Gschwandner wird zu Kulturzentrum

Wien ist um ein Kulturzentrum reicher. In den Räumlichkeiten des Gschwandner in Hernals öffnet am Dienstag der „Reaktor“ mit einem zehntägigen Kunstfestival seine Türen. Denn neu ist nicht nur der Name, sondern auch die Ausrichtung.

Vom Wäschermädelball im 19. Jahrhundert bis zu Zwischennutzungen in den letzten Jahren - der Gschwandner in Hernals hat in seiner langen Geschichte viele Veranstaltungen beherbergt. Nun öffnet er als Kulturzentrum „Reaktor“ wieder seine Türen für die Öffentlichkeit. Der Filmschaffende Bernhard Kammel hatte das Gebäude im Sommer gekauft und seitdem leicht renoviert und umgebaut. Zusammen mit Anna Resch und Sebastian Jobst vom Kollektiv „Konnektom“ übernimmt er die künstlerische Leitung.

Gschwandner

APA/Carl Anders Nielsson

Das alte Gschwandner wird als Kulturzentrum wiedereröffnet

Abgrenzen vom „Vorstadtetablissement“

Die Namensänderung von Gschwandner zu „Reaktor“ sei aus zwei Gründen geschehen, so Kammel: „Wir wollen uns ganz bewusst von der Tradition des Vorstadtetablissements, was der Gschwandner sehr erfolgreich war, abgrenzen.“ In den Räumlichkeiten solle es nun zu „Konfrontationen mit der hohen Kunst“ kommen und das passe nicht zum Wäschermädelball.

Außerdem sei die Namensänderung auch aus Rücksicht auf die Familie Gschwandner geschehen, „die das Programm nicht mit ihrem Namen mitverantworten soll“, meinte der Filmschaffende. Am Dienstag eröffnet der neu renovierte Reaktor mit dem zehntägigen Kunstfestival „the future of demonstration“ seine Türen, eine kollektive Arbeit verschiedener Künste.

Veranstaltungshinweis: Das Kunstfestival „the future of demonstration“ findet vom 31. Oktober bis 11. November im REAKTOR statt.

Eigenes Programm startet im Jänner

Startschuss für das eigene Programm soll Ende Jänner 2018 sein. „In den neuen Räumen wird auch ein Kino untergebracht sein - und eröffnet wird mit einem Film, den ich auch im Gschwandner gedreht habe“, so Kammel. Dieser trägt den Titel „Elysium Hernalsiense“, also das Elysium in Hernals. Etwa 80 bis 100 mal im Jahr will das Kulturzentrum für eigene und fremde Produktionen seine Türen öffnen. Dann allerdings nur für einige Tage, so könne man immer wieder etwas Frisches zeigen.

Das neue Kulturzentrum soll komplett privat finanziert werden. „Ich glaube, wenn man nicht abhängig ist von öffentlichen Mitteln, dann ist man freier bestimmte Dinge auszusortieren und anzubieten, weil man selbst direkt dafür gerade stehen muss.“ Er glaube, dass der Kontakt zwischen Kunst und Publikum dann direkter ist, erklärte Kammel.

Gschwandner

APA/Familie Ulrike Stadler

Startschuss für das eigene Programm soll Ende Jänner 2018 sein

120 Jahre Unterhaltung im Gschwandner

Ursprünglich wurde der Gschwandner in Hernals im Jahr 1838 als Heuriger eröffnet. Im 19. Jahrhundert war er als Veranstaltungsort für Bälle, wie den Wäschermädelball, berühmt. 1960 wurde das Gebäude für die Öffentlichkeit geschlossen und als Lager einer Radiofirma, später als Filmrequisitendepot genutzt. In den letzten Jahren wurde der Gschwandner jedoch wieder für einige Zwischennutzungen geöffnet.

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