Literaturfestival: Wiener lesen eher analog

Wien feiert mit dem Literaturfestival „Österreich liest“ das Lesen. Viele kleine Wiener Buchgeschäfte kämpfen allerdings seit Jahren ums Überleben. Das liegt jedoch eher nicht am E-Book, denn die Wiener lesen lieber analog.

„Bücher sind so sinnlich“, sagt Anna Jeller, die eine kleine Buchhandlung auf der Margaretenstraße im 4. Bezirk betreibt gegenüber Radio Wien. „Wie das riecht und welche Geräusche das macht - das kann ein E-Book nicht.“ In diesem Punkt denkt sie wie über 50 Prozent der Wienerinnen und Wiener, für die E-Books in ihrem Leseverhalten wenig bis überhaupt keine Rolle spielen. Das ist zumindest eines der Ergebnisse des Marktforschungsinstituts Meinungsraum, das 2015 eine Studie zum Leseverhalten in Wien durchgeführt hat.

lesende Kinder

BVÖ/Lukas Beck

Steigende Kosten bedrohen Buchhandlungen

Viele, vor allem kleine Buchhandlungen, sind in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Die Raumkosten, also Mieten und Betriebskosten sind stark angestiegen, zwischen 2005 und 2015 um 39,6 Prozent. Die Personalkosten nahmen im gleichen Zeitraum sogar um 43,6 Prozent zu. Die Buchpreise erlebten lediglich einen Anstieg von 7,2 Prozent.

Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels, plädiert dafür, „Steuerschlupflöcher für global agierende Unternehmen zu schließen und den lokalen Handel zu unterstützen“. Auch die Verlage müssten ihre Preispolitik überdenken. Jeller gibt Anregungen, wie man als kleine Buchhandlung dennoch überleben kann. Sie rät dazu, sich vom Mainstream-Angebot der großen Filialen abzugrenzen, „indem man die Dinge verkauft, die nicht überall zu finden sind“.

Das Literaturfestival Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek findet heuer vom 16. bis 22. Oktober statt.

Die Büchereien sind weiblich

Doch wer Bücher nicht kauft, der leiht sie vielleicht. 91 der 1.316 öffentlichen Bibliotheken in Österreich befinden sich in der Hauptstadt. 180.000 Menschen haben sie im Jahr 2016 auch aktiv genutzt, die reine Besucherzahl liegt mit 2,6 Millionen aber deutlich höher.

Was die Geschlechterverteilung angeht, sind die Büchereien überwiegend weiblich, und zwar sowohl auf der Seite der Angestellten als auch auf der Seite der Nutzerinnen und Nutzer. Österreichweit stellen Frauen 85 Prozent der Angestellten und 65 Prozent der Nutzer. Am wenigsten ist die Geschlechtertrennung bei den Kindern ausgeprägt - bei Kindern bis 14 Jahren sind noch 46 Prozent Buben und 54 Prozent Mädchen.

Kriminacht und Kabarettprogramm

Obwohl die Buchbranche auch in Zukunft wohl einige Herausforderungen bewältigen muss, soll das Lesen auch gefeiert werden. Das „größte Literaturfestival Österreichs“, wie sich „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“ selbst bezeichnet, findet heuer bereits zum zwölften Mal statt.

Im Rahmen des Festivals gibt es circa 600 Veranstaltungen, davon zahlreiche in Wien. Freunde des literarischen Verbrechens dürfen sich über eine Kriminacht in der Hauptbibliothek freuen, „Willkommen Österreich“-Reporter Peter Klien stellt sein neues Kabarettprogramm vor und das Literaturmuseum öffnet seine Türen - um nur ein paar Programmpunkte zu nennen.

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