U-Bahn geht alle zwei Wochen duschen

Mit Gartenschlauch und Bürste kommt man bei einer ganzen U-Bahn-Garnitur nicht weit. Auf dem Bahnhof Michelbeuern werden U6-Garnituren in einer automatischen Waschstraße geschrubbt. Innerhalb von zwei Wochen werden alle Züge geputzt.

Die Hightech-Waschanlage im 18. Bezirk ist in den vergangenen Monaten erneuert worden. „600.000 Euro hat der überdimensionale Saubermacher gekostet“, erzählt Michael Dörr, zuständiger Maschinentechniker bei den Wiener Linien. Am Standort Michelbeuern werden lediglich Züge der Linie U6 gereinigt, die - anders als die übrigen vier U-Bahn-Linien - den Strom nicht über die Schienen beziehen, sondern über Oberleitungen.

Drehbürsten, Düsen und ein wenig Chemie

Bevor die 120 Meter lange U-Bahn gereinigt wird, müssen alle Fenster und Türen geschlossen sein. Außerdem wird die U-Bahn vom Stromnetz genommen. Sobald ein Mitarbeiter des Betriebsbahnhofs auf den Touchscreen-Button drückt, legt die Intensivwäsche los. Zwei fahrbare Konstruktionen, an denen Düsen und Drehbürsten montiert sind, gleiten die U-Bahn entlang und tun ihre Arbeit.

Zuerst wird ein Vorreiniger aufgetragen. „Wir geben der Chemie Zeit einzuwirken“, erklärt Dörr. Danach beginnen sich die roten Bürsten zu drehen, fahren die Außenseiten entlang und nehmen sich auch die Front- und Heckscheiben vor. Zum Schluss wird eine Art supersauberes Wasser aufgesprüht. „Der letzte Spülvorgang wird mit Osmosewasser gemacht. Das enthält keine Salze oder Mineralien und hinterlässt keinerlei Flecken oder andere Rückstände“, berichtet Dörr. In früheren Zeiten sei noch herkömmliches Wasser verwendet worden, aufgestellte Großventilatoren trockneten die Schlieren, erinnert sich der Ingenieur.

Innenreinigung erfolgt noch händisch

3.000 Liter Wasser verschlingt der Badespaß, der 36 Minuten dauert. 1,8 Liter Reinigungsmittel fallen pro Waschvorgang an. Und bis zu 95 Prozent des Wassers können für den nächsten Putzvorgang wieder eingesetzt werden. Denn das ablaufende Wasser wird in unterirdischen Becken aufgesammelt, aufbereitet und erneut verwendet. Mit der Innenreinigung hat die Waschanlage übrigens nichts zu tun, die wird immer noch händisch erledigt.

U-Bahn Waschstraße

APA/Helmut Fohringer

3.000 Liter Wasser braucht es für einen Waschgang

Innerhalb von zwei Wochen wird der gesamte U6-Fuhrpark einmal geputzt, heißt es bei den Wiener Linien. Grobe punktuelle Verunreinigungen - „die Leute schmeißen uns ja auch Eier auf die Züge oder machen Streifen mit der Gummisohle ihrer Schuhe auf die Tür“ - schafft die Maschine allerdings nicht. Hier muss händisch nachgearbeitet werden, was man aber wegen der Personalsituation nicht allzu oft schaffe, wie einem von Mitarbeitern verraten wird. Um Graffiti auszuradieren, muss sowieso eine Spezialfirma anrücken - mehr dazu in Millionenschaden durch Graffiti auf „Öffis“ .

Während in Michelbeuern der Zug während der Reinigung steht, gibt es in Wien auch Waschstraßen, durch die ein Fahrer die Garnituren manuell steuert. Das Ergebnis sei aber aufgrund der variierenden Geschwindigkeit nicht ganz so optimal, räumt der Maschinentechniker Dörr ein. Vier Waschstraßen gibt es insgesamt für die Wiener U-Bahnen, dazu kommen noch 14 für Busse und Straßenbahnen.

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