Prozess: Boxtrainer verursachte Kieferbruch

Bei einer tätlichen Auseinandersetzung in der Innenstadt sind im Oktober der Geschäftsführer und der Restaurant-Leiter eines Lokals schwer verletzt worden. Beim Prozess musste sich ein Boxtrainer wegen eines Kieferbruchs verantworten.

Der Geschäftsführer und der Restaurant-Leiter hatten am 1. Oktober vor dem Lokal in der Innenstadt alkoholisierte Gäste, die in den Club-Räumlichkeiten ausgiebig gefeiert hatten, um Ruhe gebeten. Sie befürchteten, Anrainer, die sich immer wieder über Lärm beschwert hatten, könnten erneut die Polizei rufen. „Burschen, beruhigt’s euch, seid’s leise“, wurde den Gästen mitgeteilt.

Der Geschäftsführer bekam darauf von einem 33-Jährigen einen Faustschlag ins Gesicht verpasst, der einen doppelten Kieferbruch zur Folge hatte. Der 33-Jährige ist von Beruf Boxtrainer. „Es kann sein, dass ich ungewollt hingeschlagen habe“, verantwortete er sich vor Richterin Christina Salzborn. Er sei damals so angetrunken gewesen, dass er sich an nichts mehr erinnern könne: „Ich habe keine Ahnung, wie ich nach Hause gekommen bin. Wenn ich nüchtern gewesen wäre und den Schlag anders ausführen würde, wäre er anders ausgefallen.“

Urteil von 14 Monaten bedingt

„Ich wollte nur meinen Job machen“, erklärte der Geschäftsführer als Zeuge. In Richtung des Boxtrainers bemerkte er: „Wenn ich einen Fehler mache, muss ich dafür gerade stehen. Er soll auch dafür gerade stehen.“ Der 33-Jährige wurde wegen schwerer Körperverletzung rechtskräftig zu 14 Monaten Haft verurteilt, die ihm aufgrund seiner bisherigen Unbescholtenheit und seiner geständigen Verantwortung bedingt nachgesehen wurden. Der Verletzte bekam ein Schmerzengeld von 6.600 Euro zugesprochen.

Restaurant-Leiter durch Tritte verletzt

Schwer verletzt wurde bei den inkriminierten Vorgängen auch der Restaurant-Leiter, der den Boxtrainer von seinem Chef wegziehen wollte, als er zum Angriff überging. Der 29-Jährige kassierte darauf von einem Freund des Boxers einen Faustschlag ins Gesicht, worauf er zu Boden ging. Umstehende, die offenbar zur Entourage des Boxtrainers gehörten, traten „wie auf einen Fußball“ auf den wehrlos am Boden Liegenden ein, schilderte ein unbeteiligter Augenzeuge dem Gericht.

Obwohl der 29-Jährige stark blutete und sichtlich Schmerzen hatte, brachte ihn die an den Tatort gerufene Rettung mit der Begründung, er habe „eh nichts“, nicht ins Spital. Das musste der Lokal-Betreiber übernehmen. Im Krankenhaus wurde der schwer bediente Restaurant-Leiter dann nicht lege artis behandelt. Man schickte ihn nach Hause. Erst als er am nächsten Tag von sich aus ein anderes Spital aufsuchte, wurde festgestellt, dass ihm ein doppelter Bruch des Unterkiefers zugefügt worden war. Der 29-Jährige wurde sofort operiert.

Dabei wurde ihm eine Titanplatte eingesetzt. Zur Stabilisierung wurde diese mit einer zweiten Metallplatte „abgesichert“. Der Mann musste einen Monat lang eine Kiefersperre hinnehmen, konnte nicht sprechen und sich nur flüssig ernähren. Eine weitere Operation steht ihm unmittelbar bevor. „Das wünsche ich meinem größten Feind nicht“, meinte er als Zeuge zu den Folgen des gegen ihn gerichteten Angriffs.

Security-Mitarbeiter verschanzten sich

Der Mann, der dem 29-Jährigen den Faustschlag versetzt hatte, und ein weiterer an den Gewalttätigkeiten beteiligter Mann wurden wegen Raufhandels zu sechs bzw. neun Monaten bedingt verurteilt. Ihnen war nicht nachzuweisen, dass ihre Handlungen kausal für die schwere Verletzung waren, weil diese laut Gerichtsmediziner Christian Reiter möglicherweise eine Folge eines Fußtritts gegen den Kopf war. Mit seinen Ansprüchen - der Restaurant-Leiter machte eine finanzielle Wiedergutmachung von 7.000 Euro geltend - wurde er auf den Zivilrechtsweg verwiesen.

Die Security-Mitarbeiter, die damals in dem Club gearbeitet hatten, wurden übrigens allesamt gefeuert. Statt den Attackierten zu Hilfe zu kommen, hatten sie die Türe geschlossen und sich im Inneren verschanzt.