch habe er festgestellt, dass Quantität nicht alles sei und deshalb die Zahl der im Filmmuseum präsentierten Künstler seit seinem Antritt 2002 erst gar nicht zusammengerechnet.

Eine Zahl gab es zum Abschied dann aber doch: So habe sich die Zahl der fördernden Mitglieder in seiner Amtszeit von 90 auf 540 versechsfacht - und solch einen Multiplikator wünsche er auch Michael Loebenstein. Wie die Masse von 3.240 Personen dann im Kinosaal unterzubringen wäre, damit müsse er sich ja nicht mehr herumschlagen.

Keine Rückkehr zur Viennale

Im APA-Interview hat Alexander Horwath eine Rückkehr zur Viennale ausgeschlossen: Das wäre ein lustiger Gedanke, den ich aber nicht weiter wälzen möchte. Ich glaube nicht, dass das ein Thema ist." Für Horwath sollte es das Ziel sein, „bis Jahresende jemanden für die Viennale zu finden“. Die diesjährige Viennale wird nach dem Tod von Hans Hurch interimistisch von Franz Schwartz geleitet - mehr dazu in Viennale im Gedenken an Hans Hurch.

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