BauKarussell gegen Verschwendung

Das BauKarussell in Wien dreht sich nicht mit Menschen im Kreis, sondern bringt beim Abbruch eines Hauses wertvolle Baustoffe wieder in den Wirtschaftskreislauf zurück - und schafft Arbeitslätze für Jobsuchende.

Beton, Granit oder Inventar: Das BauKarussell, ein Team aus Architekten und Sozialeinrichtungen, sammelt Schutt und Abbruchmaterial auf Baustellen und macht etwas Neues daraus.

Abriss Rechenzentrum Rathaus

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74 Tonnen wurden beim Abriss des Rechenzentrums gesammelt

Markus Meissner hatte die Idee, auf Baustellen in Wien etwas ähnliches wie Mülltrennung einzuführen und diese so umweltfreundlicher zu machen: „Die Kollegen (...) sind auf die Baustelle gekommen und haben neben dem normalen Rückbau versucht, Dinge, Produkte, Baumaterialien für die Wiederverwendung und Verwertung zu finden und sehr sortenrein der Abfallwirtschaft zur Verfügung zu stellen.“

Auf der Suche nach Mobiliar, Beton, Stahl

So wurde etwa beim Abbruch des alten Rechenzentrums hinter dem Rathaus Stockwerk für Stockwerk auf der Suche nach Brauchbarem durchforstet - und einiges auch entdeckt, darunter Büromobiliar und Geschirr, das wieder verwendet wird. Die Stimmung dabei beschrieb Meissner als eine Art „Goldgräberstimmung“, man spüre die Spannung, was als nächstes gefunden wird.

Baustoffe werden zurück in den Wirtschaftskreislauf geschickt: Aus Betonmauern entsteht neuer Beton. Stahlelemente werden zu neuem Stahl verschmolzen. Insgesamt hat das BauKarussell beim Glaspalat 74 Tonnen Abfall gesammelt und auch schädliche Dämmstoffe beseitigt.

Abriss Rechenzentrum Rathaus

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Abriss des alten Rechenzentrums

Der Umweltgedanke ist Meissner wichtig. Wenn zum Beispiel mit schädlichen Stoffen nicht sorgsam umgegangen wird, „dann kann das gehen bis zu einer Grundwassergefährdung, wenn wir an die Umwelt denken, oder es kann beim Menschen dafür sorgen, wenn wir mit Asbest arbeiten, dass wir eine Krankheit aufreißen, die heißt Asbestose, das wäre Lungenkrebs“.

Jobs für Arbeitslose

Granitplatten gehören zu den ungefährlichen Funden. Sie könnten etwa auf einer Terrasse wiederverwendet werden. Dafür müssen sie aber so herausgelöst werden, dass sie für eine Wiederverwendung auch geeignet bleiben. Mit anderen Worten, hier ist oft Handarbeit nötig.

Abriss Rechenzentrum Rathaus

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Erst zupacken, dann wiederverwerten

Dafür kommen über soziale Einrichtungen arbeitslose Menschen zum Einsatz: „Im Projekt BauKarussell werden durchaus auch Tätigkeiten ausgeführt, die auch für Personen, die älter als 50 Plus sind, gut durchführbar sind. Neues Wissen zu erlangen ist für die Menschen sehr wichtig und hilft ihnen auch, sich selbst wieder zu vertrauen“, sagt Elisabeth Smith vom Demontage- und Recycling-Zentrum.

„BauKarussell“ recycelt Baustellen

Es klingt wie eine neue Attraktion im Prater: doch das BauKarussell bewegt keine Menschen, sondern Schutt von abgerissenen Häusern.

Mit Umweltpreis 2018 ausgezeichnet

Das Projekt BauKarussell ist mit dem diesjährigen Umweltpreis der Stadt Wien ausgezeichnet worden. „Das Projekt konnte sowohl mit seiner ökologischen als auch sozialen Komponente überzeugen: Als erstes Re-Use Projekt, dass sich derart großen Maßstäben bewegt, schließt es eine längst hinfällige Lücke in Österreich und schafft einen tollen Nutzen für die Umwelt.“, hieß es in der Begründung.

Jetzt wirbt das Unternehmen um das Vertrauen von Baufirmen, die bei neuen Abrissarbeiten unter dem Motto „Verwenden statt verschwenden“ am BauKarussell mitfahren wollen.

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