Angebote für Niki bis Donnerstag

Im Bieterrennen um die insolvente Airline Niki müssen Interessenten bis Donnerstagmittag ein verbindliches Angebot angeben. Inmitten der Investorensuche attackierte indessen deren Gründer Niki Lauda die Lufthansa scharf.

Diese Frist zur Angebotsabgabe sei am Montag gesetzt worden, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Bisher habe noch niemand ein verbindliches und durchfinanziertes Angebot vorgelegt. Es gebe jedoch mehrere ernsthafte Interessenbekundungen.

„Das lässt mich hoffen, dass man auch in dieser kurzen Zeit noch einen Verkauf hinbekommt.“ Eine Lösung müsse bis Jahresende stehen. Konkrete Namen wollte Flöther unter Verweis auf die zugesicherte Vertraulichkeit nicht nennen. Als Interessenten gelten Medienberichten zufolge der frühere Rennfahrer und Niki-Gründer Niki Lauda, die Billigfluglinie Ryanair, die Thomas-Cook-Linie Condor und ein Konsortium um den Berliner Logistiker Zeitfracht.

Niki-Mitarbeiter auf dem Weg zur Versammlung am Donnerstag

APA/Georg Hochmuth

Rund 1.000 Mitarbeiter sind von der Pleite betroffen

„Möglicherweise bis Anfang Jänner Zeit“

Für Zeitdruck sorgen laut Flöther sowohl finanzielle wie auch grundsätzliche Fragen: Zum einen müsse die Betriebserlaubnis für Niki trotz eingestellten Flugbetriebs möglichst lange erhalten bleiben. Daran hängen die „Slots“ für Start und Landungen, die laut Flöther einen besonderen Vermögenswert der Airline ausmachen.

Die österreichischen Behörden seien in dieser Frage sehr entgegenkommend. Sie hätten mitgeteilt, wegen gesetzlicher Verpflichtungen den Entzug für die Fluggenehmigungen einleiten zu müssen, so Flöther. Binnen einer Frist von sieben Tagen müsse Niki dazu Stellung nehmen.

„Man kann nicht sagen: Genau nach sieben Tagen fällt der Hammer, und dann ist es vorbei.“ Er gehe davon aus, dass möglicherweise bis Anfang Jänner Zeit bleibe. „Aber dann muss der Investor feststehen, weil uns sonst unabhängig von den Genehmigungen das Geld ausgeht“, sagte Flöther. Obwohl Niki den Flugbetrieb vor einigen Tagen einstellte, muss noch der operative Betrieb erhalten und bezahlt werden: „Sie können ein Flugzeug nicht einfach wie ein Auto hinstellen, Schlüssel abziehen und das war es.“

Käufersuche in Schnellverkauf

Der Sanierer und Jurist mit Hauptsitz im sachsen-anhaltischen Halle war im August bereits zum Sachwalter bei der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin bestellt worden und überwacht dort im Interesse der Gläubiger das Verfahren. Niki war eine Tochter der Air Berlin, galt als besonders attraktiver Unternehmensteil und sollte zusammen mit weiteren Teilen vom deutschen Branchenprimus Lufthansa übernommen werden.

Wegen Bedenken der EU-Kommission zur Wettbewerbslage im Luftverkehr wurde das Vorhaben abgesagt. Niki hatte Insolvenz angemeldet und Mitte voriger Woche den Flugbetrieb eingestellt - mehr dazu in Insolvenzantrag für Niki gestellt (news.ORF.at). Tausende Passagiere saßen auf einen Schlag fest. Flöther wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt und soll jetzt in einem Schnellverkauf einen Käufer für Niki finden.

Flugzeuge von Air Berlin und Niki

APA/Robert Jäger

Zahlreiche Passagiere sind gestrandet

Ticketpreise sollen erstattet werden

Zahlreiche Urlauber versuchen seit der Insolvenz, mit anderen Anbietern rechtzeitig zu Weihnachten nach Hause oder an ihre Ferienorte zu gelangen. Andere Fluglinien hatten angeboten, bis zu 40.000 sitzen gebliebene Passagiere mit ihren eigenen Maschinen zurückzuholen - teils gratis, teils mit Rabatten.

Viele Kunden haben gute Aussichten auf Erstattung ihrer Tickets. „Die Inhaber der 200.000 direkt bei Niki erworbenen Tickets erhalten - sofern sie ihre Tickets nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin Mitte August 2017 erworben haben - den Reisepreis voraussichtlich voll erstattet“, hieß es aus der Insolvenzverwaltung. Bei Pauschalurlaubern müssen sich Reisekonzerne um Ersatz kümmern.

Lauda: „Das ist durchschaubares Spiel“

Kritik an der Lufthansa kam indessen von Niki Lauda. Die Lufthansa weigere sich, die Maschinen herauszugeben, sagte Lauda der „Bild am Sonntag“. „Das ist ein durchschaubares Spiel“, meinte Lauda. Gibt es keinen neuen Investor, könnten wertvolle „Slots“ für Starts und Landungen an Flughäfen nämlich neu vergeben werden, und die Lufthansa wolle dann günstig zuschlagen können. „Lufthansa will Niki zerstören.“ Ähnlich äußerte er sich im „Handelsblatt“ sowie in den österreichischen Zeitungen „Kurier“ und „Der Standard“.

Lufthansa weist Vorwürfe zurück

Die Lufthansa dementierte eine solche Taktik nachdrücklich. Es sei klar geregelt, dass die EU-Kommission ihr schon während der Prüfphase ausnahmsweise erlaubt habe, Niki-Jets zu erwerben - und zwar im Interesse einer Aufrechterhaltung des Flugbetriebs. Nur so habe „die Überlebensfähigkeit der Niki sichergestellt“ werden können.

Falls die Übernahme durch Lufthansa nicht genehmigt würde, sei vereinbart gewesen, dass gekaufte oder geleaste Flugzeuge einem Erwerber „zu Marktkonditionen zur Verfügung gestellt werden müssen. Selbstverständlich wird sich die Lufthansa Gruppe an diese Vorgaben halten. Sie hat dies bereits Air Berlin und Niki mitgeteilt.“

Lauda sieht Chancen schwinden

Lauda, der 2011 bei Niki ausgestiegen war, will erst Anfang der Woche sein weiteres Vorgehen festlegen, sobald er alle Daten des Insolvenzverwalters habe. Seine Chancen sieht der Firmengründer mittlerweile jedoch schwinden - und begründet das mit dem aus seiner Sicht unfairen Verhalten der Lufthansa nach deren Rückzieher.

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