Gedenkmauer: Unklarheit über Standort

Die Bundesregierung hat sich für den Bau einer Gedenkmauer für die Opfer des Holocausts ausgesprochen. Unklarheit herrscht über den Standort: Die Wiener Vizebürgermeisterin, Maria Vassilakou, hat den Schmerlingplatz garantiert, sie ist aber nicht zuständig.

Kurt Tutter hat 1939 vor den Nazis flüchten müssen, er lebt in Kanada und verfolgt seit dem Jahr 2000 hartnäckig einen Plan: in seiner Heimatstadt Wien eine Namensgedenkmauer für die rund 66.000 ermordeten österreichischen Juden zu errichten. Tutter in einem Video des Bundeskanzleramts: „Die Kinder von denen, die dort ermordet wurden, und die Enkelkinder haben keinen Ort, es gibt keinen Grabstein, wo alle diese Namen sind. Und wo wir auch trauern können für all die Familien, wo kein Kind am Leben geblieben ist. Das ist die tiefsinnige Begründung für diese Namensmauern.“

Geplante Gedenkmauer

BKA

Eine erste Visualisierung der Gedenkmauer

Bund übernimmt 50 Prozent

4,8 Millionen Euro würde die Realisierung kosten, große Granitblöcke im Rund, die Namen der Toten mit goldenen Lettern eingraviert. Zahlreiche Gesprächsrunden mit der Stadt Wien hat es über die Jahre gegeben, alle völlig ergebnislos. Bis sich jetzt ausgerechnet die von der Israelitischen Kultusgemeinde wegen der FPÖ-Regierungsbeteiligung kritisierte Bundesregierung hinter das Projekt gestellt hat.

Der Bund werde 50 Prozent des Finanzierungsbedarfs tragen, sagte Regierungssprecher Peter Launsky-Tieffenthal. Aber die Mühen der Umsetzung bleiben dem Verein, und das beginnt schon beim Standort. Der Schmerlingplatz zwischen Parlament und Justizpalast soll es werden, da gebe es vonseiten der Stadt schon eine Zusage, sagte der Politologe Anton Pelinka im Ö1-Mittagsjournal.

Er hat sich an der Seite von Tutter von Beginn weg für das Projekt engagiert: „Laut fester und auch schriftlicher Zusage der dafür zuständigen Vizebürgermeisterin Vassilakou hat die Stadt Wien den Schmerlingplatz ausdrücklich dafür vorgesehen.“

Kanzler Kurz (l.) und Vizekanzler Strache

APA/Robert Jaeger

Die Bundesregierung übernimmt 50 Prozent der Kosten

Sima für Widmung zuständig

Die Zusage wird im Büro von Maria Vassilakou bestätigt, das Problem ist nur: Die grüne Vizebürgermeisterin ist gar nicht zuständig, das ist die rote Stadträtin Ulli Sima. Dort muss die Widmung des Parks für die Namensmauer beantragt werden, und dort heißt es: Man warte jetzt einmal auf konkrete Unterlagen, die gebe es bisher nicht.

Dabei wurde schon vor Jahren, gefördert vom Nationalfonds der Republik, eine Machbarkeitsstudie und eine Visualisierung des Projekts erstellt. Das reicht offenbar nicht. Offizieller Ansprechpartner der Stadt ist SPÖ-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der sich bisher auch nur vage zustimmend geäußert hat.

Mailath-Pokorny für Heldenplatz

Mailath-Pokorny sieht die Namensmauer als Projekt des Bundes, aus seinem Büro hört man, dass wenn, dann der Heldenplatz der beste Standort sei. Pelinka dazu: „Für mich ist das - auch wenn das nicht so intendiert sein mag - eher ein Hinausschieben. Es gibt von der Stadt Wien, von der Vizebürgermeisterin, eine klare Entscheidung zum Schmerlingplatz, und da kann morgen begonnen werden. Ich sehe nicht ein, warum die Stadt Wien sich wieder im Kreis zu drehen beginnen sollte.“

Neben der Bürokratie ist auch die finanzielle Hürde noch zu nehmen: Für zwei Millionen Euro müssen noch Sponsoren gefunden werden, was aber durch die Hälftefinanzierung durch den Bund zumindest nicht mehr aussichtslos erscheint.

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