200 Mal jährlich ungleiche Behandlung

Unter dem Hashtag #metoo berichten Frauen weltweit in Sozialen Medien über sexuelle Übergriffe. In Wien nimmt sich die Gleichbehandlungs-Anwaltschaft derartiger Fälle an. Rund 200 Fälle werden im Jahr gemeldet.

In Wien lieferte zuletzt die angebliche sexuelle Belästigung durch einen Chefredakteur den Anlass für die Anwaltschaft, sich einzuschalten. Übers Jahr betrachtet wenden sich überwiegend Frauen an die Gleichbehandlungs-Anwaltschaft. Zumeist sind es Rechtsauskünfte zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.

Laut der Anwältin Cornelia Amon-Konrath gab es im Vorjahr 80 derartige Fälle: „Es fängt an bei verbalen Belästigungen, das sind blöde Witze, eindeutige Einladungen, Whats-app-Nachrichten, die in eine bestimmte Richtung gehen. Dann geht es natürlich hin bis zu körperlichen Übergriffen.“

Angst vor Jobverlust lässt viele schweigen

Die Zahl der Beratungen zu sexueller Belästigung steige nicht. Nur wenige lassen demnach ihre Fälle wirklich prüfen, so Amon-Konrath. Im Vorjahr waren es 13: „Meistens gehen Belästigungen von Personen aus, die in einer gewissen Position sind, in der sie es sich leisten können, das zu tun.“ Oft hemme daher die Angst vor dem Verlust des Jobs viele Betroffene, tatsächlich etwas gegen sexuelle Belästigung zu unternehmen.

„Wir besprechen zuerst sehr ausführlich mit der betroffenen Person, was diese möchte. Dann treten wir meist an den Belästiger, die Belästigerin oder den Arbeitgeber heran und Fragen nach ob es eine Stellungnahme gibt“, so Amon-Konrath. Wenn es besonders eindeutig ist, wird auch eine Schadensersatzzahlung gefordert.

Die Beratung und Unterstützung bei der Gleichbehandlungs-Anwaltschaft ist kostenlos und vertraulich. Der Fall kann auch vor der Gleichbehandlungskommission verhandelt werden, die dann feststellt, ob eine Diskriminierung vorliegt. „Wir bemühen uns sehr stark darum, eine Einigung herzustellen. Das kann eine Entschuldigung sein oder, dass der Arbeitgeber etwas für die betroffene Person tut.“

Ex-Chefredakteur räumt Fehler ein

In der Tageszeitung „Die Presse“ nahm der abberufene Chefredakteur der Wiener Zeitung, Reinhard Göweil, am Samstag Stellung zu seiner Dienstfreistellung. Dabei räumte er einen Fehler ein: „Was ich gemacht habe, war falsch“ - mehr dazu in „Wiener Zeitung“: Chefredakteur gesteht Fehler.

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