Berittene Polizei: Testbetrieb startet 2019

Der Testbetrieb für die berittene Polizei in Wien wird vermutlich im Frühjahr 2019 starten. Das kündigte Peter Goldgruber vom Innenministerium in „Wien heute“ an. Im heurigen Sommer wird bereits mit der Auswahl der Pferde begonnen.

Im Sommer sollen Pferde sowie Reiterinnen und Reiter gefunden werden, so der Generalsekretär im Innenministerium, Goldgruber. Das Projekt sei so aufgestellt, dass „wir im Frühjahr, spätestens aber im Sommer 2019 dann mit dem Probebetrieb beginnen können“, versicherte Goldgruber im „Wien heute“-Interview. Die Pferde sollen unter anderem auch bei Fußballspielen zum Einsatz kommen. Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hatte ja angekündigt, dass es bei einem positiven Ergebnis des Probebetriebs „durchaus möglich ist, dass wir in Bälde in Wien eine berittene Polizei haben“.

München als Vorbild

In München gibt es die berittene Polizei bereits, sie ist u. a. bei Fußballspielen regelmäßig im Einsatz. Es ist einer der schwierigsten Jobs, für Tier und Mensch: „Es gibt Problemfans, die Randale machen wollen, und da müssen wird dazwischengehen“, sagte Polizeihauptmeisterin Niki Brandl im „Wien heute“-Interview. Die Kosten für ein Polizeipferd liegen laut Andreas Freundorfer, Leiter der Reiterstaffel der bayrischen Polizei, bei 300 Euro Unterhalt monatlich. In diese Zahl sind Einstreu, also Stroh, Futter, Tierarzt sowie Hufschmied eingerechnet.

Im Einsatz ist oft auch Polizeihauptmeister Frank Hildebrandt: „Da hatten wir auch schon einmal, dass ein Fan meinte, er muss das Pferd zur Seite schieben, und ist es von hinten angesprungen. Das Pferd hat nichts gemerkt, der Fan ist wieder nach hinten umgefallen.“

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Nur die nervenstärksten Tiere werden ausgewählt

Nur die nervenstärksten Tiere

Für den anspruchsvollen Polizeidienst werden nur die nervenstärksten und größten Tiere ausgesucht und extra ausgebildet. „Man kann den Pferden ihren natürlichen Fluchtinstinkt natürlich nicht abtrainieren, der bleibt erhalten. Was jedoch möglich ist, ist, dass man den Tieren lernt, mit diesem Instinkt umzugehen“, so Freundorfer.

Dieses Training heißt „Gewöhnungsarbeit“: „Darunter verstehen wir, dass die Tiere an akustische und optische Reize und auch an Berührungsreize gewöhnt werden“, so Freundorfe. Gearbeitet wird etwa mit Fahnen, Trommeln und Bällen, die auf die Pferde geworfen werden. Mit Erfolg: Lärm lässt die Münchner Pferde mittlerweile kalt. Pferde und Reiter absolvieren solche Trainings regelmäßig.

Berittene Polizei: Vorbild München?

Der Innenminister hat eine berittene Polizei-Einheit für Wien vorgeschlagen. In München sind Polizisten hoch zu Ross bereits länger üblich.

VGT ortet Tierquälerei

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) warnt vor Tierquälerei. Dem Faktum, dass Pferde Fluchttiere sind und weglaufen, wenn sie sich erschrecken, werde von Kickl keine Beachtung geschenkt. „Das Pferd kann bei der Flucht stürzen oder sich anderweitig verletzen, die PolizistInnen vom erschrockenen Pferd abgeworfen werden, und für alle Menschen in der Umgebung des Pferdes besteht die Gefahr, niedergetrampelt und schwer verletzt zu werden“, warnte VGT-Campaigner David Fenzl.

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In Trainings werden die Tiere mit Berührungsreizen konfrontiert

„Dass die sensiblen Tiere schon bei der Ausbildung Situationen ausgesetzt werden, die komplett artfremd sind und als Tierquälerei bezeichnet werden müssen, ist nicht minder besorgniserregend“, so der VGT. „Die Pferde werden gezwungen, über brennende Hindernisse zu springen, entgegen ihrem Fluchtinstinkt in explodierende Feuerwerkskörper hineinzulaufen, und werden zur ‚Abhärtung‘ mit Gymnastikbällen beworfen“, sagte Fenzl. „Das ist für uns ganz klar Tierquälerei.“

Der VGT ist mit seiner Kritik an den Plänen nicht alleine. Bedenken kommen auch von der Gewerkschaft bzw. vom Bezirksvorsteher der Inneren Stadt. Er sorgt sich um das Pflaster im Bezirk - mehr dazu in „Berittene Polizei“: Innere Stadt skeptisch.

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