„Manipulierte“ Radzählstelle war Politprotest

Eine „manipulierte“ Radzählstelle in Wien-Leopoldstadt hat zu heftigen Reaktionen geführt, Radfahrer sollen stundenlang um die Stelle gefahren sein. Später bezeichnete eine Gruppe die Aktion als Protest gegen die neue Regierung.

Seit Jahren lässt die Stadt Wien die Radfahrerfrequenz an diversen Stellen mittels automatischer Zählstellen erheben. Damit soll ein Überblick gewonnen werden, wie viele Menschen wann wo per Drahtesel unterwegs sind. Radelt man an den säulenartigen Anzeigetafeln vorbei, springt die Summe der Biker selbstständig um eine Ziffer weiter.

Die „Kronen Zeitung“ berichtete am Mittwoch unter Berufung auf einen „Leserreporter“ von einem Radcorso aus „etwa zehn Radfahrern“, die „mindestens eine halbe Stunde um die Zählstelle gekreist sind“. Der Verdacht: Man wolle so vorgaukeln, dass Tausende Radfahrer an der Messstelle vorbeigekommen seien.

Kritik von FPÖ und ÖVP

Anton Mahdalik, Verkehrssprecher der Wiener FPÖ, ärgerte sich am Vormittag über das „offensichtliche Radlerzahlen-Schummeln“ und vermutete in einer Aussendung, dass „der in Wien bei sieben Prozent herumgrundelnde Radverkehrsanteil mit solch unsauberen Praktiken - zumindest statistisch - in die Höhe geschraubt werden“ könne - nicht zuletzt deshalb, „um geplante Autofahrerschikanen wie auf der Praterstraße durchdrücken zu können“. Von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) und Radfahrbeauftragtem Martin Blum wollte Mahdalik gar wissen, inwieweit man darüber informiert oder indirekt sogar „Auftraggeber“ gewesen sei.

Manfred Juraczka, Verkehrssprecher der Wiener ÖVP, forderte ebenfalls seriöses Datenmaterial: „Stadträtin Maria Vassilakou muss umgehend dafür Sorge tragen, dass die heute aufgedeckten und kinderleicht durchführbaren Zählstellen-Manipulationen am Praterstern künftig verhindert werden und für eine korrekte Erfassung der erhobenen Werte sorgen.“

Keine Manipulation: „Radeln gegen Rechts“

Am Nachmittag bezeichnete eine Gruppe das Rad-„Ringelspiel“ als politische Kunstaktion. Mitinitiatorin Angela Stief, u.a. vormalige Kuratorin in der Kunsthalle Wien, teilte der APA mit, sie habe am 29. und 30. Dezember anlässlich der Regierungsbildung von Schwarz-Blau gemeinsam mit dem Kulturjournalisten Thomas Mießgang und dem Künstler Thomas Draschan zum „Radeln gegen Rechts“ aufgerufen. Dabei habe es sich um eine „soziale Plastik“, um ein „Stop Making Sense-Projekt“ gehandelt.

Unter dem Motto „Wir knacken die Million“ wollte man so lange um die Zählstelle - sie zeigte beim Start 978.000 Radler an - umkreisen, bis die Millionenhürde gesprengt war. Das gelang auch. Der „Aufhänger“ sei weniger symbolisch, als vielmehr Zufall gewesen: „Die Fahrradzahlen sind uns ja egal.“ Man habe schon im Vorfeld über die Aktion in sozialen Medien informiert. Die Messstelle sei selbstverständlich nicht manipuliert worden, was auch dokumentiert sei.

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