Gemäldegalerie weicht ins Theatermuseum aus

Für drei Jahre übersiedelt die Akademie der bildenden Künste ihre Gemäldegalerie in die Räume des Theatermuseums. Die Höhepunkte der 1.200 Gemälde umfassenden Sammlung reichen von Cranach bis Füger.

KHM-Generaldirektorin Sabine Haag freute sich über die „wunderbare Kooperation“ und auf eine „freundliche, kollegiale Koexistenz“ mit der Gemäldegalerie, die für die Zeit der Renovierung der Akademie am Schillerplatz nunmehr sieben Räume im ersten Stock des Palais Lobkowitz bespielen wird.

Man werde einander „mit Freude und Neugier“ begegnen und erhoffe sich auf beiden Seiten „neue Impulse und Inspirationen“. Theatermuseums-Leiter Thomas Trabitsch sieht sein anfängliches „Erstaunen“ mittlerweile in „richtige Freude“ umgewandelt, da durch die Kombination von bildender und darstellender Kunst das Konzept von „Kultur“ über Genregrenzen hinweg seine Wirkung entfalte.

Keine „feindliche Übernahme“

Akademie-Rektorin Eva Blimlinger betonte augenzwinkernd, dass es sich nicht um eine „feindliche Übernahme“ handle. Gemäldegalerie-Direktorin Julia M. Nauhaus freute sich besonders über die Möglichkeiten, die sich im Theatermuseum bei der Präsentation von Hieronymus Boschs Triptychon ergeben hätten. „Es war noch nie so schön präsentiert wie hier“, schwärmte die Direktorin.

Ausstellungshinweis:

Schausammlung der Gemäldegalerie zu Gast im Theatermuseum: täglich außer Dienstag, 10 bis 18 Uhr.

Das berühmte Weltgerichts-Triptychon empfängt den Besucher in der neuen Konstellation nunmehr gleich zu Beginn des Rundgangs: Im halbrunden Raum gegenüber des Eroica-Saals ist es nun möglich, um das frei stehende Werk herumzugehen und es von allen Seiten zu betrachten. Apropos Bosch: „Bosch on Stage“ nennt sich ein Theaterstück, das als „Stück zum Bild“ am 22. November im Eroica-Saal Premiere feiert. Das Stück stammt aus der Feder von Jerome Junod, der die Koproduktion mit Salon5 selbst inszeniert.

Boschs Meisterwerk gegenüber prangt das von Jonas Burgert geschaffene Werk „Ihr Schön“, das im Rahmen der alle paar Monate wechselnden Intervention „Korrespondenzen“ den Auftakt macht (bis 2. April). Umrahmt wird das Werk von Gemälden der altniederländischen und altdeutschen Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts. So finden sich im ersten Raum etwa religiöse Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren oder Dirk Bouts „Marienkrönung“.

Theatermuseum-Budget unverändert

Der Rundgang führt schließlich über die italienische Malerei derselben Periode mit u.a. Tizians „Tarquinius und Lucretia“ in die holländische und flämische Malerei des 17. Jahrhunderts bis hin zu italienischer und spanischer Malerei des Barock und Rokoko. So begegnet der Besucher im Theatermuseum etwa Rembrandts „Bildnis einer jungen Frau“, Rubens „Boreas entführt Oreithya“ oder Francesco Guardis „Markusplatz“.

Den Abschluss bildet schließlich die österreichische Malerei des Barock und des Klassizismus, u.a. mit Martin van Meytens „Bildnis von Maria Theresia als Königin von Ungarn“ . Den schmalen Durchgang entlang des Lichthofs bespielt das Kupferstichkabinett mit wechselnden Ausstellungen. Den Anfang macht „Thomas Ender - Von Triest nach Rio de Janeiro“ mit Aquarellen von der Überfahrt des Künstlers im Rahmen der österreichischen Brasilien-Expedition von 1817/1718.

Das Theatermuseum bespielt weiterhin den gegenüberliegenden Gebäudeflügel sowie die Ausstellungsräume im Erdgeschoß, wobei das Budget trotz einem Drittel weniger Fläche gleich bleiben wird, wie Trabitsch auf APA-Nachfrage sagte. Haag unterstrich, dass die Ausstellungstätigkeit des Theatermuseums ja nur einen Teil der Arbeit ausmache - die wissenschaftliche Arbeit sowie die Realisierung von Wanderausstellungen gehe wie gewohnt weiter.

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