Messerattacken: Hacker kritisiert Behörden

Der Fall der Messerattacken in der Leopoldstadt erinnert Peter Hacker vom Fonds Soziales Wien an die Causa Brunnenmarkt. Er kritisiert die Behörden, die sich um den vermutlich psychisch kranken Verdächtigen nicht gekümmert hätten.

Die Empfehlungen der Sonderkommission nach dem Fall auf dem Brunnenmarkt, wo ein psychisch kranker Mann eine Frau mit einer Eisenstange erschlagen hatte, seien überhaupt nicht umgesetzt worden, so Hacker im „Wien heute“-Interview. „Die Behörden müssen auf Menschen mit psychischen Erkrankungen reagieren, der Sicherheits- und Justizapparat kann sie nicht ignorieren“, so Hacker - mehr dazu in Soko Brunnenmarkt kritisiert Info-Mängel.

Vorgehen der Behörden „unerträglich“

Dass der Verdächtige dreimal im Gefängnis gewesen sei und die Behörden nicht darauf reagiert hätten, ist für ihn „unerträglich“. „Wenn ein Flüchtling dreimal wegen Drogendelikten mit dem Gesetz in Schwierigkeiten gerät, kann man davon ausgehen, dass diese Person ein Problem mit ihrer Realitätswahrnehmung hat. Das gehört nach State-of-the-Art-Methoden abgearbeitet.“ Statt verschärfte Gesetze zu beschließen, sollten laut Hacker lieber die geltenden Gesetze eingehalten werden.

Das Verfahren nach der Haftstrafe zu beschleunigen und eine Gebietsbeschränkung über den Verdächtigen zu verhängen, sei „das Mindeste“, was das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) hätte unternehmen können, so der Geschäftsführer des Fonds Soziales Wien.

Seit über zwei Jahren habe der Mann auf seine Asylentscheidung gewartet, kritisierte Hacker. Dabei sei immer bekannt gewesen, wo er sich aufhalte - er habe durchgehend in Flüchtlingseinrichtungen gewohnt. Nur zwei Wochen lang habe man tatsächlich nicht gewusst, wo er sich aufhält - nämlich nach seiner Haft in Klagenfurt und vor der Messerattacke.

Verdächtiger wirkt „psychisch beeinträchtigt“

Laut seiner Anwältin wirke der Verdächtige jedenfalls „psychisch beeinträchtigt“. Zu den Taten hat er sich demnach noch nicht „schlüssig geäußert“. „Er redet von Teufelsmenschen und Teufelsfrauen“, sagte Astrid Wagner, die den Verdächtigen gemeinsam mit Wolfgang Blaschitz vertritt. „Teufel“ hätten den 23-Jährigen nicht nur verfolgt, sondern auch seine Familie in Afghanistan angerufen und ihn „bei ihr schlecht gemacht“, sagte Wagner. Deshalb habe er sich auch das Messer besorgt.

Kritik an Behörden nach Messer-Attacke

Flüchtlingskoordinator Peter Hacker sieht schwere Versäumnisse rund um jenen Afghanen, der in der Leopoldstadt vier Menschen attackiert hat.

Zu den Attacken - neben der Familie ging er auch auf einen anderen Afghanen los - machte er bisher keine Angaben. „Er kann sich zu der Tat nicht rational äußern“, sagte Wagner. Bei der ersten Einvernahme bei der Polizei machte der Verdächtige allerdings klare Angaben zu seinem Motiv. Er gab damals an, aufgrund seiner widrigen Lebensumstände „wütend“ gewesen zu sein - mehr dazu in 23-Jähriger gesteht Messerattacken. Von übernatürlichen Wesen war damals noch nicht die Rede.

Gutachten sollen Aufschlüsse bringen

Der Afghane verlangte laut Wagner auch nach einem Koran. Einen islamistischen Hintergrund dürfte die Tat aber nicht haben. Der 23-Jährige sei zwar gläubig, aber nicht besonders. „Er ist religiös, aber so wie manche Menschen in Ausnahmesituationen römisch-katholisch werden“, sagte die Anwältin.

Generell habe sie den Eindruck, dass ihr Mandant eher psychiatrisch untergebracht werden müsste. „Ich bin aber natürlich keine Psychiaterin, aber es wirkt nicht gespielt“, meinte die Verteidigerin. Mehr Aufschlüsse sollen das psychiatrische und das toxikologisches Gutachten bringen.

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