AUA-Betriebsrat: Kein Streik zu Ostern

„Ostern bleibt verschont“, verspricht Rainer Stratberger, Betriebsratsobmann des AUA-Bordpersonals, und schließt einen Streik über die kommenden Feiertage aus. Die harten Fronten in den Gehaltsverhandlungen bleiben aber vorerst.

„Zu Ostern gibt es keinen Streik. Zu dem stehe ich, das gilt“, versprach Stratberger den Passagieren, die mit der AUA über die Feiertage verreisen. Damit kommt es frühestens nach Ostern zu einem Arbeitskampf der Piloten und Flugbegleiter der Austrian Airlines. Den Streikbeschluss gibt es bereits - mehr dazu in AUA-Mitarbeiter hielten Warnstreik ab.

Ernst werden könnte es etwa um den symbolischen 15. Mai, den 60. Geburtstag der Austrian Airlines: „Ich möchte vermeiden ... Nein, ich würde mir wünschen, dass wir vor dem 15. Mai einen Abschluss haben, um gemeinsam feiern zu können“, sagte Stratberger.

Gewerkschaft kritisiert Geschäftsführung

Nach der Betriebsversammlung am Donnerstag soll es nächste Woche wieder Verhandlungen geben. Die Belegschaft sei mehr auf Streik aus als der Betriebsrat und die zuständige Gewerkschaft vida, wurde am Freitag vom Betriebsrat in einem Hintergrundgespräch betont. Angeblich stand gestern sogar die Gefahr im Raum, dass die Situation mit weiteren spontanen Streiks gänzlich eskaliert. Der Antrag für den Warnstreik sei aus der Belegschaft, nicht vom Betriebsrat gekommen, sagte Stratberger.

Die Kollektivvertragsverhandlungen, um die es geht, ziehen sich seit Oktober 2017. Der AUA-Vorstand habe sich trotzdem bisher nicht eingeschaltet, kritisierte die Gewerkschaft. Die Verhandlungen führt die Wirtschaftskammer - womit man offenbar auf Gewerkschaftsseite angesichts der komplizierten Sondersituation bei Luftfahrtkollektivverträgen nicht ganz glücklich ist.

„Wir brauchen einen Verhandlungspartner, mit dem man sachlich und inhaltlich über die Themen reden kann“, deutete vida-Verhandler Philip Gastinger an. Die Wirtschaftskammer lehne einen Kollektivvertrag für die gesamte österreichische Airlinebranche leider aus ideologischen Gründen ab.

AUA-Betriebsrat zur Betriebsversammlung

Es sei legitim, die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung über die Verhandlungen zu informieren, sagte der Betriebsrat.

Einigung nicht in Sicht

In den konkreten Verhandlungen sind die beiden Seiten noch meilenweit von einer Einigung entfernt. Die AUA hat eine Erhöhung aller Gehälter um 2,1 Prozent und zusätzlich 1,4 Prozent angeboten. Betriebsrat und Gewerkschaft wollen eine Anhebung auf ein branchenübliches Niveau.

Im Detail orientieren sie sich an den Gehaltstabellen, die der britische Billigflieger easyJet in Deutschland zahlt. Diese sind sowohl im Cockpit als auch in der Kabine im Schnitt um zehn bis 20 Prozent höher. Von den doppelt so hohen Gehältern bei Lufthansa und Swiss wagen die AUA-Piloten gar nicht zu träumen. Das niedrige Lohnniveau der AUA bekommen laut Stratberger auch die deutschen und Schweizer Gewerkschaften in den Verhandlungen mit Lufthansa und Swiss zu spüren.

Laut vida zahlt kaum eine Fluggesellschaft schlechter als die AUA und die ebenfalls in Wien angesiedelte AUA-Schwester Eurowings Europe. Bei der AUA steigt ein Kopilot im ersten Jahr mit 3.850 Euro brutto ein. Netto sind das rund 2.400 Euro. Allerdings muss der Pilot in den ersten zehn Jahren rund 500 Euro monatlich vom Nettogehalt für die Ausbildungskosten an das Unternehmen zurückzahlen. Zum Kapitän - und damit in der Gehaltsstufe - steigt man in der AUA im Schnitt erst nach zwölf Jahren auf. Bei anderen Airlines ist das deutlich früher, bei Eurowings beispielsweise nach drei Jahren.

Sparkurs vor sechs Jahren

In dem aktuellem Konflikt schwingt auch mit, dass die AUA vor sechs Jahren einen radikalen Sparkurs durchsetzte. Alle Piloten und Flugbegleiter der AUA wurden zur damaligen Regionaltochter Tyrolean verschoben. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) urteilte aber gegen die AUA und entschied, dass der alte Kollektivvertrag nachwirkt. Die AUA stand daraufhin vor dem finanziellem Abgrund. Der Betriebsrat akzeptierte einen deutlich schlechteren Kollektivvertrag und verzichtete gegen Abschlagszahlungen auf Klagen - für die Airline war das die Rettung.

„Aus jetziger Sicht war das ein Wahnsinn, was man abgeschlossen hat, man muss aber die Situation berücksichtigen“, so Stratberger. Er war 2016 dem damaligen Betriebsratschef Karl Minhard nachgefolgt. Dazu kommt, dass die AUA 2017 mit 101 Mio. Euro erstmals in ihrer Geschichte dreistellige Millionengewinne eingeflogen hat. Jetzt wollen die Piloten einen Teil dieses Kuchens. Es ist die Rede davon, dass die Gehaltsforderungen einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.

Vida-Gewerkschafter Johannes Schwarcz nannte den 2014 abgeschlossenen KV einen „Sanierungs- und Unterstützungs-KV“, sonst wäre die AUA in Konkurs gegangen. Stratberger will diese Einschnitte von damals nun ausgleichen. Bei den Flugbegleitern wollen die Arbeitnehmervertreter ein Einstiegsgehalt von 1.700 Euro brutto. Die derzeit rund 1.500 Euro brutto seien zu wenig, um davon in Österreich leben zu können, so Schwarcz. Deshalb würden viele der täglich über 100 Flugbegleiterbewerbungen bei der AUA aus den östlichen Nachbarländern stammen.

Verhandlungen bei anderen Linien

Die vida verhandelt parallel zur AUA auch einen Kollektivvertrag für Eurowings Europe, wo es derzeit noch gar keinen gibt. Ein Abschluss im April sei möglich. „Wir sind ein paar Meter vor der Ziellinie“, sagte Schwarcz. Beim ungarischen Billigflieger Wizz Air, der im Juni Flugzeuge in Wien stationiert, warte man auf die Rückmeldung der Wirtschaftskammer. Explizites Lob der vida gab es für den spanischen IAG-Billigflieger, der selbst auf die Gewerkschaft zugekommen sei.

Für den von Niki Lauda in Aussicht gestellten Laudamotion-Kollektivvertrag ist nicht die vida, sondern die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) zuständig. Laudomotion spielt aber auch für die vida eine Rolle, weil die Niki-Nachfolgeairline, bei der neben Lauda der irische Billigflieger Ryanair fast 75 Prozent halten wird, auch Flüge für Eurowings durchführen soll - mehr dazu in Fünf Laudamotion-Flugzeuge für Wien und Die Pläne von Lauda und Ryanair (news.ORF.at).

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