Wien fehlen Fahrschullehrer

In Wien gibt es saisonal zu wenige Fahrlehrer: Die Wirtschaftskammer spricht sogar von einem Mangel. Doch die Probleme scheinen zum Teil hausgemacht. Die Kammer will nun mehr Personen für den Beruf interessieren.

Fahren auf halbe Sicht, oder was ist eine Kreuzung mit Straße ohne Vorrang? Antworten darauf vermitteln die rund 250 Fahr- und Fahrschullehrer in Wien. Laut Wirtschaftskammer gibt es einen Mangel. „Es ist ein klassisches Sommergeschäft. Gerade von Juni bis September ist sozusagen die Hauptsaison, und da ist dieser Mangel am stärksten spürbar“, sagt Fachgruppengeschäftsführer Johannes Adensamer gegenüber Radio Wien. Es würden dann rund 120 Fahrschullehrer fehlen.

„Geschäft ist früher leichter gegangen“

Einige Fahrschulen melden ihre Mitarbeiter über den Winter beim AMS. So waren beispielsweise im vergangenen Februar 68 arbeitslos gemeldet oder in Schulung, im Juli 2016 waren es 38. Die Fahrschullehrer verdienen damit weniger. Und eine Arbeit, bei der man im Sommer nur schwer auf Urlaub fahren kann, trägt ebenfalls nicht zur Attraktivität des Berufes bei.

Ein Fahrlehrer verdient laut Kollektivvertrag nach drei Jahren im Beruf 2.180 Euro brutto, ein Fahrschullehrer 2.278. Ersterer fährt mit den Fahrschülern im Auto und vermittelt die Praxis, zweiterer lehrt die Theorie in den Kursen. Dazu kommen noch diverse Zulagen. Nach 15 Jahren im Beruf sind es 2.399 bzw. 2.501 Euro brutto.

Generell ist es eine Branche, die in Wien nicht mehr wächst. Derzeit gibt es laut Kammer 46 Fahrschulen in der Stadt, 2015 waren es noch 49. „Es gibt prinzipiell eine Aussage in der Branche, die sagt, dass das Geschäft früher leichter gegangen ist und dass die Nachfrage früher höher war“, sagt Adensamer. Genaue Zahlen, wie viele Fahrschüler es in Wien gibt, habe die Kammer in den vergangenen Jahren nicht erfasst.

„Mehrheit ist älter als 45 Jahre“

„Früher hat man den Führerschein mit 18 Jahren gemacht, das war ein Automatismus. Der ist aber in der Stadt so nicht mehr vorhanden. Es kommt auch immer wieder dazu, dass er den Führerschein dann macht, wenn er ihn beruflich braucht und sich davor mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bewegt“, sagt Adensamer. So habe es 2014 in Wien rund 60.000 Führerscheinprüfungen gegeben, 2016 waren es rund 58.000 - mehr dazu in Immer weniger Fahrschüler in Wien.

Ein weiteres Problem sei, dass sich nicht mehr genügend Nachwuchs findet. „Die Mehrheit der Fahr- und Fahrschullehrer ist älter als 45 Jahre“, so Adensamer. Um dennoch genügend Fahrlehrer zu finden, hat die Wirtschaftskammer mit dem AMS und dem WAFF im Vorjahr Informationsveranstaltungen zu Berufsbild und Verdienstmöglichkeiten gestartet. Außerdem soll es laut Kammer für die Ausbildung Förderungen geben. Diese kostet je nach Anbieter und Führerscheinklasse „ein paar tausend Euro“.

Bisher „keine Beschwerden von Fahrschülern“

Der Mangel an Lehrern hat laut Adensamer jedenfalls noch keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Fahrschüler. „Allerdings höre ich von Fahrschulen, dass es manchmal schon schwierig ist, das Programm durchzubekommen.“ Beschwerden habe es bis dato bei der Kammer noch keine gegeben. „Die Fahrschulen bemühen sich auch, dass die Kunden nichts mitbekommen, weil es ja auch eine Imagesache ist“, sagt Adensamer.

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

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