Gemeindebau-Geldfälscher verurteilt

In Wien ist am Freitag eine Geldfälscherbande zu mehrmonatigen teilbedingten Haftstrafen rechtskräftig verurteilt worden. Die drei Männer betrieben eine Fälscherwerkstätte in einer Gemeindewohnung.

Dazu installierten die Männer in der Wohnung in Wien-Landstraße im Schlafzimmer Computer, Drucker und Schneidewerkzeug. Der Kopf der Bande, ein 25-jähriger Österreicher, fasste 33 Monate, davon 22 bedingt, aus. Der bisher unbescholtene Mann, der sich bereits seit über sechs Monaten in U-Haft befindet, muss insgesamt elf Monate absitzen.

Sein Komplize, ein gleichaltriger Bosnier, muss für neun Monate hinter Gitter. Er erhielt eine 27-monatige Haftstrafe, wobei ihm 18 Monate bedingt nachgesehen wurden. Der 23-jährige Mieter der Wohnung wurde wegen Beitragstäterschaft zu 21 Monaten, davon 19 Monate bedingt, verurteilt. Ein Abnehmer aus Ungarn bekam 14 Monate bedingt.

Anleitung im Internet gefunden

Auf die Idee der Geldfälscherei war zunächst der 25-jährige Hauptangeklagte gekommen. Der arbeitslose Vater hatte 150.000 Euro Schulden. Weil er seine Familie nicht mehr ernähren konnte, begann er im Jänner damit, auf seinem Laptop falsche Banknoten zu entwerfen. Er druckte die falschen Fünfziger aus, schnitt sie zurecht, versah sie mit einem Hologramm und streute lilafärbiges Pigment darauf.

Eine Anleitung dafür habe er im Internet gefunden, sogar eine Einkaufsliste für die dafür notwendigen Utensilien war der Anleitung beigefügt. „Es war - blöd gesagt - relativ einfach“, räumte der Beschuldigte vor Gericht ein. Auf dem virtuellen Marktplatz „Alphabay“ im Darknet bot er die falschen Scheine unter dann zu einem Preis von 7,50 Euro an. Er fand recht bald Abnehmer, die per Brief- oder Paketsendung das Falschgeld zugeschickt bekamen.

Weit über 1.000 Scheine produziert

Im März holte sich der 25-Jährige die Hilfe seines Jugendfreunds, ein gleichaltriger und ebenfalls arbeitsloser Bosnier. Die beiden trafen sich bei einem Würstelstand und der Österreicher zeigte seinem Freund zwei 50-Euro-Geldscheine - einer war echt, der andere falsch. Der Bosnier erkannte das Falsifikat nicht und stieg deshalb in das Geschäft ein.

Um die Herstellung des Falschgeld professioneller anzugehen, richteten die Männer in der Gemeindewohnung eines 23-jährigen Bekannten ein Werkstätte ein. Weit über 1.000 Scheine produzierte die Bande und ging dabei arbeitsteilig vor. Während der Haupttäter mit dem Designen der Scheine und Anwerben von Käufern beschäftigt war, kümmerte sich der Bosnier um das Zerschneiden der Scheine, sowie die Hologramme und Wasserzeichen. Der 23-jährige Wohnungsmieter brachte die verpackten Geldscheine zur Post.

Rund 8.000 Euro Gewinn

Reich wurden die drei dadurch jedoch nicht. Laut dem hauptangeklagten Österreicher gab es nicht mehr als 8.000 Euro Gewinn, den sie untereinander aufteilten. Über drei Monate ging das so, bis Kriminalbeamte, die verdeckt im Darknet ermittelten, auf die Bande stießen.

Bereits im Jänner wurden die Polizisten von der Nationalbank aufmerksam gemacht, dass neue Fünfziger-Falsifikate „von schlechter Bildqualität“ im Umlauf seien, wie der Verteidiger des Haupttäters, Normann Hofstätter berichtete. „Hochprofessionell war das nicht“, räumte der Anwalt ein. Im Mai wurde zunächst der Gemeindebaubewohner festgenommen, danach seine Komplizen. Bei Hausdurchsuchungen entdeckten Ermittler die Fälscherwerkstatt und zahlreiche Geldscheine.

Verhängnisvoller Einkauf in Drogerie

Habhaft konnte man auch eines der Abnehmer werden. Der Student aus Ungarn hatte sich einen falschen Fünfziger von der Bande an die Wohnadresse seiner Mutter in Niederösterreich schicken lassen. Als dieser in Wien damit in einem Drogeriegeschäft einkaufen gehen wollte, flog er auf. Er gab nun vor Gericht zu, dass es nicht das erste Mal war, dass er mit Falschgeld bezahlt hat. Er hatte bereits davor mit falschen Zwanzigern aus dem Darknet in Ungarn eine Wirtshausrechnung gezahlt.

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APA

Fünfziger wird am meisten gefälscht

Seit vergangenen April wird eine neue 50-Euro-Banknote ausgegeben. Alle alten Scheine, die zurückkommen, werden einbehalten. Der neue Fünfziger hat verbesserte Sicherheitsmerkmale. Er ist der mit Abstand am häufigsten gefälschte Euro-Schein. Der neue Fünfziger ist nach dem Fünfer, dem Zehner und Zwanziger der vierte Schein, der seit der Einführung der EU-Gemeinschaftswährung 2002 getauscht wird - mehr dazu in Neuer 50-Euro-Schein ab 4. April.

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