Viele Arztpraxen weiter nicht barrierefrei

Viele Arztpraxen in Wien sind nach wie vor nicht barrierefrei - trotz gesetzlicher Verpflichtung. Das kritisiert das Behindertenberatungszentrum BIZEPS. Probleme gibt es demnach vor allem bei Fachärzten.

Rollstuhlrampen, Lifte, höhenverstellbare Behandlungsliegen oder etwa ein Aufrufsystem, das auch für blinde und gehörlose Patienten verständlich ist - das macht eine Arztpraxis barrierefrei. Praktischen Ärzten gebe es in Wien noch recht viele mit einer solchen Praxis, weil es grundsätzlich viele praktische Ärzte gebe, sagt Cornelia Scheuer von BIZEPS. „Wenn es jetzt um Fachärzte geht, wird es schon schwieriger, da einen zu finden, der barrierefrei ist“, so Scheuer.

Bei den Fachärzten gebe es große Unterschiede zwischen den Fachrichtungen: „Man findet sicherlich leichter barrierefreie Orthopäden als barrierefreie Hals-Nasen-Ohren-Ärzte“, erklärt Scheuer, die selbst auf den Rollstuhl angewiesen ist. Orthopäden seien für Mobilitätseinschränkungen aufgrund ihrer Fachrichtung sensibilisierter.

Umbau in alten Gebäuden schwierig

Seit dem 1. Jänner 2006 gilt das Behindertengleichstellungsgesetz in ganz Österreich. Demnach müssen öffentlich verfügbaren Dienstleistungen barrierefrei erreichbar sein - also neben Arztpraxen beispielsweise auch Geschäfte und Restaurants. Am 1. Jänner 2016 ist zudem eine Übergangsfrist abgelaufen.

Zum Teil seien Umbauten in Wien schwierig, gesteht Scheuer zu, weil es viele alte Gebäude gebe. BIZEPS berät Ärztinnen und Ärzte auch beim Thema Barrierefreiheit. „Man kann immer Barrierefreiheit herstellen wollen, es kommt dann halt nur drauf an, wie viel kostet es dann tatsächlich.“ Und manchmal sei es tatsächlich nicht mehr leistbar. Bei alten Häusern sei aber auch das Gesetz nicht so streng: „Es geht hauptsächlich um Arztpraxen, die nach 2006 errichtet und eingerichtet wurden“, sagt Scheuer.

Blindenhunde immer wieder verboten

Nicht immer scheitert es aber an fehlenden Umbauten. Ein Problem sei zum Beispiel, dass in einigen Praxen nach wie vor keine Blindenhunde erlaubt sind. Und manche Ärzte hätten die Barrierefreiheit noch immer überhaupt nicht im Blickfeld. In neuen Praxen werde da dann trotz Komplett-Umbau einfach auf eine barrierefreie Toilette vergessen.

Haben Patientinnen durch die fehlende Barrierefreiheit Probleme, können sie beim Bund eine Schlichtung einreichen. Der erste Schritt ist dann ein Gespräch, bei dem versucht wird, eine Einigung zu erzielen. Auch eine Klage auf Schadenersatz ist möglich.

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