Kabarett-Urgestein Lukas Resetarits ist 70

„Es ist bitte Folgendes ...“: Dieser legendäre Bühnensatz war lange einer der Ausgangspunkte für die pointenreichen und bissigen Programme von Kabarett-Altmeister Lukas Resetarits. Am Samstag feiert der „Ex-Kottan“ seinen 70. Geburtstag.

Ans Aufhören denkt Resetarits angesichts dieses Jubiläums noch lange nicht. Auch wenn ihm vor dem runden Geburtstag ein bisschen graut: „Ich bin so ein stressanfälliger Mensch. Am besten wäre es, einfach abzuhauen“, sagte Resetarits im Vorfeld der Premiere zu seinem mittlerweile 26. Solokabarettprogramm „70er - leben lassen“ mit Blick auf sein Jubiläum.

So einfach wird es allerdings nicht, war sich der am 14. Oktober 1947 im südburgenländischen Stinatz geborene Kabarettist schon zum Programmstart im März sicher: „Ich lasse es aber auf mich zukommen, bin vorher und nachher im Tourneeeinsatz und werde es eher im familiären und Freundeskreis halten. Welche Komplotte geschmiedet werden, weiß ich natürlich nicht.“

Mittlerweile 26 Soloprogramme

Als eine der bekanntesten und einprägsamsten Figuren österreichischer Kabarett- und Fernsehproduktionen wird er sich Gratulationen vermutlich auch nur schwer ganz entziehen können. Mit seinem aktuellen, mittlerweile 26. Solokabarettprogramm „70er - leben lassen“ gastierte er in der Woche vor seinem 70er noch im Wiener Stadtsaal, unmittelbar danach geht es in die Bundesländer. Am 20. November steht dann die Verleihung des Österreichischen Kabarettpreises für das Erfolgsprogramm des Altmeisters an - mehr dazu in Kabarettpreis für „politischen“ Resetarits.

Lukas Resetarits

APA/Hans Klaus Techt

Lukas Resetarits 1999 mit Pfarrer Helmut Schüller und Minister Caspar Einem bei einer Versteigerung von Bildern obdachloser Künstler

Dass der wortgewandte Erzähler und Politkommentator einmal auf ein derartig umfangreiches Schaffen zurückblicken kann, war nicht unbedingt abzusehen: Als die Familie aus der kroatischen Gemeinde im Südburgenland nach Wien übersiedelte, war Erich Lukas erst vier Jahre alt - und sprach nach eigenen Angaben damals kaum Deutsch.

Arbeitete zunächst als Hilfsarbeiter und Rocksänger

Nach einem abgebrochenen Studium der Psychologie und Philosophie an der Universität Wien arbeitete er zunächst als Bauhilfsarbeiter, Rocksänger und später acht Jahre lang als Flugzeugabfertiger auf dem Flughafen Schwechat, bevor er sich 1975 der Kabarettgruppe Keif anschloss. Dort folgte auch die „Aktivierung“ seines zweiten Vornamens Lukas, weil es in der Gruppe schon einen Erich (Demmer) gab.

Lukas Resetarits

APA/Robert Jäger

Eigentlich lautet sein erster Vorname Erich, bei Keif gab es aber schon einen

Sein erstes Programm als Solokabarettist, das er 1977 im Wiener Konzerthauskeller präsentierte, nannte sich „Rechts Mitte Links“. Nach einem Nervenzusammenbruch bei der Generalprobe, den Lukas mit Unterstützung seines Bruders Willi („Ostbahn Kurti“) Resetarits überwand, stellte sich durchschlagender Erfolg ein. „Ich hatte das Glück, dass 1977 alte, etablierte Kabaretts noch da waren, aber noch kein junges Kabarett“, sagte Resetarits in der Rückschau. „Ich wurde quasi herumgetragen in den Medien, man war wie durstig nach neuen Kabarettisten.“

"Revolutionär des österreichischen Kabaretts

Es folgten lange Zeit tatsächlich alljährlich neue Programme, darunter Klassiker wie „Heimspiel“ und „Niemandsland“. Als „Revolutionär des österreichischen Kabaretts“, der dieser Bühnenform schon in den 80er Jahren eine „neue zeitgemäße Struktur und Relevanz“ gegeben habe, wurde Resetarits 1999 mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet, auch in Österreich erhielt er viele Publikums- und Würdigungspreise.

Gerade in der Anfangszeit sah er sich mit einer regelrechten Preisflut konfrontiert. Abgeebbt ist das auch in den vergangenen Jahren nur bedingt, wie sich etwa an der Überreichung des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik im Jahr 2012 ablesen lässt.

Kultrolle als Major Adolf Kottan

Neben seiner Bühnenkarriere schrieb Resetarits auch fleißig an der österreichischen Fernseh- und Filmgeschichte mit, vor allem in der Rolle des Kult-Majors Adolf Kottan, den er in der Nachfolge Franz Buchriesers ab 1980 in Helmut Zenkers und Peter Patzaks „Kottan ermittelt“ deutlich verjüngte. Beliebter Darsteller war Resetarits auch in der ORF-Serie „Tohuwabohu“, im Fernsehkabarett „D.O.R.F.“ und in Ernst Hinterbergers „Kaisermühlenblues“. In der ORF-Ratesendung „Was gibt es Neues?“ ist er regelmäßig zu Gast.

Lukas Resetarits

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In den Kinos machte er 2010 noch einmal den „Kottan“

In den heimischen Kinos konnte man Resetarits u. a. zusammen mit Alfred Dorfer in „Freispiel“ und unter der Regie von Nikolaus Leytner in der Krimikomödie „Schwarzfahrer“ sowie zuletzt in Michael Riebls „Planet Ottakring“ sehen. In Barbara Eders TV-Landkrimi „Das Kreuz des Südens“ gab er 2015 den Bürgermeister einer südburgenländischen Gemeinde. Bei Filmengagements halte er sich mittlerweile aber etwas zurück, weil „Filmdrehen heutzutage auch ein brutaler Knochenjob geworden ist“, so der Jubilar.

Seine beiden Brüder - Willi und Peter - sind nicht die einzigen Familienmitglieder, die die heimische Kultur- und Medienlandschaft prägen. Seine Tochter Kathrin ist als Filmschauspielerin und Regisseurin erfolgreich und führt bei ihrem Vater immer wieder Bühnenregie.

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