Wien baut wieder Gemeindewohnungen

Versprochen wurden sie im Wien-Wahlkampf 2015, jetzt wird der erste neue Gemeindebau auch wirklich gebaut. Auf dem Gelände der ehemaligen AUA-Zentrale in Favoriten sollen in den nächsten zwei Jahren 120 Wohnungen entstehen.

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) starteten am Mittwoch die offiziellen Bauarbeiten. Der Stadtchef war es auch, der 2015 im Rahmen einer SPÖ-Klubtagung im burgenländischen Rust den Wiedereinstieg in den Gemeindebau-Bau verkündet hatte. „Germeindebau neu“ lautet die offizielle Bezeichnung der neuen Generation. Der Spatenstich erfolgte nun mit Verspätung, denn ursprünglich war der Herbst 2016 als Auftakt ins Auge gefasst worden - mehr dazu in Verzögerung bei neuen Gemeindebauten.

Modell des neuen Gemeindebaus in Favoriten

NMPB Architekten

So sollen die neuen Gemeindebauten aussehen

Fertigstellung bis Herbst 2019

Die Gesamtbaukosten werden von der Stadt mit 15,5 Mio. Euro beziffert, wobei die Fördermittel 6,7 Mio. Euro betragen. Die neuen Gemeindewohnungen befinden sich zu 100 Prozent im Besitz der Wigeba, der Wiener Gemeindewohnungs-Baugesellschaft. An dieser sind zu 51 Prozent die zur Wien Holding gehörende Gesiba und zu 49 Prozent die Gemeindebauverwaltung Wiener Wohnen beteiligt. Letztere ist auch für die Vergabe der Objekte zuständig.

Der Neo-Gemeindebau in Favoriten, der im Herbst 2019 fertiggestellt sein soll, macht allerdings nur den Anfang. Laut Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) sind aktuell 28 Standorte mit 3.450 neuen Gemeindewohnungen in neun Bezirken in Planung.

Spatenstich neuer Gemeindebau mit Michael Häupl und Michael Ludwig

ORF

Häupl und Ludwig beim Spatenstich

220.000 Gemeindewohnungen bisher

In der Bundeshauptstadt gibt es mehr als 2.000 Gemeindebauten mit 220.000 Wohnungen, die knapp 500.000 Wiener beherbergen. Das entspricht knapp einem Drittel der Einwohner. Die Ursprünge dieser geförderten Wohnform liegen im „Roten Wien“ der Zwischenkriegszeit. Nach der Errichtung erster kommunaler Mietshäuser beschloss der Gemeinderat 1923, in den kommenden fünf Jahren insgesamt 25.000 Wohnungen nach zeitgenössischem Standard und mit Gemeinschaftseinrichtungen wie Bädern, Waschküchen, Bibliotheken oder Kaufläden einzurichten.

Aus dieser Phase stammen einige der heute als klassisch geltenden Wohnanlagen wie der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof in Favoriten oder der Reumannhof in Margareten. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte eine Phase, in der vor allem günstige, meist in Zeilen angeordnete Blöcke gebaut wurden. In den 1970er-Jahren entstanden Großprojekte wie der Gemeindebau „Am Schöpfwerk“ in Meidling. Auch das Hundertwasserhaus im Bezirk Landstraße ist eine kommunale Wohnanlage. 2004 wurde mit dem letzten „alten“ Gemeindebau ein vorübergehender Schlussstrich gezogen.

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