Modeschule Hetzendorf wird 70

Die traditionsreiche Wiener Modeschule Hetzendorf feiert heuer ihren 70. Geburtstag. Seit 1947 werden in einem Schloss unter anderem Modedesignerinnen - und inzwischen auch Designer - ausgebildet. Gefeiert wird auch mit einer Ausstellung.

Zur Schau gestellt werden Exponate und Illustrationen ehemaliger und derzeitiger Schülerinnen und Schüler, historische Dokumente und Modelle aus Projektkooperationen. Installationen zu Mode, Kreativität, Innovation, Vielfalt, Handwerk, Kunst und Freiheit sollen Einblick in die Ausbildung vergangener Jahrzehnte, gegenwärtige Standards und zukunftsweisende Schwerpunkte geben.

Die Besucher erwartet außerdem ein Jubiläumsshop mit limitierten Designs „made in Hetzendorf“. „Wir haben in den letzten Monaten in unserem reichhaltigen Archiv gestöbert und eine Vielzahl an Schaustücken zusammengetragen“, sagte Direktorin Monika Kycelt. Die Ausstellung zeige die „Einzigartigkeit der Ausbildung“ in Hetzendorf.

Schulgebäude durch Bomben zerstört

Die Modeschule im Schloss Hetzendorf ging aus der 1897 gegründeten „Kunstschule für Frauen und Mädchen“ hervor. Bis in die erste Hälfte der 1920er-Jahre fand der Unterricht an verschiedenen Atelierstandorten statt. Mit der Etablierung akademischer Klassen erfolgte 1925 die Umbenennung in „Wiener Frauenakademie und Schule für freie und angewandte Kunst“.

1926 wurde der Schulstandort in der Siegelgasse im dritten Bezirk bezogen. 1939 übernahm die Stadt die Einrichtung. 1942 erfolgte die Umbenennung in „Kunst- und Modeschule der Stadt Wien“. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schulgebäude durch Bomben zerstört. Der Unterricht fand zunächst in reduzierter Form an Ausweichorten statt und wurde 1945 eingestellt.

1967 erstmals Burschen zugelassen

1946 übersiedelte die Schule in das teilweise bombenbeschädigte Schloss. Der erste Jahrgang der neuen „Modeschule der Stadt Wien im Schloss Hetzendorf“ startete im Schuljahr 1947/48. Im Lehrplan der fünfjährigen Modefachschule wurde nunmehr ein starkes Augenmerk auf die handwerkliche Ausbildung in eigenen Schulwerkstätten gelegt. 1967 waren erstmals Burschen zugelassen. Seit 1996 wird die Schule als Höhere Lehranstalt für Modedesign und Produktgestaltung mit Reife- und Diplomprüfung abgeschlossen.

Fünf Schwerpunkte

160 Schülerinnen und ein paar wenige Schüler lernen derzeit an der Modeschule, sie können dabei zwischen fünf Schwerpunkten wählen, etwa Strickdesign oder Taschen- und Produktgestaltung. Die Schülerinnen und Schüler schätzen ihren Ausbildungsplatz - auch im wörtlichen Sinn: „Auch wenn man einen schlechten Tag hat, wenn man in die Allee hineingeht, und man sieht das Schloss vor sich - das ist schon ein ganz anderes Feeling, als wenn man so einen Betonblock vor sich hat“, beschreibt Lydia.

Elitär sei die Schule aber nicht, findet Modeschüler Paul: „Es ist elitär in dem Sinne, dass man etwas tun dafür muss, um hier aufgenommen zu werden. Aber wenn man das wirklich möchte und sich dieses Ziel setzt, kann man das sicher schaffen.“ Eine Absolventin ist etwa die Modeberaterin Irmie Schüch-Schamburek: „Was für mich an Hetzendorf speziell war und noch immer ist, das es einfach das Kreativpotenzial und die Authentizität fördert.“

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