Fehler in Spital: Schmerzmittel stark überdosiert

In einem Spital ist monatelang eine zehnfach überdosierte Lösung eines Schmerzmittels verwendet worden. Es wurde 64 Müttern während der Geburt verabreicht. Eine Mutter hat den Fehler jetzt öffentlich gemacht.

Die betroffenen Mütter wollten im Krankenhaus Rudolfstiftung Schmerzlinderung bei einer natürlichen Geburt. Dazu wurde ihnen eine Lösung in den Rückenmarksbereich injiziert. Auf der Geburtenstation war allerdings die Konzentration des Schmerzmittels Fentanyl, eines synthetischen Opioids, zehnfach überhöht. Der Fehler blieb von vergangenem April bis August unentdeckt, berichtete das Ö1-Morgenjournal - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Rudolfstiftung

ORF.at/Dominique Hammer

Das Spital versichert, dass keine medizinischen Schäden entstanden

Betroffene: „Wie unter Drogen“

Über eine Betroffene wurde der Fall nun bekannt, sie wollte kein Interview geben, gab aber gegenüber Ö1 an: „Als ich die Periduralanästhesie bekommen habe, hab’ ich mich plötzlich high gefühlt, wie unter Drogen. Dadurch konnte ich bei der Geburt nicht mehr mitarbeiten. Und vor allem sind die Herztöne des Kindes schwächer geworden. Es musste schließlich per Kaiserschnitt geholt werden.“

Laut Spitalsleitung war ursprünglich in der Spitalsapotheke beim Übertragen der gewünschten Konzentration ein Schreibfehler passiert. In den Lösungen waren statt zwei Mikrogramm Fentanyl 20 Mikrogramm pro Milliliter. „Ich vermute schon, dass das der Auslöser war für den Kaiserschnitt und dass sonst eine natürliche Geburt möglich gewesen wäre“, meinte die Mutter.

Spital verabreicht Überdosis Schmerzmittel

Monatelang haben Schwangere in der Rudolfstiftung die zehnfache Menge an Schmerzmitteln erhalten.

„Kein medizinischer Schaden“

Bei einer Routinekontrolle ist der Fehler laut Spitalsleitung aufgefallen. Dann wurde neben anderen die Patientenanwältin der Stadt Wien, Sigrid Pilz, informiert. „Das ist schon etwas Gravierendes - die zehnfache Konzentration. Und es wurde daraufhin eine externe Kommission beauftragt. Das Ergebnis war, dass kein medizinischer Schaden für die Mütter und Kinder entstanden ist“, sagte Pilz.

Karin Gutierrez-Lobos, die medizinische Leiterin der Rudolfstiftung, erklärte, dass alle Krankengeschichten nachkontrolliert worden seien. „Und es waren alle, bis auf fünf Kinder, eigentlich topfit nach der Geburt. Und bei den fünf Kindern war nach zehn Minuten auch alles im üblichen Bereich“, sagte Gutierrez-Lobos. Dass die Öffentlichkeit nicht informiert wurde im Sommer, begründete Patientenanwältin Pilz so: „Jede einzelne Frau wurde kontaktiert, und es wurden auch die Neugeborenen und die Mütter untersucht.“

Fünf Mütter konnten nicht erreicht werden

Allerdings konnten fünf Mütter nicht erreicht werden. Das Spital sah keinen Grund für eine Selbstanzeige, „weil kein Schaden entstanden ist“, meinte Klinikchefin Gutierrez und betonte, dass nach dem Vorfall in den Wiener Spitalsapotheken das Vieraugenprinzip ausgeweitet worden sei. „Zwei Personen berechnen unabhängig voneinander die Konzentrationen. Und dann schaut noch eine dritte Person drauf“, so Gutierrez-Lobos.

Die Patientenanwaltschaft bietet Betroffenen an, sie würde durch Gutachten prüfen lassen, ob der Fehler doch zu einem Schaden, beispielsweise zu einem unnötigen Kaiserschnitt geführt hat. Wenn ja, seien Entschädigungszahlungen denkbar.