„Stadt ohne Juden“ fertig restauriert

Im Herbst 2016 wurden verloren geglaubte Teile des historischen Stummfilms „Die Stadt ohne Juden“ auf einem Flohmarkt gefunden. Jetzt wurde der Film restauriert und im Zuge einer Ausstellung im Filmarchiv präsentiert.

„Die Stadt ohne Juden“ zeigt eine 1924 noch uopische Vorstellung, wie Wien nach der Vertreibung aller Juden aussehen würde. Schon damals stößt der Film auf Widerstand: „Es kam zu Störfällen, Rauchbombenanschlägen auf Kinos, die diesen Film gezeigt haben. Teilweise wurden die schon von illegalen Nationalsozialisten veranlasst“, sagte Filmarchiv-Direktor Ernst Kieninger. Im Filmarchiv wurde der Film vergangenes Jahr restauriert, nachdem über eine Crowdfunding-Kampagne Geld gesammelt wurde - mehr dazu in „Stadt ohne Juden“: Rettung erfolgreich.

Was Bettauer nicht mehr erzählt hat

Ursprünglich widmete sich Hugo Bettauer 1922 in einem Roman dem Thema. Hans Karl Breslauer verfilmte ihn dann unter anderem mit Hans Moser. Bettauer wurde 1925 von Nationalsozialisten erschossen. Antisemitische Tendenzen von damals werden in einer begleitenden Ausstellung gezeigt. Zu sehen ist etwa das Brettspiel „Juden raus“, erklärte Kurator Hannes Sulzenbacher: „Es ist ein nationalsozialistisches Brettspiel, das dazu gemacht wurde, um offenbar in den einfachen Haushalten den Gedanken hineinzutragen, dass man die Juden spielerisch ganz einfach loswerden kann.“

Veranstaltungshinweis:

„Die Stadt ohne“, 2. März bis 30. Dezember, Metro Kinokulturhaus, Johannesgasse 4, 1010 Wien.

Täglich 15.00 bis 21.00 Uhr.

Damals war noch von Vertreibung die Rede, ebenfalls in der Ausstellung „Die Stadt ohne“ gezeigt werden aber Dokumente, die die systematische Ermordung der Juden belegen. „Es ist das, was Hugo Bettauer nicht mehr erzählen wollte und erzählt hat. Wir zeigen hier die Deportationslisten mit denen jeweils 1.000 Menschen mit den Zügen nach Osten gebracht wurden um dort ermordet zu werden“, so Sulzenbacher.

Film der Gegenwart gegenübergestellt

Der Stummfilm gilt heute weltweit als erstes filmkünstlerisches Statement gegen den Antisemitismus gilt. In der Ausstellung wird dieses Zeitdokument nicht nur in der Geschichte der Ersten Republik verortet, sagte Kurator Andreas Brunner: „Wir stellen den Film der Gegenwart gegenüber und versuchen die Mechanismen des Ausschlusses, die im Film gezeigt werden, auch in die Gegenwart zu projizieren.“ Gezeigt wird etwa auch das Liederbuch der Burschenschaft Germania, das vor kurzem für Aufregung sorgte - mehr dazu in noe.ORF.at.

„Für uns war das ein Auftrag den Film im Jahr des Republikjubiläums nicht nur in restaurierter Fassung zu zeigen, sondern rundherum auch eine Ausstellung zu mache, die Kontexte zu zeigen und auch die besondere Bedeutung des Films im hier und heute darzustellen“, streicht auch Kieninger die Bedeutung des Films hervor. Der Film „Die Stadt ohne Juden“ wird ab März an ausgewählten Standorten in Wien gezeigt, die offizielle Premiere ist dann am 21. März im METRO Kinokulturhaus.

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