Ärzte wollen Volk zu Rauchverbot befragen

Der Plan der ÖVP-FPÖ-Koalition, das Rauchverbot in der Gastronomie zu kippen, ist für die Wiener Ärztekammer „ein Schritt zurück“. Sie erwägt nun, eine Volksbefragung zu starten.

„Österreich sollte, so wie andere vergleichbare Länder auch, ein Rauchverbot in Lokalen aussprechen. Der Schritt zurück ist kontraproduktiv und schadet der Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher“, betonte Szekeres, der sowohl Präsident der österreichischen als auch der Wiener Ärztekammer ist, in einem Video auf Facebook.

Die Ärzteschaft, allen voran die Wiener Ärztekammer, überprüfe daher derzeit, wie sie eine entsprechende Befragung der österreichischen Bevölkerung einleiten könnte. Eine bundesweite Volksbefragung wird vom Nationalrat initiiert. Die erste und bisher einzige dieser Art fand 2013 zur Wehrpflicht statt.

Spitzenplatz bei rauchenden Frauen und Männern

Wolfgang Weismüller, Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Wiener Ärztekammer, betonte, Österreich sei das Land mit den meisten Raucherinnen. Auch bei Männern belege es einen Top-Platz. Für ein Rauchverbot spreche der Jugend- und Arbeitnehmerschutz. Weismüller: „Ich glaube, wenn die Politiker hier nicht in der Lage sind, vernünftige Entscheidungen zu treffen, dass man hier das Volk fragen sollte.“

Nicht nur Unterstützung für Rauchverbot

Der Widerstand gegen das geplante Aus des absoluten Rauchverbots in der Gastronomie ist nach wie vor groß. Die Österreichische Gesellschaft für Pathologie hat sich am Freitag in einem offenen Brief an ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache gewendet. In Österreich fordere allein das Passivrauchen 1.000 Todesopfer pro Jahr, so die Mediziner. Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) verabschiedete am Freitag auf ihrer Vollversammlung die Resolution „Ja zum Nichtraucherschutz“.

Laut einer aktuellen Umfrage des Online-Marktforschungs- Unternehmens meinungsraum.at mit 800 befragten Österreichern begrüßen 41 Prozent der Gesamtbevölkerung und 70 Prozent der Raucher die Entscheidung der Regierungsverhandler. Gleichzeitig unterstützen mittlerweile mehr als 320.000 die Online-Petition der Krebshilfe. Zum Vergleich: Die Unterschriftenaktion „Don’t Smoke“, die 2015 zum Beschluss des generellen Rauchverbots in der Gastronomie ab Mai 2018 geführt hat, hatte rund 40.000 Unterstützer, darunter war damals übrigens auch Sebastian Kurz.

Heftige Debatten über Rauchverbot

Die Wiener SPÖ erwägt eine Klage gegen das Gesetz, mit dem das Rauchverbot gekippt werden soll. Aber auch aus den eigenen Reihen verspürt die kommende Regierung Widerstand - mehr dazu in VP-Bezirkschefin gegen Raucherregelung. Die Auseinandersetzung in Wien setzt sich auch im Gemeinderat fort. Dort spricht die FPÖ sogar von einem „Heiligen Krieg“ gegen FPÖ und ÖVP - mehr dazu in Rauchverbot: „Dschihad“ im Rathaus.

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