400 Evakuierungen wegen Fliegerbombe

Rund 400 Personen sind am Donnerstagabend nach dem Fund einer 250 Kilogramm schweren Fliegerbombe in Wien-Liesing in Sicherheit gebracht worden. Wie viele Fliegerbomben in Wien noch im Boden liegen, ist laut Experten unklar.

Die Fliegerbombe wurde am Donnerstag gegen 16.45 Uhr von Arbeitern in der Rößlergasse unweit der Trasse der U6 entdeckt. Das Gebiet wurde gesperrt, rund 400 Personen mussten ihre Wohnungen im Bereich der Rößlergasse und der Putzendopplergasse verlassen. Ein Sperrbereich von rund 250 Metern wurde rund um den Fundort festgelegt.

Laut Wiener Polizei und dem Entminungsdienst des österreichischen Bundesheeres handelte es sich um eine etwa 250 Kilogramm schwere amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Kriegsrelikt hatte zwei intakte Zünder, einen Bug- und einen Heckzünder. Nach der Entschärfung und dem Abtransport der Bombe konnten die Bewohner gegen 20.50 Uhr in ihre Wohnungen zurückkehren.

Entschärfung nach Evakuierung

Der Betrieb der U6 war in dem Bereich eingestellt, die Linie verkehrte nur zwischen den Stationen Floridsdorf und Am Schöpfwerk. Auf der ebenfalls gesperrten Altmannsdorfer Straße hatte sich der Katastrophenzug der Wiener Berufsrettung aufgebaut. Auch ein Zelt für 120 Personen zur Betreuung der Anrainer war aufgestellt. Zusätzlich hatten die Wiener Linien vier Gelenkbusse abgestellt.

Durch die Sperre der Altmannsdorfer Straße und der Anton-Baumgartner-Straße kam es laut ÖAMTC zu umfangreichen Staus. Betroffen war vor allem der Altmannsdorfer Ast. Für die U6 hatten die Wiener Linien einen Schienenersatzverkehr eingerichtet, der aber die Station Alterlaa nicht anfahren konnte.

Fliegerbombe hielt Liesing in Atem

Eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe hielt Liesing in Atem. 400 Personen wurden in der Nähe des Wohnparks Alterlaa in Sicherheit gebracht.

Zahl der Bomben in Wien unklar

In den Jahren 1944 und 1945 wurden 46 Luftangriffe auf Wien geflogen, über die Zahl der abgeworfenen Bomben gibt es eine Luftbilddatenbank. Wie viele Fliegerbomben noch im Boden liegen, ist für Experten aber schwierig einzuschätzen. „Man weiß, wie viele Bomben abgeworfen wurden und dass rund 15 Prozent Blindgänger waren. Aber es gibt keine Aufzeichnungen, wie viele Bomben bereits gefunden oder schon unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg entschärft wurden“, sagte Monja Lammarsch von der Luftbilddatenbank gegenüber „Radio Wien“.

Bombenfunde kommen zwar meistens bei Baustellen vor, oft etwa bei Bahnhöfen. Lammarsch schränkte aber ein: „In Österreich haben vor allem die US-amerikanischen Flugzeuge Bomben abgeworfen, die strategischen Ziele betrafen Infrastruktur wie Bahnhöfe oder Industrieanlagen. Es gab trotzdem Abwürfe über Wohngebieten. In Wien würde ich daher kein Gebiet als unbelastet ausweisen.“

Die Experten der Luftbilddatenbank können das Risiko bezüglich einer Gefährdung einschätzen, allerdings wird diese nur auf Auftrag ausgeführt. Es gibt lediglich eine Empfehlung im Rahmen der Ö-Norm, bei einem Neubau eines Hauses den Boden zu untersuchen.