Leopold Museum zeigt Hodler neben Klimt

Anlässlich seines 100. Todestages widmet das Leopold Museum Ferdinand Hodler eine umfassende Retrospektive. Dass der Schweizer ein Weggefährte von Klimt, Schiele und Kokoschka war, zeigt sich auch in seinen Werken.

Am 19. Mai des kommenden Jahres jährt sich der Todestag Ferdinand Hodlers zum hundertsten Mal. Auch hier gibt es Parallelen zu den österreichischen Künstlern, starben doch Gustav Klimt, Egon Schiele und Koloman Moser ebenfalls 1918. In den zehn teils dicht gehängten Räumen der Schau „Ferdinand Hodler: Wahlverwandtschaften von Klimt bis Schiele“, die noch bis 22. Jänner läuft, offenbaren sich aber natürlich und vor allem die stilistischen wie inhaltlichen Querbezüge dieser Meister der Moderne.

Gemälde aus allen Schaffensphasen

„Wir zeigen Gemälde aus allen Schaffensphasen, vom Früh- bis zum Spätwerk“, so Museumsdirektor Hans-Peter Wipplinger. „Dadurch sind auch alle verschiedenen Genres vertreten.“ Der Einstieg in die rund 300 Objekte umfassende Ausstellung, deren detaillierte wissenschaftliche Aufarbeitung gemeinsam mit dem Archiv Jura Brüschweiler in Genf durchgeführt wurde, ist biografisch geprägt: Von Hodler entworfene Banknoten, persönliche Dokumente und etliche Fotografien dokumentieren im kompakten Überblick die Lebensjahre des 1853 in Bern geborenen Künstlers.

Danach wird in erster Linie chronologisch die Entwicklung Hodlers vom jungen Vedutenmaler zum vielgestaltigen Beobachter nachgezeichnet. Einzelne Ausnahmen bilden etwa die Räume zu den Selbstporträts und Bildnissen, wobei hier die unterschiedlichen Stationen gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Sie verdeutlichen auf gelungene Weise den Weg Hodlers, der sich laut Wipplinger Zeit seines Lebens nicht nur mit „Liebe und Tod“ auseinandergesetzt hat, sondern auch Mensch und Natur viel Aufmerksamkeit widmete.

Hodler

Eigentum des Kantons Bern/Wilhelm Balmer

Schiele, Kokoschka und Klimt waren Weggefährten

Durchbruch in Wien mit Ausstellung der Secession

„Ein großes Thema war außerdem, sich selbst zu erforschen“, so der Direktor, der die Schau kuratierte. Seinen Durchbruch in Wien feierte Hodler mit der XIX. Ausstellung der Secession 1904: Mit 31 Arbeiten stand er damals im Zentrum, 13 Werke konnte er verkaufen, was auch von finanzieller Seite für den Künstler nicht zu unterschätzen war. Diese Zeit wird ebenfalls, neben Sujets der damaligen Präsentation, mit umfangreichem Dokumentationsmaterial veranschaulicht. Darunter befindet sich ein Brief Hodlers an Franz Servaes, in dem er ausführlich vom Gestaltungsprinzip des „Parallelismus“ schrieb. Lange war danach gesucht worden, das Leopold Museum hat das Artefakt nun entdeckt und erworben. „Ein schöner, glücklicher Zufall“, so Wipplinger.

Gegenüberstellung mit Schiele oder Klimt

Immer wieder begegnet man neben den teils monumentalen Arbeiten Hodlers wie „Wilhelm Tell“ oder „Die Wahrheit“ (die Großformate sollten auch einen Disput mit Albin Egger-Lienz nach sich ziehen) den Arbeiten der österreichischen Kollegen. So werden Schieles Frauenfiguren Akten Hodlers gegenübergestellt, hängt die „Gartenlandschaft mit Bergkuppe“ von Klimt zwischen einem farbenfrohen Blumenensemble sowie einer kraftvollen Flussansicht des Schweizers und finden auch seine zunehmend reduzierteren Berg- und Seelandschaften künstlerische Entsprechungen.

Hodler

Privatsammlung Tessin, Foto: SIK-ISEA, Zürich

Seinen Wiener Durchbruch schaffte Hodler mit einer Ausstellung der Secession

„In seinem Spätwerk erkennt man einen freien Umgang mit Farbe, Form und Fläche“, erläuterte Wipplinger diese Phase ansprechend. Angetan zeigte sich Niklaus Güdel, Leiter des Brüschweiler-Archivs, von der Zusammenarbeit mit dem Leopold Museum. „Wir wissen es als noch junge Institution sehr zu schätzen, unsere Objekte im Ausland zu präsentieren“, verwies er auf unzählige Leihgaben aus der Sammlung des Kunstexperten Brüschweiler, der sich intensiv mit Hodler auseinandergesetzt hat.

Manches sei noch nie ausgestellt worden, und auch angesichts des anstehenden Jubiläums gebe es noch einiges zu tun - immerhin warten rund 80.000 Dokumente auf ihre Inventarisierung. Als Besucher sollte man sich vorerst aber den „Wahlverwandtschaften“ widmen, es lohnt sich.

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