Neues Privatkonkursgesetz: Ansturm erwartet
„Wir erwarten vorübergehend einen Ansturm, wir glauben aber auch dass der nachlassen wird relativ bald und, dass das zukünftige Niveau niedriger sein wird als bisher“, sagte Alexander Maly von der Wiener Schuldnerberatung in „Wien heute“. Mehr als 2.100 Wienerinnen und Wienern sind heuer schon in einen Konkurs geschlittert.
Viele Anträge verzögert
„Ich glaube, dass Menschen nun den Privatkonkurs wagen werden, die es bisher nicht gewagt haben, weil sie entweder ein zu geringes Einkommen hatten oder zu hohe Schulden und daher an dieser Zehn-Prozent-Hürde gescheitert sind“, nannte Maly als Gründe für den kurzfristigen Anstieg, den er erwartet.
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Ähnlich sieht das auch Ludwig Hetzel von Creditreform. „In Erwartung des neuen Rechts sind viele Anträge auf Eröffnung eines Privatinsolvenzverfahrens nicht gestellt worden. Nachdem es das jetzt gibt, erwarten wir, dass die Anträge jetzt gestellt werden.“ Statt bisher sieben Jahren muss man künftig nur mehr fünf Jahre am Existenzminimum leben. Zudem gibt es keine Mindestquote von zehn Prozent mehr.
Konsumkredite sorgen für Probleme
An eine langfristige Entspannung glaubt Maly, weil die Gläubiger bei Risikogruppen wie jungen Erwachsenen vorsichtiger sein werden. Dadurch könne man sich künftig nicht mehr so leicht verschulden. „Wir wissen, dass die Gläubiger sensibler reagieren auf die geänderte Rechtslage. Das heißt, die werden in Zukunft sehr wohl vorsichtiger sein. Vor allem bei den sogenannten Konsumkrediten. Und die verursachen die meisten Probleme.“
Beim Kreditschutzverband 1870 sieht man das anders. Dort bezweifelt man Auswirkungen auf die Kreditgeber. „Die Kreditvergabe ist schon seit 2008 wesentlich selektiver geworden. Kein Kreditgeber vergibt einen Kredit auf einen Konkurs hin, das ist kein Geschäftsmodell“, so Hans-Georg Kantner vom KSV 1870.