Die „Oma-Revolte“ und die Neonazis

SPÖ, ÖVP, Grüne und Katholischer Familienverband haben ihre Teilnahme an der „Oma-Revolte“ abgesagt. In Wien sollte für gerechtere Pensionen für Frauen demonstriert werden. Doch gegen die Veranstalterin gibt es Neonazi-Vorwürfe.

Die Initiatorin der „Oma-Revolte“, Gertraud Burtscher, ist laut einem Bericht der „Wiener Zeitung“ für Neonazi-Parteien aktiv gewesen. Die 74-jährige siebenfache Mutter Burtscher tritt seit einigen Monaten medienwirksam für gerechtere Pensionen für Frauen ein. Wie die Zeitung nun berichtete, gehörte sie in den 1980er Jahren zum Kader der Nationaldemokratischen Partei (NDP) von Neonazi Norbert Burger. Die österreichische Partei verstieß gegen das Verbotsgesetz, der Verein musste 1988 aufgelöst werden.

Burtscher wird im Handbuch zum Rechtsextremismus, herausgegeben vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW), als NDP-Mitglied unter dem Namen Gertraud Orlich, dem Nachnamen ihres ersten Ehemannes, geführt. Auch taucht sie darin als Obmann-Stellvertreterin der Österreichischen Bürgerpartei (ÖBP) auf, einer neonazistischen Abspaltung der NDP.

Erkennt Holocaust „selbstverständlich“ an

Daran, dass sie als Autorin für eine Zeitschrift des verurteilten Holocaust-Leugners Gerd Honsik publiziert habe, könne sie sich nicht erinnern, wie Burtscher der Zeitung sagte. Heute erkenne sie den Holocaust „selbstverständlich“ an, „das wird schon alles so sein“.

„Berechtigtes Anliegen von Person trennen“

Die schwarzen und roten Seniorenvertreterinnen werden wegen der Vorwürfe nicht an der Demo am Heldenplatz teilnehmen, teilten Ingrid Korosec vom ÖVP-Seniorenbund und Elisabeth Pittermann vom SPÖ-Pensionistenverband in einer Aussendung mit. Unabhängig davon solle Kindererziehungsarbeit in Zukunft eine finanzielle Anerkennung erhalten, forderten sie.

Auch die Grünen distanzierten sich und sagten ihre Teilnahme ab: „Es gibt keine Basis für ein gemeinsames Auftreten oder eine Zusammenarbeit mit Einzelpersonen, die den Holocaust infrage gestellt, sich mit Holocaust-Leugnern solidarisiert und eine führende Rolle in einer wegen NS-Wiederbetätigung aufgelösten Organisation gehabt haben.“

Der Katholische Familienverband Österreichs hat seine Zusage, die „Oma-Revolte“ bei einer Demo zu unterstützen, ebenfalls kurz vor der Veranstaltung zurückgezogen. KFÖ-Präsident Trendl erklärte jedoch gegenüber Kathpress, es gelte, das „100-prozentig berechtigte Anliegen“ von der Person Burtschers zu trennen.

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