Dom Museum Wien in neuem Gewand

Am Samstag wird das Dom Museum Wien in der Innenstadt nach fünfjähriger Umbauzeit eröffnet. Auch das Konzept wurde geändert. Neben Mittelalter und Barock sollen auch Avantgarde und Gegenwartskunst präsentiert werden.

Direktorin Johanna Schwanberg, Kardinal Christoph Schönborn und Architekt Boris Podrecca haben das rundum erneuerte Museum am Donnerstag vorgestellt. Neben den räumlichen und inhaltlichen Änderungen gibt es auch den neuen Namen Dom Museum Wien statt des bisherigen Namens Erzbischöflichen Dom- und Diözesanmuseum der Erdiözese Wien.

Auch der Eingangsbereich ist neu gestaltet worden. Architekt Podrecca hat eine Glasfront direkt zum Stephansplatz gestaltet, der versteckte Eingang im Zwettler Hof ist damit Geschichte. Direktorin Schwanberg war es wichtig, „das ganze Umfeld attraktiv zu machen“, wie sie im Ö1-Morgenjournal erklärte: „Bei der Umgestaltung des Stephansplatzes wurde ein Vorplatz gemacht, wo man sitzen kann, wo Hocker sind - das Museum hat sich konzeptionell geöffnet, aber auch räumlich.“

Zwei Sonderausstellungen pro Jahr

Zweimal pro Jahr sollen die Sonderausstellungen wechseln und sich gesellschaftlichen, interkulturellen und interreligiösen Fragen stellen. Den Anfang macht die Schau „Bilder der Sprache und Sprache der Bilder“, die rund die Hälfte der 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche einnimmt und zugleich wunderbare Ausblicke auf den gegenüberliegenden Stephansdom bietet.

Dass man sich in einem Dommuseum findet, wird dabei erst bei der näheren Betrachtung der rund 80 gezeigten Werke deutlich. Konzipiert ist der lang gezogene, nur mehr von wenigen tragenden Wänden unterbrochene Ausstellungsraum als „gegenwärtige, diskursive Ausstellungshalle“, wie die Direktorin bei der Pressekonferenz erläuterte.

Für den Anfang habe sie „bewusst eine mediale Thematik gewählt“, um den Beziehungen von Text und Bild im Laufe der Kunstgeschichte auf den Grund zu gehen. So stehen etwa ein aus dem 15. Jahrhundert stammender „Antichrist-Bildertext“, ein Scheibenkreuz aus dem 12. Jahrhundert und Williams Hogarths Kupferstich „The Sleeping Congregation“ (1736) neben Günter Brus’ Serie „Totenklage“ (1988), Brigitte Kowanz’ Lichtinstallation „Light is what we see“ (1994/2007) oder Valie Exports „Sehtext: Fingerdicht“ (1973).

Ältestes Porträt des Abendlandes

Immer wieder bieten sich in Podreccas Architektur, die er selbst als „monochromes Passepartout“ für die Objekte bezeichnet, Durchblicke zur Schausammlung, die mit rund 80 Werken lediglich einen kleinen Bestand zeigt, der nicht chronologisch, sondern thematisch arrangiert ist und sich im hinteren Teil des Museums erstreckt. Zentral ist hier das Bildnis Rudolfs IV., das älteste Porträt des Abendlandes.

Darüber hinaus werden zahlreiche Skulpturen, Altäre, Monstranzen und Gemälde von der Gotik bis zum Jugendstil präsentiert. Der Sammlertätigkeit von Monsignore Otto Mauer wird ein zentraler Raum rechts der Wendeltreppe gewidmet. Der 1973 verstorbene Priester und Mäzen gilt als bedeutender Förderer der Nachkriegsavantgarde, der für seine Galerie nächst St. Stephan u. a. Maria Lassnig, Arnulf Rainer und Friedensreich Hundertwasser sammelte.

Veranstaltungen zu künstlerischer Intervention

Regelmäßig werden Workshops und thematische Rundgänge auf dem Programm stehen, dazu kommt die Veranstaltungsreihe „DOMerstagabend“, die sich konkreten zeitgenössischen künstlerischen Interventionen widmet. Im Dom Atelier im Zwettler Hof bietet sich zudem Raum für Veranstaltungen. Zusätzlich zu den regulären Tickets gibt es eine Jahreskarte für 25 Euro sowie Kombitickets für den Stephansdom und das Mozarthaus Vienna. Für das multimediale Publikum steht ein interaktiver Mediaguide als App zur Verfügung.

Kardinal Schönborn zeigte sich sichtlich erfreut, dass die Jahrzehnte des „großen Provisoriums“ nun vorbei sind und sich das Publikum nun auf die geschichtsträchtige „Begegnung zwischen Kunst und Kirche“ einlassen kann. Wer sich über die Ausstellungen hinaus dem Thema widmen möchte, hat in drei umfassenden Publikationen die Möglichkeit dazu.

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