Die Spitzenkandidaten haben gewählt

Die Spitzenkandidaten haben am Sonntag in Wien ihre Stimme für die Nationalratswahl abgegeben. Es sei „viel möglich“, meinte Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) gab sich kurz vor seiner Stimmabgabe erwartungsgemäß optimistisch. „Wir haben uns eine längere Feier vorgenommen“, meinte der SPÖ-Spitzenkandidat beim Eintreffen in seinem Wahllokal in Wien-Neubau. Kern, der in Begleitung seiner Frau Eveline zur Stimmabgabe gekommen war, betonte, ein sehr entspanntes Gefühl zu haben. Er sei gerade eben eine Runde joggen gewesen.

Medienrummel um Kurz, Strache hofft auf Zugewinne

ÖVP-Chef Sebastian Kurz gab kurz vor Mittag seine Stimme ab. Er hoffe, dass möglichst viele von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen und „auf ein gutes Ergebnis, damit echte Veränderung möglich wird“, sagte er nach der Stimmabgabe. Die Stimmabgabe des Außenministers, der mit seiner Lebensgefährtin beim Wahllokal in Wien-Meidling eintraf, war von großem Medieninteresse begleitet. Zahlreiche Journalisten - auch aus dem Ausland - waren gekommen.

Zeit mit der Stimmabgabe ließ sich wie meist FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache, der erst am Nachmittag in Wien-Landstraße wählte. Begleitet wurde er von seiner Mutter. Auch er demonstrierte Zuversicht. Strache hofft auf Zugewinne, gehe sich das beste freiheitliche Ergebnis, also gut 27 Prozent aus, wäre das eine erfreuliche Überraschung, sagte er. Straches Auftritt wurde von zahlreichen Journalisten - auch aus dem Ausland - und einigen Schaulustigen verfolgt.

Lunacek und Strolz zuversichtlich, Pilz zittert

Gewohnt euphorisch gab sich NEOS-Spitzenkandidat Matthias Strolz. „Es scheint die Sonne, es ist ein guter Tag“, sagte er vor der Stimmabgabe in einer Schule in Wien-Liesing. Nun liege es in der Hand der Wähler, „wir haben alles getan, was zu tun ist“.

Gut gelaunt und ebenfalls demonstrativ optimistisch gab Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek in einer Neuen Mittelschule in Wien-Leopoldstadt ihre Stimme ab. Sie gehe mit einem guten Gefühl in den Wahltag, sagte sie zu den wartenden Journalisten. „Ich bin zuversichtlich, dass das Ergebnis besser wird, als es in den letzten Tagen und Wochen in den Umfragen war.“

Der frühere grüne Abgeordnete Peter Pilz kam am Sonntag mit seiner Gattin zur Stimmabgabe in Wien-Donaustadt. Ob er den Einzug ins Parlament mit seiner neuen Liste schaffen werde, wisse er nicht: „Ein paar Stunden vor der Wahl verflüchtigt sich jede Gewissheit.“ Später will Pilz die ersten Hochrechnungen anschauen und sich dann mit seinem Team besprechen. Bis dahin werde aber weiter gezittert, so Pilz.

Stimmabgabe der Spitzenkandidaten

Seit den frühen Morgenstunden wird in Österreich gewählt. Die Spitzenkandidaten haben ihre Stimme bereits abgegeben.

Van der Bellen traut vielen Umfragen „nicht sehr“

Auch das Staatsoberhaupt schritt zur Wahlurne: Bundespräsident Alexander Van der Bellen gab am Vormittag zusammen mit Gattin Doris Schmidauer in der Volksschule Spalowskygasse in Wien-Mariahilf seine Stimme ab. Es sei „viel möglich“, meinte Van der Bellen auf Fragen von Journalisten nach dem möglichen Wahlausgang. Er traue den vielen Umfragen „nicht sehr“.

Bundespräsident Alexander van der Bellenkam am Vormittag zusammen mit Gattin Doris Schmidauer in die Volksschule Spalowskygasse in Wien-Mariahilf zur Stimmabgabe

ORF

Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Gattin Doris Schmidauer

Er hoffe jedenfalls auf eine hohe Wahlbeteiligung, denn: „Wählen ist kein Luxus, sondern Pflicht.“ Auf die Frage, ob er eine Regierungsbeteiligung der FPÖ angesichts der sehr kritischen Position der Freiheitlichen zu EU akzeptieren würde, meinte Van der Bellen, er lege „großen Wert auf eine proeuropäische Regierung“.

1.493 Wahllokale in Wien

Zehn Parteien oder Listen traten bei der Nationalratswahl in ganz Österreich an: SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, NEOS, Liste Pilz, Weiße, FLÖ, KPÖ Plus und Gilt. In Wien kommen drei weitere Listen dazu: Die Sozialistische LinksPartei SLP, die Liste EUAUS, die den EU-Austritt Österreichs fordert, sowie die Liste Obdachlose in der Politik (ODP).

Insgesamt wurden in Wien 1.493 Wahllokale eingerichtet. Bei der Zahl der Wahlkarten gibt es mit 205.469 einen Rekord. Durch die höheren Ausgaben für Porto bei Briefwahlkarten fallen aber auch mehr Kosten an - mehr dazu in Kosten für Wahl gestiegen.

Wien-Ergebnisse weichen deutlich ab

Bei der bisher letzten Nationalratswahl 2013 gab es bei den Ergebnissen in Wien und bundesweit teils große Unterschiede. Am deutlichsten wird der Unterschied bei der ÖVP, die nun unter Liste Kurz kandidiert. 2013 gaben die Wienerinnen und Wiener nur zu 13,5 Prozent der ÖVP ihre Stimme. Bundesweit erreichte sie deutlich mehr - nämlich 24 Prozent. Die SPÖ wiederum lag in Wien vor vier Jahren mit über 31 Prozent der Stimmen ganz klar vorne, während sie bundesweit nur mit 26,8 Prozent den ersten Platz verteidigen konnte.

Die Grünen lagen in Wien mit 16,4 Prozent deutlich über dem Österreich-Ergebnis von 12,4 Prozent. Beim ersten NEOS-Antreten bei einer Nationalratswahl lautete das Ergebnis in Wien 7,4 Prozent, bundesweit waren es 4,96 Prozent. Die FPÖ wiederum erreichte bei der Nationalratswahl 2013 20,6 Prozent und damit in etwa das bundesweite Ergebnis (20,56 Prozent).

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