Mehr Betreuung für Mobbing-Opfer

Jeder fünfte Schüler war oder ist von Mobbing betroffen. An Wiens Schulen wird deshalb die Betreuung für Opfer ausgebaut. Bei der „Peer Mediation“ werden ältere Schüler trainiert, um Mobbingfälle an Schulen selbst zu lösen.

Mit den sozialen Medien werden auch die Mobbing-Fälle häufiger und schneller: Im Internet tauchen peinliche Fotos auf oder in einer Whats-App-Gruppe wird ständig ein Mitschüler gehänselt - das alles sind Fälle für Peer Mediatoren. In Wien wird dies Art des Streitschlichtens bereits an 61 Schulen angeboten, vor allem an AHS, sagt Niels Dopp, Schulpsychologe des ÖZPGS (Österreichisches Zentrum für psychologische Gewaltprävention im Schulbereich).

Mobbing Cybermobbing Hetze Hass Netz

APA/Helmut Fohringer

Vor allem Cyber-Mobbingfälle nehmen zu

Dabei werden Schüler der Oberstufe ausgebildet, um Mobbingfälle selbst zu lösen. Derzeit sind etwa 600 Peer Mediatoren aktiv, jährlich werden 150 Schülerinnen und Schüler dazu ausgebildet, unterstützt durch 120 Lehrer - so genannte Peer Coaches. „Wir haben gute Erfolge mit Peer Mediatoren, die vor allem kleine Konflikte kompetent lösen. Wenn ihnen etwas zu groß wird, gibt es an jeder Schule Peer Coaches, die helfen“, so Dopp. Dann greifen die Experten ein - zuerst mit stärkenden Einzelgesprächen mit den Opfern und dann in kleinen Gruppengesprächen mit den mobbenden Schülerinnen und Schülern.

Hohe Dunkelziffer bei Mobbing-Fällen

Laut einer Nebenauswertung der heurigen PISA-Studie wird jeder fünfte Jugendliche an Österreichs Schulen schikaniert. Genau Zahlen sind jedoch schwer zu bekommen, weil die Dunkelziffer seht hoch ist, meint Dopp: „Ich kann aber sagen, dass in jeder dritten Schulklasse diese Problematik mal auftritt.“ Ein bisschen kommt es dabei auch auf das Geschlecht der Jugendlichen an: „Häufig ist es so, dass Burschen solche Mobbing-Geschichten etwas direkter ausleben und es auch zu körperlichen Konfrontationen kommt“, so Dopp. Mädchen würden dagegen eher dazu tendieren, hinter dem Rücken anderer zu lästern.

Beim Alter gebe es vor allem in der Intensität Unterschiede: Jüngere Kinder „machen das auch aus Langeweile oder weil sie nicht wissen, wie sie sonst mit einer Problematik umgehen sollen“, meint Dopp. Bei Älteren werden die Fälle seltener, dafür intensiver, weil Mobbing dann oft auch mit Absicht betrieben wird. Generell gilt: Wissen Kinder, dass sie Hilfe bekommen können, meldet sich etwa die Hälfte von selbst. Der Rest der Fälle wird meistens über die Lehrer gemeldet.

Generell sei die Aufmerksamkeit für die Problematik Mobbing aber deutlich gestiegen: Von rund 80 AHS in Wien machen derzeit etwa 50 beim Peer-Mediation-Programm mit. „Bei den Schulen, die nicht dabei sind, haben viele eigene Projekte“, so Dopp.

Links: