Wien für Pilz besonders wichtig

Über eine Million Wahlberechtigte gibt es in Wien - die Rolle der Stadt bei Wahlen ist deshalb besonders wichtig. Vor allem für Peter Pilz, denn im urbanen Bereich sehen Meinungsforscher dessen beste Chancen.

Weiß statt grün - so sieht der Farbwechsel für Peter Pilz aus nach seinem Zerwürfnis mit den Grünen. Erstmals geht er mit einer eigenen Liste ins Rennen. Wahlprogramm im klassischen Sinn hat die Liste Pilz keines - jeder Kandidat und jede Kandidatin ist selbst Programm, heißt es. Im Wahlkampf setzt die Liste Pilz einereseits auf Reizthemen wie politischen Islam und Eurofighter, andererseits auf Nischen wie die geplante Obsoleszens bei Elektrogeräten oder Tierschutz. Auf Plakate wird im Wahlkampf komplett verzichtet.

„Politmarke“

Als Ex-Grüner spitzt Pilz vor allem auf deren bisherige Wähler. Bei der Nationalratswahl 2013 erreichen die Grünen in Wien 16,4 Prozent mit einem leichten Plus von 0,5 Prozentpunkten. Von allen Kleinparteien hat die Liste Pilz laut Umfragen die besten Chancen, in den Nationalrat einzuziehen - vor allem dank Wien. Denn hier sehen Experten sein größtes Potenzial.

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Peter Pilz dürfte laut Experten vor allem im grünen Wählerteich fischen

„Erstens ist er eine Politmarke und zweitens hat er einen ganz anderen Wahlkampfstil als die Grünen, die ein bisschen sachorientiert und mit erhobenem Zeigefinger wirken wie Oberlehrer. Pilz ist das genaue Gegenteil. Er ist ein begnadeter Populist, ein begnadeter Demagoge, was in Wahlkampfzeiten ein enormer Vorteil ist“, sagte Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer vom Institut OGM gegenüber „Wien heute“.

Ähnlich sieht es auch Günther Ogris vom SORA-Institut. „Wenn es dem Peter Pilz ernst ist, mit dem was er sagt, nämlich, dass er Protestwähler erreichen will, dann ist es wichtig für ihn auch Menschen in Arbeiterberufen zu erreichen.“

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Wahlserie, Teil 1: Liste Pilz

Wenn die Liste Pilz in den Nationalrat einziehen möchte, dann muss sie laut Meinungsforschern vor allem in Wien punkten.

Risiken in Schlussphase des Wahlkampfs

Dass Pilz vor allem mit Bekanntheit punkten könnte, zeigt sich auch im grünen Kerngebiet wie vor deren Landesparteizentrale in Neubau. „Super, sehr gut, mir gefällt er gut“, antwortet eine Passantin und auch ein älterer Mann äußert sich positiv über den Grün-Veteranen. „Ein Mann, der sehr viel in Bewegung gebracht hat.“ Selbst ein vorbeigehender Grün-Funktionär verliert kein negatives Wort über Pilz. „Es ist schön, dass er eine eigene Partei hat und ich wünsche ihm alles Gute, dass er rein kommt und seine Ziele verfolgen kann.“

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Bei der Wahl 2013 erreichten die Grünen in Wien ein Plus von 0,5 Prozent

Der Einzug in den Nationalrat ist allerdings alles andere als sicher. „Die Risiken liegen eher in der Schlussphase des Wahlkampfes, wenn die Menschen dann überlegen, wen wähle ich jetzt wirklich. Ich glaube, dass Peter Pilz jetzt in den Umfragen ein Hoch erlebt. Sein Risiko ist, dass er das nicht bis zum Wahltag durchtragen kann“, so Ogris.

Bachmayer wiederum sieht die fehlende Medienpräsenz als möglichen Stolperstein. Da Pilz nun keinen Klub im Nationalrat mehr hat, gibt es auch keinen Platz bei den nicht unwichtigen TV-Duellen. Denn Pilz will auch Protestwähler und Nichtwähler ansprechen - dazu muss er unter anderem in einem Bezirk wie Ottakring überzeugen.

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Pilz muss laut Meinungsforschern auch in Bezirken wie Ottakring punkten

Auch hier äußert sich kaum jemand negativ über den Ex-Grünen. „Ich finde ihn ganz in Ordnung und wichtig. Ich könnte mir vorstellen, ihn zu wählen, aber vielleicht ein anderes Mal“, so eine Frau. „Er hat gute Dinge geleistet mit den Aufdeckungsarbeiten, die er gemacht hat. Aber er ist nicht mein besonderer Favorit“, kommentiert wiederum eine andere. Umfragefavorit der Kleinparteien ist Pilz jedenfalls schon. Ob weiß auch ins Parlement einzieht - das wird sich am 15. Oktober zeigen.

Barbara Wakolbinger, Lukas Lattinger/wien.ORF.at

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