Streit um Denkmal für Shoah-Opfer

Die Gedenkmauer mit den Namen der jüdischen Opfer der Shoah ist als Prestigeprojekt der Regierung zum Gedenkjahr 2018 angekündigt worden. Doch weder ist die Finanzierung gesichert, noch herrscht Einigkeit über den Standort.

Die Vorstellungen von Initiator Kurt Tutter sind klar: Die Gedenkstätte soll am Schmerlingplatz nahe des Parlaments errichtet werden. Doch hier beginnen die Probleme: Wiens grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou von den Grünen sagte zwar ihre Unterstützung zu, kann aber nicht über diesen Ort verfügen.

Mailath und Sima wollen Heldenplatz

Weil der Schmerlingplatz ein Park ist, fällt er in die Zuständigkeit von SPÖ-Stadträtin Ulli Sima. SPÖ-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ist für Denkmäler verantwortlich. Und beide würden die Namensmauer lieber am Heldenplatz sehen. Der sei ein würdigerer Ort und besser besucht, so die Begründung. Außerdem gehört der Heldenplatz dem Bund, und das würde die Organisation erleichtern.

Shoah-Denkmal-Visualisierung

Wehofer Architekten

Visualisierung des geplanten Denkmals am Schmerlingplatz

Verein: „Heldenplatz kommt nicht in Frage“

Der Verein ist allerdings strikt gegen den Standort Heldenplatz. Zuletzt hieß es in einem Schreiben an wien.ORF.at, dass die „ursprüngliche Zustimmung für die Namensmauern Gedenkstätte“ im Mai 2013 von Bürgermeister Michael Häupl gekommen sei. „Der Heldenplatz kommt absolut nicht einmal in Frage“, so Tutter. „Der Schmerlingplatz gewann auch die Zustimmung der von Stadtrat Mailath-Pokorny erforderten, unabhängigen Machbarkeitsstudie.“

Laut Tutter soll Stadträtin Sima vor allem um die großen Bäume im Schmerlingplatz-Park besorgt gewesen sein. „Ich habe versichert, dass die alten Bäume sorgfältig beschützt sein werden. Wir hörten keine weiteren Einwände seither. Ab 2012 haben unsere Visualisierungen die Gedenkstätte auf den Standort Schmerlingplatz gezeigt. Das war und das ist die Gedenkstätte. Mit diesen Visualisierungen haben wir letztens auch die Zustimmung der neuen Bundesregierung erworben. Dass zwei Stadträte auf einmal einen anderen Ort für die Gedenkstätte erwähnt haben, ist merkwürdig.“

Shoah-Denkmal-Visualisierung

Wehofer Architekten

Das Denkmal würde sich neben dem Parlament befinden

Hälfte der Finanzierung unsicher

Und das ist nicht der einzige Stolperstein: Die Hälfte der Kosten von rund vier Millionen Euro übernimmt der Bund. Die andere Hälfte will Tutter über Großsponsoren und die Bundesländer auftreiben. Doch der Bund kündigte an, den Vertrag für die Finanzierung erst zu unterschreiben, wenn die komplette Finanzierung steht, sagt Regierungssprecher Peter Launsky-Tieffenthal.

Für Tutter „tiefsinnige Bedeutung“

Nach dem „Anschluss“ sei es jüdischen Kinder, Frauen und Männer verboten gewesen, einen einzigen Schritt in einen Wiener Park zu machen, schrieb Tutter: „Es ist daher von tiefsinniger Bedeutung, dass wir den 65.000 österreichischen Juden die in der Shoah ermordet wurden, ihre Namen in einem Wiener Park verewigen. Das sollte die Stadt Wien an die Welt verkündigen.“

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