Leben von E-Sport: „Wünschte, es wäre so“

Sie ist die wohl bekannteste „Streamerin“ Österreichs: Die Wienerin Chantal Frey, die unter dem Künstlernamen Sylvanas firmiert. Leben kann die Wienerin von ihrem E-Sport-Hobby noch nicht. Sie ist aber optimistisch.

Eigentlich wollte Frey nur das Hobby ihrer Freunde besser verstehen. Deshalb begann sie, das Computerspiel „StarCraft II“ zu spielen. Das Strategiespiel habe sie sofort gefesselt, so Frey, alias Sylvanas: „Ich wollte allen beweisen, dass ich besser bin.“

Aus dem Hobby wurde für Sylvanas eine Berufung. Sie baute vor fünf Jahren einen „professionellen“ Streamingkanal auf, filmte sich also selbst beim Computerspielen und übertrug die Videos live im Internet. Heute ist sie wohl die bekannteste Streamerin Österreichs. Ihr Freundeskreis ist größtenteils männlich.

Electronic Sports Festival Wien

leisure communications/Christian Jobst

Sylvanas, Lorenz Edtmayer (DIAMIR) und Alexander Knechtsberger (DocLX)

Kaum mit Sexismus konfrontiert

„Frauen, die Computer spielen, sind immer noch in der Minderheit. Zumindest ist das mein Eindruck. Sie werden, glaube ich, nicht mit demselben Wettbewerbsgedanken erzogen wie Männer“, meint Sylvanas. Mit Sexismus sei sie im Internet aber nur selten konfrontiert: „Manche Kommentare sind nicht so cool, aber damit muss man umgehen können. Der Umgang im Internet ist einfach ein bisschen härter.“

20.000 Euro Preisgeld für Gewinner

Einen besonderen Auftritt hatte Sylvanas beim Electronic Sports Festival, das am 24. und 25. März zum ersten Mal in Wien stattfand, im Hallmann Dome in Favoriten. Sie kommentierte dort den Wettbewerb im Mehrspieler-Ego-Shooter „Overwatch“ live, der auf eine große Leinwand übertragen wurde. Bei dem Festival maßen sich E-Sport-Athleten bei Turnieren auch in Spielen wie „Counterstrike Global Offensive“ und „League of Legends“. Den Gewinnern winkten bis zu 20.000 Euro Preisgeld. Dabei waren auch die erfolgreichsten Teams des Landes wie Plan-B und Austrian Force.

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ORF

E-Sport ist mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannt

Veranstaltet wurde das Festival von der DIAMIR Holding und der DocLX Holding. „Wir haben in Südkorea gesehen, wie da Hunderttausende die Stadien füllen. Auch in Nachbarstaaten kamen zwanzigtausend Menschen. Da mussten wir in Österreich einfach auch was machen“, sagte Veranstalter Alexander Knechtsberger (DocLX).

Sylvanas ist begeistert, dass E-Sport endlich auch in der österreichischen Öffentlichkeit wahrgenommen wird: „Die Szene war immer schon da. Sie ist vielleicht ein bisschen größer geworden, aber jetzt bekommen wir auch Aufmerksamkeit.“ Um bei den Wettkämpfen selbst teilzunehmen, sei Sylvanas laut Eigenaussage „zu schlecht“.

Noch keine hauptberufliche Streamerin

Sie konzentriert sich auf ihre Tätigkeit als Streamerin. Sie investiert dafür täglich im Schnitt acht Stunden. Leben könne sie davon aber noch nicht: „Ich wünschte, es wäre so. Vielleicht finde ich eines Tages den richtigen Sponsor.“ Sylvanas vergleicht ihren Beruf mit dem einer Künstlerin. Ihre Videos streamt sie über die Gamer-Plattform Twitch. Für jeden Spieler, der ihren Kanal abonniert, bekommt Sylvanas Geld.

Aktuell verdient sie damit rund 300 Euro im Monat. Deshalb studiert sie auch Technische Mathematik und arbeitet am Wochenende in der Gastronomie. „Es gibt Gamer, die machen alleine mit Streaming 500.000 bis 700.000 Dollar im Monat“, sagt Sylvanas. In diese Sphären muss sie zwar nicht zwingend vordringen. Sie will einfach nur von ihrer Berufung leben können: „Ich kann stundenlang ‚Overwatch‘ spielen. Das ist keine Sucht, es ist eine Liebe. Wie bei einem Fußballer.“

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