Spittelau: Das „Geheimnis“ der goldenen Kugel

Im Dezember vor 25 Jahren ist die von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Müllverbrennungsanlage Spittelau wiedereröffnet worden. Ihr Markenzeichen ist seitdem eine goldene Kugel am 126 Meter hohen Schlot.

Die Müllverbrennungsanlage wurde von 1969 bis 1971 errichtet. Im Jahr 1987 zerstörte allerdings ein Brand vor allem den Mittelteil des Gebäudekomplexes. „Laut Aussagen mehrerer Beobachter erfolgte gegen 1.30 Uhr eine heftige Detonation, und wenig später schlugen 20 Meter hohe Stichflammen aus dem Gebäude“, hieß es in einem ORF-Bericht.

Statt die Anlage abzureißen, wurde sie an derselben Stelle neu aufgebaut. Mit der Neugestaltung der Fassade wurde der Umweltschützer und Künstler Friedensreich Hundertwasser von der Stadt beauftragt. Am Kamin ließ er eine goldene Kugel anbringen. Es war für Hundertwasser ein Symbol für eine bessere Welt. Sie ist inzwischen zu einem Wiener Wahrzeichen und einem besonders beliebten Fotomotiv bei Touristen geworden.

Vor allem Messgeräte im Inneren der Kugel

„Wir werden immer wieder gefragt, ob denn da ein Restaurant in der Kugel ist oder ob es sich bei der Anlage um eine Shoppingmall handelt. Aber nein, es ist wirklich eine Industrieanlage mitten in der Stadt“, sagte Wien-Energie-Sprecherin Lisa Sophie Grohs gegenüber „Wien heute“.

Detail am Rande: An der Außenseite der Kugel ist eine meterlange und gut sichtbare Fensterreihe angebracht. Doch dabei handelt es sich um blinde Fenster. Denn hinausschauen kann man durch sie nicht. Im Inneren der Kugel befinden sich vor allem Messgeräte. „Die Müllverbrennungsanlage Spittelau hat eine der modernsten Rauchgasreinigungsanlagen der Welt. Was da rausdampft, ist reiner Wasserdampf“, so Grohs.

Hundertwasser-Klo für Fahrer der Müllautos

Rund 220 Müllwagen beliefern täglich die Anlage. Pro Stunde und Kessel werden bis zu 16 Tonnen Abfall verwertet. Jährlich werden so in der Anlage rund 250.000 Tonnen Hausmüll verbrannt. Die in der Spittelau erzeugte Wärme beheizt laut Wien Energie jährlich mehr als 60.000 Haushalte in der Stadt. 50.000 Haushalte können jährlich mit Strom versorgt werden.

Für die Fahrer der Müllwagen gibt es ein eigenes Hundertwasser-WC. Und eine bunte, überdimensionale Kappe aus Metall sorgt am Dach mitunter für ein Lächeln bei Touristen. „Es hat einmal eine Diskussion gegeben, während die neue Fassade errichtet worden ist. Im Zuge dessen hat der Herr Hundertwasser die Diskussion verlassen und gesagt: ‚Ich hau den Hut drauf.‘ Daraufhin haben die Bauherren gesagt, das ist eine gute Idee, und haben ein Kapperl gebaut“, erinnert sich Ulrich Ponweiser von der Betriebstechnik.

Generalsanierung um 130 Millionen Euro

Zwischen 2012 und 2015 wurde die Anlage generalsaniert. Das wurde laut Stadt nötig, weil die Spittelau-Anlagen nach 40 Jahren Laufzeit am Ende ihres Lebenszyklus angekommen waren. Erneuert wurden nicht nur die Müllkessel, sondern unter anderem auch Filter, eine Turbine und das Wasser-Dampf-System. Auch neue Gebäudeteile und Mauern kamen dazu und wurden ebenfalls im Hundertwasser-Stil gestaltet. Laut Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) wurden insgesamt 130 Mio. Euro investiert.

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