Brand der Rotunde: Wahrzeichen in Flammen

Der Brand eines Wiener Wahrzeichens jährt sich zum 80. Mal. 250 Feuerwehrmänner hatten damals keine Chance, die Rotunde im Prater vor den Flammen zu schützen. Eigentlich hätte diese damals aber gar nicht mehr stehen sollen.

Ein Tischler, der in der großen Halle arbeitete, bemerkte die Flammen am 17. September 1937 im oberen Teil der Säule zuerst. Der Feuerwächter drückte um 12.36 Uhr den Alarmknopf des Brandmelders, kurze Zeit später tickerte von der Zentrale am Hof der Einsatz „Die Rotunde brennt!“ über den Telegrafen. Bereits fünf Minuten später trafen die ersten Löschmannschaften ein. Doch es war bereits zu spät. Eine Stunde darauf stürzte die Rotunde in sich zusammen.

400 Tonnen Holz im Dach

Die Rotunde war ein Kuppelbau, der für die Weltausstellung 1873 im Wiener Prater errichtet wurde. Mit einer Höhe von 84 Metern war sie das größte und imposanteste Gebäude der Weltausstellung, die Kuppel mit einem Durchmesser von 108 Metern gar die größte der Welt.

Als die Berufsfeuerwehr eintraf, war das volle Ausmaß des Brandes noch nicht erkennbar. Die Flammen hatten sich bereits durch die Hohlräume hinter der Stuckatur und den Blechverkleidungen gefressen und große Teile des Gebäudes erfasst. Das lag auch daran, dass die Rotunde ein „Scheinbau“ war: Ziegel- oder Mauerwerk wurde nur spärlich verwendet, beim Bau arbeitete man hauptsächlich mit Stahl, Blech, Holz und Stuckatur. Alleine im Kuppeldach steckten 400 Tonnen Holz.

„Wir ham glaubt, d’ Welt geht unter!“

Als die Feuerwehrleute bemerkten, wie weit der Brand fortgeschritten war, forderten sie sofort Verstärkung an. Trotz vieler Einsatzkräfte und zahlreicher Löschleitungen breiteten sich die Flammen jedoch unaufhaltsam aus. Ein Großteil des Löschwassers rann allerdings entlang des Blechdaches ab. Eine Stunde kämpfte die Feuerwehr gegen den Brand.

Um 13.30 Uhr wurde gerade noch rechtzeitig zum Rückzug gerufen: Drei Minuten später stürzten 1.000 Tonnen glühender Stahl und 400 Tonnen brennendes Holz in sich zusammen. Die Druckwelle trieb die Flammen in bis dahin unbeschädigte Nebenräume. „Wir ham glaubt, d’ Welt geht unter!“, wurde ein Feuerwehrmann in der Zeitung zitiert. Den Männern blieb nichts anderes übrig, als den Brand von außen in Zaum zu halten, die Rotunde lag nach wenigen Stunden in Schutt und Asche.

Kein Geld für den Abriss

Insgesamt waren 88 Feuerwehrfahrzeuge, 14.000 Meter Schlauch und 30 Rohre im Einsatz. „Wien hat keine Rotunde mehr“, meldete das „Kleine Volksblatt“ am nächsten Tag und bebilderte die Katastrophe mit einer dramatischen Fotoserie.

Eigentlich war der Plan gewesen, das Bauwerk nach der Ausstellung wieder abzureißen, da es aufgrund der Bauweise im Falle eines Brandes schon damals als problematisch eingestuft wurde. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise und einer Cholera-Epidemie kamen weit weniger Besucherinnen und Besucher als erwartet, und die Weltausstellung schloss mit einem Defizit. Für den Abriss blieb schlicht kein Geld. Stattdessen nutzte man den Bau für Zirkusvorführungen, Festveranstaltungen und später auch Messen. Heute steht auf dem Gelände ein Teil der Wiener Wirtschaftsuniversität.

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