„Gefährlicher Optimismus“ bei Parlamentsumbau

352,2 Millionen Euro soll die Parlamentssanierung kosten. Ob es bei dieser Summe bleibt, sei fraglich, denn öffentliche Bauvorhaben bleiben nur selten im geplanten Budget, meint Gunther Maier von der WU Wien.

Wird das Budget gesprengt, wäre das für Gunther Maier von der WU Wien keine Überraschung: „Das ist kein Wiener Phänomen und bei privaten Bauprojekten genauso weit verbreitet, wie bei öffentlichen. Wahrscheinlich gibt es nur wenige Projekte, bei denen der Kostenrahmen nicht überschritten wird“, sagt der Leiter des Forschungsinstituts für Raum- und Immobilienwirtschaft.

Natürlich endet nicht jedes Projekt wie das Krankenhaus Nord oder der Berliner Flughafen. Maier will auch gar nicht spezifisch auf die Sanierung des Parlaments eingehen. Er erkennt ein Problem im System. Dieses fundiere schon in den Vergabekriterien bei Bauprojekten: „Ich muss heute den Kostenrahmen bei einer Ausschreibung möglichst niedrig ansetzen, sonst bekomme ich den Zuschlag nicht.“

Kosten überschreiten in der Regel das Budget

Die Projektplaner würden Anreize setzen, die sie später im Normalfall nicht erfüllen können. Auch ein psychologischer Aspekt komme hinzu: „Der Mensch tendiert eher zu übertriebenem Optimismus. ,Das wird schon funktionieren’ ist eine gefährliche Einstellung“, meint Maier. Das würde sich auch in der praktischen Umsetzung vieler Projekte niederschlagen, bis sich endgültig die Realität zeigt.

Dabei seien Verzögerungen bei einem Bauvorhaben mehr als realistisch, müssten also dementsprechend miteinkalkuliert werden. Und sobald sich ein Projekt verzögert, wird es teurer. Im öffentlichen Bereich müssen viele, einzelne Maßnahmen zusätzlich neu ausgeschrieben werden, sei es auch nur ein Türstock. In der Regel bedeutet das laut Maier: „Es ist wahrscheinlicher, dass die Kosten überschritten werden, als dass sie unterschritten werden.“

Diverse Einsparungsmaßnahmen beschlossen

Einige Bauvorhaben hat die Parlamentssanierungsgesellschaft bereits gestrichen. Insgesamt wird über 134 Maßnahmen gesprochen, um das Budget nicht zu überschreiten. „Diese betreffen vor allem Ausstattungsänderungen, teilweise auch funktionale Anpassungen, wie eine Reduktion von Büroausbauten und die Rückstellung des Vollausbaus eines Ausschusslokals“, sagt Barbara Eder, Sprecherin der Sanierungsgesellschaft.

Bereits bekannt ist die Reduktion von Fahrstühlen - mehr dazu in Sobotka für weniger Aufzüge (ORF.at). Kommenden Donnerstag, dem 15. März, tagt der Bauherrenausschuss der Sanierungsgesellschaft. Möglicherweise zeigt sich dann, wie viel „übertriebener Optimismus“ bei der Planung der Parlamentssanierung im Spiel war.

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