Frauenberger: „Versachlichung“ bei Gangbetten

Eine „Versachlichung“ zum Thema Gangbetten sei „essentiell“, so Gesundheits-Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Zentrale Notaufnahmen sollen ausgebaut werden. Kritik am Gangbetten-Treffen kam von Volksanwalt Günter Kräuter (SPÖ).

Sie will „Verunsicherung bei den Patienten“ wegbringen, sagte Frauenberger in einer Pressekonferenz nach dem sogenannten „Gesundheitsdialog zu Gangbetten“. Neben Gesundheitsstadträtin Frauenberger nahmen auch die Gesundheitssprecher der anderen im Gemeinderat vertretenen Parteien, Patientenanwältin Sigrid Pilz, das KAV-Management sowie Direktoren der einzelnen Spitäler teil.

„Unsachlich“ sei laut Frauenberger aber „zu versprechen, dass es nie wieder Gangbetten geben wird.“ Die Gesundheitsstadträtin verteidigte den KAV: „Auch der KAV leidet unter jedem Gangbett, weil die öffentliche Darstellung dann alles zudeckt, was an großartiger Arbeit stattfindet.“ Daher sei eine „Versachlichung“ des Themas „essentiell“. Das Gespräch sei sehr konstruktiv und sachorientiert gewesen: „Wir haben ein klares Bekenntnis abgegeben, dass wir Gangbetten nicht wollen und dass niemand in einem Gangbett übernachten muss.“

Zahl der Gangbetten soll halbiert werden

Die Zahl der Gangbetten in Wiens Spitälern soll bis zum Sommer halbiert werden. Helfen soll dabei etwa eine neue App.

Tool soll Zusammenarbeit verbessern

KAV-Direktor Michael Binder erklärte, wie man die Zahl der „temporären Überbelagsbetten“, wie es im Spital-Jargon heißt, weiter drücken will. Dank eines im Vorjahr eingeführten „Gangbetten-Tools“ - eine Art App, die beinahe in Echtzeit die jeweilige Auslastung anzeigt - soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen noch verbessert werden. Ist absehbar, dass eine Abteilung überfüllt wird, werden Patienten - sofern medizinisch möglich - in einer anderen untergebracht.

In der Vergangenheit war immer wieder behauptet worden, ganze Abteilungen und damit freie Betten würden u.a. wegen Personalmangels gesperrt. Das sei nicht der Fall, versicherte Binder. Bettensperren kämen zwar schon vor, aber vorrangig aus medizinischen Gründen: „Wenn ich in einem Drei-Bett-Zimmer einen Patienten mit einem besonderen Keim oder Virus liegen habe, kann ich da niemanden dazu legen.“

Wie das Gangbetten-Monitoring gezeigt hat, gibt es vor allem am Wochenende und in der Nacht verstärkten Druck. Hier soll der stufenweise Ausbau der Zentralen Notaufnahmen Abhilfe schaffen, um mehr Patienten direkt dort versorgen zu können und damit die einzelnen Stationen weniger zu belasten, erklärte KAV-Direktorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb.

Hoher Anteil in Donau- und Wilhelminenspital

Der Krankenhausbetreiber lieferte heute auch Zahlen aus dem dritten und vierten Quartal 2017, die belegen sollen, dass die Problematik an sich doch recht überschaubar ist. Demnach musste pro Tag durchschnittlich einer von 696 stationären Patienten mehr als zwölf Stunden in einem Gangbett liegen. Das sind 0,14 Prozent. Die geringsten Werte verzeichneten das Kaiser-Franz-Josef-Spital und das Krankenhaus Hietzing (je 0,01 Prozent), am höchsten war der Anteil im Donauspital (0,40 Prozent) und im Wilhelminenspital (0,27 Prozent).

Dennoch gibt es nun die Vorgabe der Direktion, dass jedes Haus die Gangbettenzahlen, die zwischen zwölf und 24 Stunden belegt sind, bis zum Ende des ersten Halbjahres 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 50 Prozent zu minimieren hat. Verantwortlich dafür sind die Kollegialen Führungen der einzelnen Spitäler, wobei vorerst keine Sanktionen drohen, wenn das Ziel nicht erreicht wird, wie Binder sagte: „Wir sind ganz sicher, dass wir diese Zahlen aufwarten können.“

Gangbetten, in dem ein Patient mehr als 24 Stunden zubringen muss, sollen überhaupt bald der Vergangenheit angehören. Laut Binder schlägt sich die aktuelle Grippewelle dieses Jahr übrigens nicht im Gangbettenbereich nieder. Der ausgearbeitete Grippeplan greife also - mehr dazu in Grippewelle: Arztpraxen „gestürmt“.

Kräuter sieht vorerst keine Besserung

Kritik an den Gangbetten in den KAV-Spitälern hatte es zuletzt vom Stadtrechnungshof gegeben, auch Volksanwalt Günter Kräuter (SPÖ) hatte mehrfach Kritik geäußert. In einem „Kurier“-Interview zeigte sich Kräuter über die Einladungspolitik der Stadträtin zum Gesundheitsdialog verwundert und meinte, dass sich an der Problematik in den vergangenen Monaten nichts gebessert habe. Laut Kräuter sind zuletzt sogar Kinder in Gangbetten untergebracht worden.

Nach Beschwerden hatte die Volksanwaltschaft mehrere Prüfungen zu Gangbetten in den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) veranlasst - mehr dazu in Gangbetten: Volksanwalt will wieder prüfen und Gangbetten: Volksanwalt prüft erneut.

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