„Anschluss“: Klangraum am Heldenplatz

Aus Anlass des „Anschlusses“ Österreichs an Nazi-Deutschland vor 80 Jahren beginnt das Haus der Geschichte Österreichs im März mit seinen Beiträgen zum Gedenkjahr. Am Heldenplatz wird der Klangraum „The Voices“ installiert.

Die schottische Künstlerin und Turner-Preisträgerin Susan Philipsz wird auf dem geschichtsträchtigen Heldenplatz ihre Installation „The Voices“ errichten. Diese soll als Klangraum für Erinnerungen und Emotionen dienen, hieß es seitens des Hauses der Geschichte. Das Kunstwerk wird am 12. März der Öffentlichkeit übergeben und dann bis November zwei Mal täglich, jeweils um 12.30 und um 18.30 Uhr, zu hören sein.

Susan Philipsz

Rudolf Sagmeister

Susan Philipsz

Zu hören ist das Klingen von vier Gläsern. Unterschiedlich mit Wasser gefüllt, entsteht durch Reiben des Gläserrandes ein ätherischer, kristalliner, sich verändernder Ton. Der Klang, der sich erhebt und wieder verblasst, mahnt an die menschliche Stimme und nimmt damit sowohl Bezug auf den Ort als Platz von Ansprachen und Kundgebungen, als auch auf die Stimmen jener, die die Geschichte zum Schweigen gebracht hat. Die künstlerische Arbeit von Philipsz sieht Direktorin Monika Sommer als „in seiner Fragilität besonders starkes Zeichen, da es eine Bereicherung des öffentlichen Raumes darstellt“.

Hitler-Rede versus Lichtermeer

Das Gedenken an den „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich und der Heldenplatz sind untrennbar miteinander verbunden. Die Rede Adolf Hitlers vom Altan der Neuen Burg, die ihm zujubelnden Massen und gleichzeitig die sich ausbreitende stille Angst der politisch Andersdenkenden haben den Heldenplatz im Herzen Wiens selbst zu einem besonderen Gedächtnisort gemacht.

Der Heldenplatz ist laut Sommer durch Adolf Hitlers Rede einerseits ein Symbol für Unterdrückung, Diktatur und Mitschuld an der NS-Terrorherrschaft. Auf der anderen Seite ist er im Laufe der Jahre durch Aktionen wie z.B. das Lichtermeer gegen Fremdenfeindlichkeit im Jahr 1993 ein Platz der demokratischen Protestkultur geworden. „Der Heldenplatz steht wie kein zweiter Platz in Österreich für die wechselvolle Geschichte des Landes“, sagte Sommer.

Susan

Eoghan McTigue

Vier Glser sind unterschiedlich mit Wasser gefüllt. Durch Reiben des Glasrandes entsteht ein ätherischer, kristalliner, sich verändernder Ton. Der Klang, der sich erhebt und wieder verblasst, gemahnt an die menschliche Stimme und nimmt damit sowohl Bezug auf den Ort als Platz von Ansprachen und Kundgebungen, als auch auf die Stimmen jener, die die Geschichte zum Schweigen gebracht hat.

Das Programm 1938-2018

Können wir uns heute auf unsere Demokratie verlassen? Dieser Frage gehen Burgtheater, Haus der Geschichte Österreichs, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie das Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, Ö1 und die filmbakery am 11. März auf den Grund. Es lesen Elisabeth Orth, Marie-Luise Stockinger, Branko Samarovski und Sebastian Wendelin. Es diskutieren die tschechische Soziologin und Publizistin Alena Wagnerová, die Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig, der Verfassungsrichter Christoph Grabenwarter, der Historiker Oliver Rathkolb und der Zeitzeuge Hugo Brainin.

Veranstaltungshinweis:

11. März 2018, 11.00 Uhr, Burgtheater, Universitätsring 2, 1010 Wien,

Vor 80 Jahren, am 15. März 1938, verkündete Adolf Hitler vom Altan der Neuen Burg aus den versammelten Massen auf dem Heldenplatz den „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich. Das wohl dunkelste Kapitel der Geschichte Österreichs begann mit einer jubelnden Menschenmenge. Mit Lesungen, historischem Audio-Material und einem Gespräch unter der Leitung von Renata Schmidtkunz (Ö1) geht die Matinee der Frage nach, warum wir heute dieses Tages im März 1938 gedenken, was er uns lehrt und wie wir die demokratische Zukunft Österreichs gestalten wollen.

Veranstaltungshinweis:

Zeituhr 1938: Ein Tag/Eine Nacht/Ein Land -
11. März 2018, 18.00 Uhr bis 12. März, 18.00 Uhr, www.hdgoe.at

Das Projekt Zeituhr 1938

Das Projekt „Zeituhr 1938“ ist ein 24-Stunden-Multimediaprojekt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der filmbakery und des Hauses der Geschichte Österreich. Dargestellt wird in diesem Projekt der historische Tag der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich vom 11. auf den 12. März 1938, beginnend mit der RAVAG-Verlautbarung zur Absage der Volksbefragung am 11. März 1938 um kurz nach 18 Uhr.

In drei Dimensionen können die Vorkommnisse erfahrbar werden: als konkretes Erlebnis vor Ort im öffentlichen Raum, als minutiös aufgeschlüsseltes Online-Erlebnis auf der Ö1-Website, science.ORF.at sowie orf.at und www.hdgoe.at sowie als Web-Archiv zum Nachschlagen zu Hause und im Unterricht.

Gedenkakt mit Bundespräsident

Am 12. März gedenkt das offizielle Österreich im Rahmen eines vom Bundespräsidenten ausgerichteten Gedenkaktes in der Hofburg des „Anschlusses“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich. Unmittelbar nach den Feierlichkeiten wird am Heldenplatz erstmals die Klanginstallation der schottischen Künstlerin zu hören sein. Am 15. März wird die ZIB 2 History live aus der Neuen Burg übertragen: „Hitler am Heldenplatz“ so der Titel.

Link: