Facebook-Affäre schadet SPÖ und ÖVP

Die so genannte Facebook-Affäre rund um den Politikberater Tal Silberstein schadet laut Politikberater Thomas Hofer nicht nur der SPÖ, sondern auch der ÖVP. Die Stimmung eine Woche vor der Nationalratswahl lautet wieder „jeder gegen jeden.“

In der Affäre um Facebook-Seiten gegen Sebastian Kurz kündigten beide Parteien an, die Justiz mit dem Fall zu befassen. Die ÖVP will die SPÖ und Politikberater Peter Puller klagen. Die SPÖ legt ihrerseits SMS von Pullers Handy vor - sie sollen einen Bestechungsversuch durch die ÖVP beweisen - mehr dazu in Nächste Runde in Causa Silberstein (news.ORF.at).

Andere Parteien als Nutznießer

„Der Schaden ist bei der SPÖ gegeben, gar keine Frage, das ist so. Man versucht zwar die Flucht nach vorne anzutreten und die ÖVP irgendwie mitzureißen. Die Frage ist aber, wie weit das gelingt. Insofern ist das auch gefährlich für die ÖVP - und die anderen Parteien könnten natürlich Nutznießer sein“, so Politikberater Thomas Hofer im „Wien heute“-Interview.

Politikberater Thomas Hofer

ORF

Politikberater Thomas Hofer sieht einen Schaden für die Große Koalition

Anti-Rot-Schwarz-Botschaft „wieder Konjunktur“

Vor allem die Grünen und die Liste Pilz, könnten laut Hofer darauf hoffen, dass „ein bisschen was von der SPÖ für sie abfällt und damit der Einzug in den Nationalrat gesicherter ist als bisher.“ Auf der anderen Seite bringe die Causa natürlich auch der FPÖ und Heinz-Christian Strache einen Vorteil.

Hofer: „Denn er kann jetzt eigentlich im Windschatten dieses Skandals hoffen, dass da einige, die vielleicht schon zu Kurz abgewandert waren oder auch von der SPÖ kommen, bei ihm noch einmal Unterschlupf finden. Denn natürlich ist seine Anti-System-Botschaft und Anti-Rot-Schwarz-Botschaft jetzt wieder eine, die schon ein wenig Konjunktur hat.“

Kein neuer Stil bei SPÖ und ÖVP

Für Hofer standen Christian Kern und Sebastian Kurz für eine andere Art der Politik. „Sie waren und sind teilweise noch immer sehr reputierliche Kandidaten, die ein Charisma haben und einen neuen Politikstil mitbringen wollten. Aber wenn wir jetzt am Ende des Wahlkampfs wieder dabei sind, dass man sich jeden Tag eine reinwürgt und nur auf den maximalen Schaden beim Gegner aus ist, dann sind wir eigentlich bei der Großen-Koalition-Alt, wobei man von der Großer Koalition nicht mehr sprechen kann.“

ÖVP und SPÖ wollen einander klagen

Neun Tage vor der Wahl wird der Wahlkampf immer schmutziger. In der Facebook-Affäre wollen SPÖ und ÖVP jetzt einander klagen.

Laut Hofer kommt bei den Wählern, zwar nicht jedes Detail an, dafür aber die schlechte Stimmung: „Dass man es schon wieder nur darauf anlegt, den anderen zu beschädigen, dass glaube ich interessiert die Menschen sehr wohl. Und das ist der eigentliche Schaden. Da geht es nicht unbedingt um die Causa selbst, um das, wer jetzt im dritten Absatz von links recht oder unrecht hat, sondern es geht um das, was man gefühlt da ausstrahlt.“ Ein weiterer Faktor sei die Führungskompetenz der Spitzenkandidaten - vor allem bei Kanzler Kern. Ob man ihm diese „jetzt eben zutraut oder nicht mehr zutraut aufgrund doch auch einiger chaotischer Zustände in der Partei.“

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