„Karte der Gefühle“ wird ausgewertet

Bei der Ausstellung „Wien von oben“ haben Besucher im Wien Museum auf der „Karte der Gefühle“ auch ihre persönlichen Freude- sowie Angstorte in Wien markieren können. Nun soll die Karte ausgewertet werden.

„Wir wollten ein einfaches Tool haben, um die Besucher miteinzubinden. Manchmal reicht dafür ein Kugelschreiber, ein bunter Klebesticker und die Frage nach den eigenen Gefühlen“, sagt Isabel Termini, Mitwirkende an der Ausstellung „Wien von oben“. Für das Projekt hatte sie die Idee, eine „Karte der Gefühle“ einzurichten.

Karte der Gefühle im Wien Museum

Wien Museum / Peter Kainz

AKH wurde besonders oft als Ort der Angst gekennzeichnet

Bis vergangenen Sonntag konnten die Besucher hier für sie wichtige Plätze markieren. Die Ergebnisse der Karte sollen mit dem Ende der Ausstellung nun näher analysiert werden. Die Kuratoren Elke Doppler und Sandor Bekesi sind dafür derzeit im Gespräch mit einem Institut an der Technischen Universität, einem an der Hauptuniversität sowie der Akademie der bildenden Künste. Alle drei seien daran interessiert, die Ergebnisse der Karte in Lehrveranstaltungen auszuwerten. „Wir haben dafür dokumentarisch Aufnahmen der Karte gemacht und heben sie, genauso wie die beigefügten Karteikarten, bis auf Weiteres auf“, sagt Bekesi.

Orte der Freude am häufigsten markiert

Die Orte wurden im Rahmen der Ausstellung von den Besuchern mit farblich unterschiedlichen Stickern versehen. Blaue Sticker markierten mit Angst besetzte Orte, orangefarbene Sticker freudige Plätze, Violett stand für Orte des Ärgers und Pink für jene Plätze der Stadt, an denen es sich am besten küsst. Auf Karteikarten sollten die Besucher im Anschluss erklären, warum sie jene Plätze ausgewählt hatten. 5.500 Karten wurden insgesamt gedruckt, 1.500 davon waren jene der Freudenpunkte. Diese wurden mit Abstand am häufigsten ausgefüllt.

Karte der Gefühle im Wien Museum

Wien Museum/Klaus Pichler

Am seltensten hingegen wurden die Plätze der Angst beschrieben. „Wir haben viele Karten gelesen, auf denen stand ‚Wien ist eine sichere Stadt, hier muss man sich nicht fürchten‘“, sagt Termini. Beim Thema Ärger sind sich viele Besucher einig: „In dem Bereich wurden auffällig viele Ämter genannt, zum Beispiel das Rathaus, das Parlament oder Bezirksämter.“

Auch bei den Orten der Angst gibt es einige Besonderheiten: „Die Friedhöfe sind interessant: der Zentralfriedhof war gemischt, jedoch eher Freude als Trauer oder Angst. Ganz unterschiedlich bewertet werden hingegen der Ottakringer und der Hernalser Friedhof“, sagt Termini. „Während der Ottakringer Friedhof als Angstort markiert ist, sieht man am Hernalser Friedhof vermehrt Freudenpunkte.“ Viele Angstpunkte haben die Besucherinnen und Besucher beim AKH oder dem Praterstern aufgeklebt.

„Voyeurismus der Menschen angesprochen“

Kuratorin Doppler betont hingegen die Nebeneffekte der Karte: „Ich glaube, der Aspekt der Gefühle hat auch den Voyeurismus der Menschen angesprochen. Viele haben auch die Karteikarten anderer gelesen, um sich in deren Gefühlswelt zu vertiefen.“

Rund 45.000 Besucher sahen sich die Ausstellung insgesamt an. Der Erfolg der Karte soll auch auf künftige Projekte Einfluss nehmen. „Wir planen gerade eine neue Dauerausstellung. Dadurch, dass die Karte so gut funktioniert hat, überlegen wir, auch in dieser Instrumente einzubauen, die den Besucher stärker einbeziehen“, sagt Doppler.

Melanie Gerges, wien.ORF.at

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